Vor allem nachts ist die Berliner Kochstrasse ein zugiger, trostloser Ort. Hier, wo der Axel Springer Verlag seinen Hauptsitz hat, werden mit Büroschluss die Bürgersteige hochgeklappt. Die Blindenzeichen an den Ampeln klacken einsam vor sich hin.
Nichts erinnert hier mehr daran, dass dies der einst von vielen meistgehasste Ort der Bundesrepublik Deutschland war. Als am 11.April 1968 5000 Menschen vor dem Springergebäude demonstrierten, mit Holzstöcken bewaffnet den Eingang zu stürmen versuchten, fünf Zeitungs-LKW des Konzerns in Brand setzten und zehn weitere umstürzten, und sich ähnliche Aktionen vor anderen Springerhäusern in ganz Westdeutschland wiederholten, waren dies die schlimmsten Straßenschlachten seit der Weimarer Republik.
O-Ton "Entfernen Sie sich aus diesem Bereich und aus dieser unerlaubten Ansammlung. Entfernen sie sich sofort! "
Der Grund: Die Studenten wollten mehr direkte Demokratie, weniger Vietnamkrieg und kapitalistische Ausbeutung und sie wollten Springer Grenzen setzen. Denn Springers Bildzeitung hetzte gegen Dutschke und die Bewegung bis ein verwirrter Arbeiter ihn am 11. April niederschoss, was die Unruhen auslöste. "Enteignet Springer" wurde schließlich zum Wahlspruch für eine ganze Generation.
Dass nun eine Rudi-Dutschke-Strasse bald an die Axel Springer Strasse und den Hauptsitz des Konzerns grenzen soll, könnte als ein ironisches Zeichen gelten für einen vielleicht sogar gelungenen Marsch durch die Institutionen. Doch es ist wohl nichts als ein Zeichen für einen PR-Gag der Marketingabteilung der tageszeitung "taz", die den Namen Dutschke im Briefkopf stehen haben will. Andere Gründe fielen den inhaltlich Verantwortlichen Initiatoren der Umbenennung aus der "taz" jedenfalls nicht ein. Zeitzeuge und Chefkommentator Christian Semler befiel bei der Frage an seinem Schreibtisch sitzend "Husten" - er kann nicht reden - die Chefredaktion plagt plötzliche "Heiserkeit".
Ähnliche Resultate ergibt eine Anfrage beim Bezirksamt. Wer möchte den Namen Rudi-Dutschke-Straße aussprechen? Der zuständige grüne Stadtrat Dr. Franz Schulz ist abgetaucht. Und noch nicht mal der CDU-Führung fallen derzeit gewichtige Argumente ein. Oder was spricht eigentlich gegen eine Rudi-Dutschke-Straße? Kreisvorsitzender Kurt Wansner:
"Wenn wir ehrlich sind, so richtig nichts, wenn eine Straße, die zweitrangig gewesen wäre oder die nicht gerade die Kochstrasse gewesen wäre, hätten wir nichts dagegen gehabt und hätten natürlich auch kein Bürgerbegehren dagegen gemacht."
Der Widerstand der CDU, die großangelegte Unterschriftensammlung, der erzwungene Bürgerentscheid mit voraussichtlichen Kosten von mehreren 100.000 Euro, all die Arbeit des letzten Jahres, so Wansner, sei allein gewesen, um die kleingewerbetrebenden Anlieger der jetzigen Kochstrasse vor dem Umdrucken ihrer Visitenkarten zu bewahren.
Bei der Umbenennung Ostberliner Straßennamen zu Wendezeiten war man freilich nicht so rücksichtsvoll aufgetreten, weshalb die PDS die Dutschke-Straßenumbenennung herzlich begrüßt haben mag. Die Kochstraße liegt schließlich im Westen. Wer beim derzeitigen Berliner Briefköpferollenlassen am Ende gewinnt, wird sich am 21. Januar zum Bürgerentscheid zeigen. Die Geschichte, das lässt sich gegenwärtig wohl schon sagen, wiederholt sich beizeiten als Farce. Und: Auch die Rudi-Dutschke-Straße wird ein zugiger trostloser Ort sein.
