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Berlusconi stößt Sparfußball-Debatte an

Einst schwamm Italiens Serie A im Geld und die Fußball-Weltstars zog es ins Paradies für Profi-Kicker. Zum Saisonstart geht der Serie A das Geld aus, die Stars wandern ab. AC Mailands Klubchef Silvio Berlusconi fordert deshalb eine europaweite Begrenzung für Fußballergehälter.

Von Bernhard Krieger | 24.08.2009
    "Mamma mia!"

    So hatte sich Inter Mailands Trainer José Mourinho den Start in die neue Saison nicht vorgestellt. 1:1 zu Hause gegen Bari – das war blamabel für den Meister. Der Fehlstart tut dem Top-Favoriten richtig weh. Nicht nur weil die Titelrivalen Juventus Turin und AC Mailand siegten, sondern vor allem, weil sich Mourinho vor dem Ligastart so weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Weil Italiens Nationaltrainer Marcello Lippi es wagte, Juve zum Meisterschaftsfavoriten zu erklären, ging der Portugiese auf die Barrikaden. In seiner Arroganz fasste er Lippis Tipp wie eine Majestätsbeleidigung auf und legte sich mit der halben Liga an. Als Contra kam, meinte Mourinho lässig. Er liebe "das Geschrei seiner Feinde".

    Nun schreien sie nicht mehr, sie lachen – voller Schadenfreude. Auch beim AC Mailand, der nun für das Derby am Samstag gegen Inter seine Chance wittert. Zu großer Schadenfreude besteht aber kein Grund. Die Serie A plagen schließlich große Sorgen. Spanien und England haben Italiens Fußballliga längst abgehängt – sportlich und wirtschaftlich.

    Italiens Stadien sind veraltet, moderne Arenen wie die in Turin noch im Bau, viele Superstars wandern ab und die Neuzugänge kommen oft nur noch aus der zweiten Reihe. Die Serie verliert an Attraktivität und dem einstigen Lire-Paradies geht das Geld aus. Deshalb fordert Milan-Chef Silvio Berlusconi jetzt eine europaweite Obergrenze für Spielergehälter. Selbst wenn man die Gehälter halbiere, seien sie noch der Wahnsinn und in der Wirtschaftskrise nicht mehr aufzubringen, klagt Berlusconi. Früher trieb er beim Millionen-Poker auf dem Transfermarkt selbst die Preise hoch – heute geht Berlusconi auf Sparkurs – so ließ er Superstar Brasiliens Kaká für 65 Millionen Euro zu Real Madrid ziehen, um mit dem Geld die Löcher in der Bilanz zu stopfen. Mit UEFA-Präsident Michel Platini habe er schon gesprochen, erklärte Berlusconi. Italien solle aber notfalls allein vorangehen, fordern Klub-Präsidenten wie Lazio-Chef Claudio Lotito. Ein entsprechendes Gesetz müsse her. Eigentlich kein Problem für den schier allmächtigen Berlusconi. Schließlich ist der Milan-Boss ja auch Italiens Regierungschef. Man könnte glatt meinen, er habe hier den Ball über Bande gespielt. Erst hat er als zum Sparen gezwungener Milan-Boss eine Begrenzung der Spielergehälter in den Raum geworfen, um sich dann von der Liga in seiner Funktion als Regierungschef um eben diese Limitierung der Fußballer-Gehälter bitten zu lassen. "Non c´è male" – nicht schlecht Signor Berlusconi!