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Antisemitismus
Berlin verschärft nach Angriff auf jüdischen Studenten Hochschulgesetz

Berliner Hochschulen sollen Studenten nach schweren Straftaten künftig wieder exmatrikulieren, also dauerhaft von der Einrichtung verbannen können. Eine entsprechende Änderung des Hochschulgesetzes hat der schwarz-rote Senat auf den Weg gebracht.

    Der Schriftzug "Freie Universität Berlin" ist an der Fassade eines Uni-Gebäudes auf dem Campus der FU angebracht.
    Berlin will Studierende wieder von Hochschulen ausschließen können. (Monika Skolimowska / dpa / Monika Skolimowska)
    Das Vorhaben ist eine Konsequenz aus einem Angriff eines Kommilitonen auf einen jüdischen Studenten der Freien Universität vor knapp zwei Monaten. Es wird nun im Abgeordnetenhaus weiter beraten und soll dort voraussichtlich noch vor der Sommerpause verabschiedet werden. 
    Die Möglichkeit einer Exmatrikulation war erst 2021 von Rot-Grün-Rot abgeschafft worden. Seither ist Berlin nach früheren Angaben das einzige Bundesland ohne eine solch scharfe Sanktionierung - das bisher geltende Hochschulgesetz sieht höchstens ein dreimonatiges Hausverbot vor. 
    Kernpunkt der Gesetzesnovelle ist nach Angaben von Wissenschaftssenatorin Czyborra (SPD) die Wiedereinführung des Ordnungsrechts an Hochschulen. Geplant sind abgestufte Ordnungsmaßnahmen, die je nach Art und Schwere der Störung. 
    Ziel sei, einen gewalt- und angstfreien Hochschul- und Studienbetrieb zu gewährleisten, so Czyborra. Zudem müssten Mitglieder und Angehörige der Hochschulen vor Übergriffen und Diskriminierungen geschützt werden. "Wir wollen, dass die Hochschulen sichere und diskriminierungsfreie Orte sind", sagte der Regierende Bürgermeister Wegner (CDU).
    Auslöser für die Gesetzesnovelle war eine mutmaßlich antisemitisch motivierte Gewalttat Anfang Februar: Der jüdische FU-Student Lahav Shapira kam damals mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus. Ein propalästinensischer Kommilitone soll ihn auf einer Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff und einem antisemitischen Hintergrund aus. 
    Diese Nachricht wurde am 27.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.