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Bernd Neumann: "Ein gutes Team"

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat eine weitere Förderung der Bayreuther Festspiele durch den Bund zugesagt. Nach der Ankündigung von Festspielchef Wolfgang Wagner, sich unter bestimmten Bedingungen zurückzuziehen, sei man auf einem guten Weg. Wagner hatte zugestimmt, dass seine Töchter Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner die Festspielleitung übernehmen sollen. "Das sind zwei qualifizierte Frauen, Eva mit großer Erfahrung im Bereich von Festspielleitung und Katharina, eine junge dynamische Frau, Erfahrungen bei Inszenierungen. Und beides zusammen könnte aus unserer Sicht, wenn die Konzeption stimmt, ein gutes Team werden", so Neumann.

    Michael Köhler: Ende April, da tagt in Bayreuth der Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele, um über die Zukunft der Leitung auf dem Grünen Hügel zu sprechen und zu entscheiden. Der greise Patriarch Wolfgang Wagner hat sich lange einer Nachfolgeregelung widersetzt. Der Vorschlag, dass Tochter Katharina zusammen mit Dirigent Christian Thielemann und Manager Peter Ruzicka die Leitung als Triumvirat quasi übernehmen, fand keine Zustimmung. Nun hat es eine Wende im Wagner-Clan gegeben, eine Art Frauenwunder. Die Tochter Eva Wagner-Pasquier aus erster Ehe, erfahrene Festspielleiterin in Frankreich und Künstlerscout in Europa, und die 29-jährige Regisseurin und Tochter Katharina aus zweiter Ehe sollen zusammen Bayreuth leiten künftig. Bund, Land Bayern und Freundeskreis finanzieren die Wagner-Festspiele. Ich habe Kulturstaatsminister Bernd Neumann gefragt, was er von der Lösung hält, wie das Engagement des Bundes für Bayreuth aussieht und wann es die Wende gab.

    Bernd Neumann: Nach dem Brief von Wolfgang Wagner, in dem er seine Bereitschaft bekundete, sich zurückzuziehen, wenn die beiden Töchter von ihm mit der Leitung der Festspiele beauftragt werden, dieser Brief hat ja dazu geführt, dass Thomas Goppel in Absprache mit mir diese beiden Damen aufgefordert hat, bis zur nächsten Sitzung ein tragfähiges Konzept für die Zukunft der Festspiele, für seine Leitung, für seine Strukturen, für sein Programm vorzulegen, über das wir denn entscheiden können. Deswegen glaube ich, dass wir auf einem guten Weg sind. Das sind zwei qualifizierte Frauen, Eva mit großer Erfahrung im Bereich von Festspielleitung und Katharina, eine junge, dynamische Frau, Erfahrungen bei Inszenierungen. Und beides zusammen könnte aus unserer Sicht, wenn die Konzeption stimmt, ein gutes Team werden.

    Köhler: Tradition der starken Frauen auf dem Grünen Hügel. Es bleibt beim Engagement des Bundes, was den Umfang angeht?

    Neumann: Ja. Aber dieses Engagement kann nur fortgesetzt werden, wenn sich was auf dem Hügel verändert. Es müssen die Weichen für die Zukunft gestellt werden, damit wieder angeknüpft werden kann in der Qualität der Festspiele an frühere Zeiten. Aber da dies passiert, gibt es auch keinen Grund für den Bund, sich aus seiner finanziellen Mitverantwortung zurückzuziehen.

    Köhler: Stichwort finanzielle Verantwortung. Sie haben ein Konzept aufgelegt, ein Gedenkstättenkonzept, was sehr umfangreich ist, sowohl was die Ausgestaltung angeht als auch die Finanzierung. Wie sieht das aus, und was haben Sie künftig vor?

    Neumann: Nun ja, dieses Konzept knüpft an das meiner Vorgänger, praktisch aus dem Jahre 1999. Es geht um die weitere Aufarbeitung der beiden schrecklichen Diktaturen in Deutschland, also der NS-Diktatur mit dem Holocaust, der einzigartig ist und auch dementsprechend gewürdigt und behandelt werden muss, wie auch der Aufarbeitung der SED-Diktatur, wo wir noch mittendrin sind, und wo es auch einen beträchtlichen Nachholbedarf gibt.

    Köhler: Das heißt, in den neuen Ländern wird es künftig noch mehr Gedenkstätten geben?

    Neumann: Es gibt mittlerweile eine Reihe von Erinnerungsorten. Wir wollen dies ein Stück systematisieren. Wir wollen dies thematisch einbetten. Nicht alles, was es gibt, kann gefördert werden. Aber wir haben im Grunde fünf Kategorien, nach denen wir in Berlin und in den neuen Bundesländern die Aufarbeitung der SED-Diktatur auch in Verbindung mit der Erinnerungsorten und -stätten behandeln wollen.

    Köhler: Herr Minister, ist es richtig, dass Sie einen beträchtlichen Betrag, eine große Summe von über 40 Millionen für die Gedenkstätten künftig bereitgestellt haben?

    Neumann: Bisher wurden für diesen Bereich zehn Millionen ausgegeben. Die Summe ist bereits in diesem Jahr verdoppelt worden. Nun will ich, bevor Haushaltsausschuss und auch Finanzminister nicht einbezogen wurden ...

    Köhler: Er ist ja im Moment recht rigide, was das Streichen angeht?

    Neumann: ... ja, keine Ankündigung machen. Der Hauptpunkt ist auch nicht das Geld. Natürlich werden wir das notwendige Geld, was zur Erhaltung insbesondere der KZ-Gedenkstätten nötig ist, was für die Stätten, die an die SED-Diktatur erinnern, aufgebracht werden muss, in dem vertretbaren Umfang aufbringen. Wichtiger ist die inhaltliche Diskussion. Wichtiger ist gerade, was den SED-Bereich angeht, die Thematisierung. Und was die NS-Gedenkstätten angeht, ist eine Menge getan. Auch hier gibt es einen Nachholbedarf. Aber wichtig ist, gerade bei der NS-Diktatur in Verbindung mit dem Holocaust, dass wir dazu beitragen durch Aufarbeitung, dass diese Dinge niemals vergessen werden.

    Köhler: Sagt Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum Engagement in Bayreuth und zur Gedenkstättenpolitik.