
"Wenn das Filmteam ankommt, das wird hier gesperrt und da kommen nur die Limousinen vom Filmteam und kein Publikum und kein Einlass mehr und meistens kommen wir als letzte…"
Laurence Dehlinger zeigt auf den großen Platz vor dem Berlinale-Palast. Links und rechts stehen Absperrgitter, trennen die Stars von den Normalsterblichen. Während die einen über den roten Teppich dürfen, müssen die anderen auf kalten Steinplatten ausharren. Laurence Dehlinger zögert kurz, soll sie über den roten Teppich laufen oder lieber den Seiteneingang nehmen? Ihr Kollege Ulrich Schmieder zieht sie einfach mit.
"Die sind schon für den nächsten Film da, machen wir oder nicht, ach komm okay. Das sind alles Leute wie wir, die einfach nur einmal über den roten Teppich laufen…"
Minutiöse Planung
Die Fotografen zücken ihre Kamera, Laurence Dehlinger und Ulrich Schmieder setzten ihr nettestes Lächeln auf, laufen entspannt an ihnen vorbei. Der Gang über den roten Teppich ist für die beiden nämlich Routine. Seit 18 Jahren machen sie das. Dabei sind sie wahrhaftig keine Filmstars. Ulrich Schmieder unterrichtet normalerweise an einer Berliner Schule Geschichte und Französisch. Und Kunsthistorikerin Laurence Dehlinger führt Touristen durch die Berliner Museen. Doch wenn Berlinale ist, ist das normale Berufsleben für sie passé. Denn sie betreuen die Promis, kümmern sich vornehmlich um die französischen Filme, die im internationalen Wettbewerb laufen. Sie sind bei allen Terminen dabei, die im Zusammenhang mit der Berlinale stehen. Das setze minutiöse Planungen voraus, sagt Ulrich Schmieder.
"Und an dem Tag selber läuft alles anders ab. Aber wenn man diese Planung nicht gemacht hätte, würde man ausrasten, an dem Tag würde man am Ende des Tages heulend in der Ecke stehen. Also es ist ein ganz absurder Arbeitsprozess, dass man alles ganz genau plant und dann, aber das weiß man auch und ist darauf vorbereitet, dass in der Situation dann wieder was ganz anderes passieren kann."
Dieser Job setzt allerdings nicht nur beste Französischkenntnisse voraus.
"Man muss nett sein, ruhig, vor allem sehr ruhig, weil die Gäste nervös sind natürlich und man muss immer ganz ruhig, ganz entspannt, um die Leute betreuen zu können. Na das sind im Grunde genommen immer Ausnahmesituationen. Und wenn man dann noch selber nervös ist, wenn alle anderen schon nervös sind, das geht irgendwie nicht."
Kommt der Star im Privatjet an, steht Laurence Dehlinger schon am Gate mit einem Blumenstrauß in der Hand. Sie führt ihren Schützling zur wartenden Limousine und erzählt auf dem Weg ins Hotel ein bisschen was über Berlin. Kommt der Gast an, darf er gleich rauf ins Hotelzimmer. Die Formalitäten erledigt alle Laurence Dehlinger. Gekümmert hat sie sich schon um Gerard Depardieu, Jeanne Moreau und natürlich Catherine Deneuve.
"Sie kennt sich sehr gut aus mit zeitgenössischer Architektur. Sie fragt immer nach Museen und geht immer ins Museum. Aber ganz allein, also mit Hut und Brille, niemand erkennt sie."
"Wie alte Freunde, die man wieder trifft"
Ulrich Schmidt zeigt auf den Ausweis, der um seinen Hals baumelt. Auf der Plastikkarte sieht man sein Foto und zwei rote Balken.
"Die zwei roten Balken, das ist sozusagen der Magic. Magie. Alle Türen gehen auf, überall kommt man durch."
Auch als Gästebetreuer. Die beiden laufen in den ersten Stock des Berlinale-Palasts. An den Wänden hängen riesige, handsignierte Porträts der Stars aus dem Film "The Monuments Men": George Clooney, Matt Damon, Bill Murray und…
"Jean Dujardin hier. Das ist wie alte Freunde, die man wieder trifft. Ach ja stimmt, der war gestern, aber er ist nicht auf meinem Film und deswegen habe ich ihn auch nicht getroffen. Der ist total nett, total sympathisch, sehr witzig."
Das darf sie sich natürlich nicht anmerken lassen, wenn sie sich um einen der Filmstars kümmert. Dafür können sich Gästebetreuer andere Sachen erlauben. Zum Beispiel einen Promi aus seinem Hotelbett klingeln, damit er auch rechtzeitig zur Pressekonferenz erscheint. Und immer müssen sie dabei korrekt und höflich bleiben, auch wenn sich ein Star einmal daneben benimmt.
"Ja, aber da nenne ich keine Namen (lacht), ja es gibt Leute, die möchten wir nie wieder sehen. Nicht privat und nicht professionell."