Michael Thalheimer über seine Sicht auf diese Janáček-Oper. Wofür er bekannt und von manchen gefürchtet ist, musste er hier nicht machen.
Thalheimer: Ich verknappe Stücke. Aber diese Arbeit hat mir Janáček ja abgenommen. Er komponiert das in 90 Minuten. Wenn man das Gewitter von Ostrowski liest - er hat eine wirklich geniale, stringente Strichfassung gemacht. Ich hätte das nicht besser gekonnt.
Bei Thalheimer sitzt Katja in ihrem geblümten Kleid fast wie angewurzelt auf einem Stuhl am vorderen Bühnenrand. Das Gesicht anfangs tief in die Hände vergraben, gebeugt, stumm brütend. Wenn sie sich einmal löst, dann redet sie von früher.
Hinter einer Schräge sieht man die Dörfler wie auf einem Laufband gezogen vorbei marschieren. Sie beobachtend, über sie sich den Mund zerfetzend, von Thalheimer als "klaustrophische Zwangsgemeinschaft" bezeichnet, der Katja wie auch ihrem Mann und der Schwiegermutter hilflos ausgeliefert ist.
Thalheimer: Man möchte diese Figur ganz oft wach rütteln und sagen: wehr dich doch. Aber nein, es geht immer weiter, immer mehr rollt über sie. Und sie kann sich nicht entschließen und sie kann sich auch nicht wehren.
Eindrucksvoll der Schluss. Katjas Flucht aus der Ehe und auch weg von dem schwächlichen Freund in den Freitod, der Sprung in die Wolga. Die Klappe in Olaf Altmanns Bühnenbild schließt sich. Das Orchester fährt aus dem Graben hoch, nimmt Katja gleichsam in sein Bett auf.
Melanie Diener singt diese Katja. Anfangs etwas unsicher in den Höhen. Aber doch immer mehr in die Rolle sich steigernd. Vom Publikum wurde sie am meisten gefeiert. Michael Thalheimer bekam die erwarteten Buhs, gemischt mit ebenso frenetischen Bravos. Julien Salemkour leitete für seinen erkrankten Lehrer Michael Gielen die Produktion. Manchmal mit kleinen Unsicherheiten. Der erwartete Triumph des Regie-Jungstars Thalheimer war diese Kátja Kabanová wohl nicht.
Immerhin mit einem Ernst für die Sache wurde hier gearbeitet, den man bei der Neuproduktion von Mozarts Figaro an der benachbarten Komischen Oper vermisst. Barry Kosky inszeniert hier. Höhepunkt die Hochzeit, die Kosky als jüdische arrangiert. Aus Mozarts Musik wollte der australische Regisseur Orientalisches herausgehört haben. Indes sucht die versammelte Hochzeitsgesellschaft vor allem nach den verlorenen Kontakt-Linsen der Braut.
Witzig war da viel gemeint. Schon im ersten Bild die Zimmer-Vermessung. Das Apartment, das der Graf für das junge Brautpaar zugedacht hatte: eine schuhschachtelgroße Durchreiche mit Luken, in denen der Graf seine diversen Mädchen versteckt hält. Die Personalversammlung des gesamten Schlossgesindes dort: ein Hochgefühl wie in der Sardinenbüchse.
Oder die Gartenparty. Zentnerweise Äpfel werden dazu aus einer turmartigen Schütte auf die Spielfläche gekippt als Versteck. Und immerhin - sie vertreiben den Alkoholdunst der reichlich bechernden und über die sonst leere Szene torkelnden Hochzeits-Gesellschaft mit angenehm fruchtigem Wohlgeruch, auch wenn Cherubino, angeduselt wie er ist, den Haufen mit einem Pissoir verwechselt.
Späße dieses Kalibers prägen Barrie Koskys Figaro. Immerhin gesungen wird auf hohem Niveau. Zumal Maria Bengtsson als Gräfin und Brigitte Geller als Susanne können beeindrucken. Kirill Petrenko hat sein Orchester bestens präpariert. Sein Mozart-Klang ist präzis, geschliffen, fein abgestuft. Das Publikum zeigte sich trotz kleiner Havarien am Premierenabend beifallsfreudig.
Hinwegtäuschen kann das indes nicht über die gähnende Langeweile, die solch boulevardeske Knallfrosch-Komik auch bewirken kann. Mozart in der Bütt, das Verfallsdatum ist absehbar.
