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Berliner Kunsthochschule Weißensee streicht Studiengang Architektur

Die wohl größte Veränderung für die Kunsthochschule Weissensee: Sie ist seit diesem Jahr, wie alle anderen Berliner Hochschulen auch, eine Vertragshochschule und keine nachgeordnete Behörde mehr. Das heißt konkret: mehr Selbständigkeit, aber auch einen festen und, anders als früher, nicht mehr flexiblen Haushalt. Mit diesem neuen Status konnte eine Zusammenlegung der Kunsthochschule Weissensee mit anderen Hochschulen im finanziell klammen Bundesland Berlin abgewendet werden. Das hat der neue Rektor Gerhard Strehl heute noch einmal betont:

Von Victoria Eglau | 19.07.2004
    Diese Diskussion ist vom Tisch. Es gab ja auch im Vorfeld eine Expertenkommission, die alle Hochschulen bewertet hat, und eindeutig bestätigt hat, dass alle Kunsthochschulen ihr eigenes Profil haben und erhalten bleiben sollen. Darüber hinaus in verschiedenen Bereichen kooperieren sollen, aber die Eigenständigkeit soll nicht angetastet werden.

    Das sicherlich schmerzlichste Opfer, das die Kunsthochschule Weißensee angesichts begrenzter finanzieller Mittel bringen muss, ist die Einstellung des Studiengangs Architektur. Es werden keine neuen Studierenden mehr aufgenommen, aber diejenigen, die jetzt für das Fach eingeschrieben sind, können ihren Abschluss noch machen. Rektor Gerhard Strehl ist über das Ende für die Architektur an seiner Hochschule natürlich nicht gerade glücklich:

    Das ist ein Opfergang, ganz klar, dass wir das Thema Stadt, Raum und Öffentlichkeit in der Qualität, wie es bisher betrieben wurde, verlieren werden. Es gibt verschiedene Überlegungen, diese Inhalte weiter hier an der Hochschule zu installieren, weil sie für viele Studiengänge ganz wichtig sind.

    Künftig sollen an der Kunsthochschule Weissensee Bachelor- und Master-Studiengänge eingeführt werden, und zwar in den Studiengängen für Design, und für Bühnen- und Kostümbild.

    Das ist also eine Auflage, der wir uns nicht entziehen können, da gibt’s nicht mehr Diskussionen, ob oder nicht. Das ist durch die Kultusminister-Konferenz festgeschrieben worden. In den Fachgebieten der freien Kunst, also der Malerei und Bildhauerei, werden wir weiterhin dafür kämpfen, dass der Diplomstudiengang erhalten bleibt. Weil es wirklich vollkommen unsinnig ist, künstlerische Studiengänge zu modularisieren. Also, es ist nicht vorstellbar, wie das funktionieren soll.
    Eingeführt werden soll an der Kunsthochschule Weißensee übrigens auch ein sogenanntes Master 2 – Studium für Fachhochschul-Absolventen. Mit etwas gemischten Gefühlen sieht die Universitätsführung dem sogenannten Credit Point-Systems entgegen, von dem man noch nicht genau weiß, wie man es technisch bewältigen soll. Insgesamt werden aber auch Vorteile gesehen – Korektorin Heidi Brambach spricht für ihr Fach Bühnen- und Kostümbild:

    Das ist insofern ein Vorteil, dass man nach vier Jahren abgehen kann und hat einen Abschluss. Und wenn man das Diplom machen will, und gut ist, dann kann man eben den Master machen. Jetzt haben wir gerade so einen Fall von einer Studentin, die hat eine Assistenz angeboten bekommen. Und wenn jetzt der Bachelor schon wäre, könnte man sagen: Hier hast Du Deinen Abschluss.

    Was sich an der Kunsthochschule Weißensee künftig sicher auch ändern wird, ist die Verwaltungsarbeit – diskutiert wird sogar eine Zusammenlegung mit den Verwaltungen der anderen Berliner Kunsthochschulen.