Nichts erinnert hier mehr daran, dass dies der einst von vielen meistgehasste Ort der Bundesrepublik Deutschland war. Als am 11.April 1968 5000 Menschen vor dem Springergebäude demonstrierten, mit Holzstöcken bewaffnet den Eingang zu stürmen versuchten, fünf Zeitungs-LKW des Konzerns in Brand setzten und zehn weitere umstürzten, und sich ähnliche Aktionen vor anderen Springerhäusern in ganz Westdeutschland wiederholten, waren dies die schlimmsten Straßenschlachten seit der Weimarer Republik.
O-Ton "Entfernen Sie sich aus diesem Bereich und aus dieser unerlaubten Ansammlung. Entfernen sie sich sofort! "
Der Grund: Die Studenten wollten mehr direkte Demokratie, weniger Vietnamkrieg und kapitalistische Ausbeutung und sie wollten Springer Grenzen setzen. Denn Springers Bildzeitung hetzte gegen Dutschke und die Bewegung bis ein verwirrter Arbeiter ihn am 11. April niederschoss, was die Unruhen auslöste. "Enteignet Springer" wurde schließlich zum Wahlspruch für eine ganze Generation.
Dass nun eine Rudi-Dutschke-Strasse bald an die Axel Springer Strasse und den Hauptsitz des Konzerns grenzen soll, könnte als ein ironisches Zeichen gelten für einen vielleicht sogar gelungenen Marsch durch die Institutionen. Doch es ist wohl nichts als ein Zeichen für einen PR-Gag der Marketingabteilung der tageszeitung "taz", die den Namen Dutschke im Briefkopf stehen haben will. Andere Gründe fielen den inhaltlich Verantwortlichen Initiatoren der Umbenennung aus der "taz" jedenfalls nicht ein. Zeitzeuge und Chefkommentator Christian Semler befiel bei der Frage an seinem Schreibtisch sitzend "Husten" - er kann nicht reden - die Chefredaktion plagt plötzliche "Heiserkeit".
Ähnliche Resultate ergibt eine Anfrage beim Bezirksamt. Wer möchte den Namen Rudi-Dutschke-Straße aussprechen? Der zuständige grüne Stadtrat Dr. Franz Schulz ist abgetaucht. Und noch nicht mal der CDU-Führung fallen derzeit gewichtige Argumente ein. Oder was spricht eigentlich gegen eine Rudi-Dutschke-Straße? Kreisvorsitzender Kurt Wansner:
"Wenn wir ehrlich sind, so richtig nichts, wenn eine Straße, die zweitrangig gewesen wäre oder die nicht gerade die Kochstrasse gewesen wäre, hätten wir nichts dagegen gehabt und hätten natürlich auch kein Bürgerbegehren dagegen gemacht."
Der Widerstand der CDU, die großangelegte Unterschriftensammlung, der erzwungene Bürgerentscheid mit voraussichtlichen Kosten von mehreren 100.000 Euro, all die Arbeit des letzten Jahres, so Wansner, sei allein gewesen, um die kleingewerbetrebenden Anlieger der jetzigen Kochstrasse vor dem Umdrucken ihrer Visitenkarten zu bewahren.
Bei der Umbenennung Ostberliner Straßennamen zu Wendezeiten war man freilich nicht so rücksichtsvoll aufgetreten, weshalb die PDS die Dutschke-Straßenumbenennung herzlich begrüßt haben mag. Die Kochstraße liegt schließlich im Westen. Wer beim derzeitigen Berliner Briefköpferollenlassen am Ende gewinnt, wird sich am 21. Januar zum Bürgerentscheid zeigen. Die Geschichte, das lässt sich gegenwärtig wohl schon sagen, wiederholt sich beizeiten als Farce. Und: Auch die Rudi-Dutschke-Straße wird ein zugiger trostloser Ort sein.