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Berliner Hochschulen als Wirtschaftsfaktor

In den kommenden sechs Jahren wird über die Hochschulen der Deutschen Hauptstadt eine mächtige Pensionierungswelle rollen, prophezeien die Berliner Universitätspräsidenten. Mehr als 50 Prozent der zur Zeit amtierenden Hochschullehrer werden bis zum Jahr 2007 in den Ruhestand geschickt. Das bedeutet: Die Universitäten in Berlin müssen ein Lehrstuhl-Erneuerungsprogramm auflegen. Dies sei bei den gegenwärtigen Verhandlungen, über die Verlängerung der Hochschulverträge 2003 bis 2005 mit dem Land Berlin, zu berücksichtigen. "Wir befinden uns im Wettkampf", konstatierte der Präsident der Technischen Universität von Berlin, Professor Hans-Jürgen Ewers, "und wir sind für den Wettkampf schlecht gerüstet." Denn alle Unis in Deutschland stehen vor dem gleichen Problem.

    Im Vergleich zu Bayern und Baden-Württemberg, deren Lehrstuhlerneuerungsprogramme ein Umfang in Milliardenhöhe haben, befürchten die Berliner Hochschulpräsidenten, in Mittelmäßigkeit zu versinken. Das sei auch der Alptraum der Berliner Wirtschaft, wie heute ein Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, in einem Pressegespräch mit Vertretern aus der Wirtschaft und von den Hochschulen, bekräftigte. Mittelmäßige Universitäten seien ein denkbar schlechter Standortfaktor. Die Wirtschaft brauche die Wissenschaft. "Es kommt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit auf hohem Niveau an, wenn Berlin in Wirtschaft und Forschung zukunftsfähig sein will," befand Dr. Günter Stock von der Schering AG, zuständig für Forschung und Entwicklung. Die Politik dürfe keine Gelder versagen. Die Wirtschaft werde ihren Teil schon leisten.

    Die Wissenschaft sei kein Selbstzweck, pflichteten die Universitätspräsidenten bei. Die Wissenschaftsleistung der Berliner Universitäten diene der Entwicklung von Arbeitsplätzen. Hand in Hand mit den Universitätspräsidenten der Stadt, richtet die IHK einen ausdrücklichen Appell an Senat und Abgeordnetenhaus, die Berliner Hochschulen durch mehr und verlässlichere Mittelzuwendungen wettbewerbsfähig und zukunftsfähig zu machen.