Thalheimer: Ich verknappe Stücke. Aber diese Arbeit hat mir Janáček ja abgenommen. Er komponiert das in 90 Minuten. Wenn man das Gewitter von Ostrowski liest - er hat eine wirklich geniale, stringente Strichfassung gemacht. Ich hätte das nicht besser gekonnt.
Bei Thalheimer sitzt Katja in ihrem geblümten Kleid fast wie angewurzelt auf einem Stuhl am vorderen Bühnenrand. Das Gesicht anfangs tief in die Hände vergraben, gebeugt, stumm brütend. Wenn sie sich einmal löst, dann redet sie von früher.
Hinter einer Schräge sieht man die Dörfler wie auf einem Laufband gezogen vorbei marschieren. Sie beobachtend, über sie sich den Mund zerfetzend, von Thalheimer als "klaustrophische Zwangsgemeinschaft" bezeichnet, der Katja wie auch ihrem Mann und der Schwiegermutter hilflos ausgeliefert ist.
Thalheimer: Man möchte diese Figur ganz oft wach rütteln und sagen: wehr dich doch. Aber nein, es geht immer weiter, immer mehr rollt über sie. Und sie kann sich nicht entschließen und sie kann sich auch nicht wehren.
Eindrucksvoll der Schluss. Katjas Flucht aus der Ehe und auch weg von dem schwächlichen Freund in den Freitod, der Sprung in die Wolga. Die Klappe in Olaf Altmanns Bühnenbild schließt sich. Das Orchester fährt aus dem Graben hoch, nimmt Katja gleichsam in sein Bett auf.
Melanie Diener singt diese Katja. Anfangs etwas unsicher in den Höhen. Aber doch immer mehr in die Rolle sich steigernd. Vom Publikum wurde sie am meisten gefeiert. Michael Thalheimer bekam die erwarteten Buhs, gemischt mit ebenso frenetischen Bravos. Julien Salemkour leitete für seinen erkrankten Lehrer Michael Gielen die Produktion. Manchmal mit kleinen Unsicherheiten. Der erwartete Triumph des Regie-Jungstars Thalheimer war diese Kátja Kabanová wohl nicht.
Immerhin mit einem Ernst für die Sache wurde hier gearbeitet, den man bei der Neuproduktion von Mozarts Figaro an der benachbarten Komischen Oper vermisst. Barry Kosky inszeniert hier. Höhepunkt die Hochzeit, die Kosky als jüdische arrangiert. Aus Mozarts Musik wollte der australische Regisseur Orientalisches herausgehört haben. Indes sucht die versammelte Hochzeitsgesellschaft vor allem nach den verlorenen Kontakt-Linsen der Braut.
Witzig war da viel gemeint. Schon im ersten Bild die Zimmer-Vermessung. Das Apartment, das der Graf für das junge Brautpaar zugedacht hatte: eine schuhschachtelgroße Durchreiche mit Luken, in denen der Graf seine diversen Mädchen versteckt hält. Die Personalversammlung des gesamten Schlossgesindes dort: ein Hochgefühl wie in der Sardinenbüchse.
Oder die Gartenparty. Zentnerweise Äpfel werden dazu aus einer turmartigen Schütte auf die Spielfläche gekippt als Versteck. Und immerhin - sie vertreiben den Alkoholdunst der reichlich bechernden und über die sonst leere Szene torkelnden Hochzeits-Gesellschaft mit angenehm fruchtigem Wohlgeruch, auch wenn Cherubino, angeduselt wie er ist, den Haufen mit einem Pissoir verwechselt.
Späße dieses Kalibers prägen Barrie Koskys Figaro. Immerhin gesungen wird auf hohem Niveau. Zumal Maria Bengtsson als Gräfin und Brigitte Geller als Susanne können beeindrucken. Kirill Petrenko hat sein Orchester bestens präpariert. Sein Mozart-Klang ist präzis, geschliffen, fein abgestuft. Das Publikum zeigte sich trotz kleiner Havarien am Premierenabend beifallsfreudig.
Hinwegtäuschen kann das indes nicht über die gähnende Langeweile, die solch boulevardeske Knallfrosch-Komik auch bewirken kann. Mozart in der Bütt, das Verfallsdatum ist absehbar.