Rainer B. Schossig: Random House, das ist ja bekanntlich eine Bertelsmann-Tochter, darf man nun also eigentlich einfach auch sagen, Bertelsmann steigt ins Filmgeschäft ein?
Joachim Güntner: Ja, ich finde auch, ich finde, das kann man auf jeden Fall sagen und ich finde auch, dass das gar nicht weiter verwunderlich ist. Also, es gibt sozusagen erst mal den Konzerneffekt, den Sie sehen. Bertelsmann kommt traditionell vom Buch her, in Gütersloh, aber ist ja schon lange im Musikgeschäft und ist ja auch beim Privatfernsehen dabei und hat jetzt sozusagen sein Geschäft noch weiter diversifiziert, wie man so schön sagt. Es ist auch ein Zeichen dafür, glaube ich, dass es dem Haus gut geht. Die Zahlen, die man immer wieder, die Geschäftsberichte, die man bekommt, sehen gut aus. Würde es dem Konzern schlecht gehen, dann würde man sich wahrscheinlich auf das so genannte Kerngeschäft besinnen wollen. Dass man jetzt die Aktivitäten ausweitet, ist dafür ein Zeichen, dass es eben nicht schlecht geht.
Schossig: Was aber nun erhofft sich Random House von so einem solchen Schritt, doch nicht nur einen Anteil an den Einnahmen an den Kinokassen?
Güntner: Man muss dazu sagen, dass die Werbeeffekte für das Buch einfach ganz enorm sind, bei diesen Fällen. Ich habe neulich eine kleine Recherche gehabt, da habe ich den Kinderbuchmarkt ein bisschen nachgefragt bei den großen Buchhandlungen in Deutschland, Thalia, Hugendubel und so weiter. Welchen Einfluss solche Verfilmungen wie Harry Potter und die Narnia-Chroniken auf das Buchgeschäft haben. Das ist nicht nur so, dass da einzelne zurzeit gerade verfilmte Titel dann in die Bestsellerlisten kommen, sondern die gesamte Backlist des Autors wird durch diese Geschichten wieder in den Buchverkauf gehoben. Also, das ist ungemein lukrativ. Zum Beispiel gibt es eine Kinderbuchreihe oder Jugendbuchreihe, die heißt die "Wilden Fußballkerle", die ist überhaupt erst durch Verfilmungen groß geworden. Man ist also in der Lage, mit Verfilmungen Bestsellererfolge überhaupt erst zu generieren.
Schossig: Aber, Herr Güntner, das ist ja nun so, diese Narnia-Filmreihe zum Beispiel, das ist ein ungeheures Publikations- und Merchandising-Programm, eine Kampagne, die auch tief gestaffelt ist, breit gestreut, zugleich auch Ausdruck eines ganz merkwürdigen Umorientierungsprozesses der Major-Companys in Hollywood, das ist ja nicht einfach nur durch eine Verlagsstrategie zu toppen oder nachzuahmen.
Güntner: Nachzuahmen nicht, aber ich denke schon, ich meine die Idee dazu hat ja ein Lektor bei Random House [...] gehabt, der selbst seit 1980 bei Random House lektoriert, einen eigenen Verlag mittlerweile hat, auch selbst unter Pseudonym Drehbücher und Bestseller produziert. Hier hat sicherlich sozusagen jemand sein eigenes Geschäft der Geschäftsführung [...] schmackhaft machen können. Aber ich glaube, es ist schon bezeichnend, dass ist wirklich ein Effekt, aber erst mal das man denkt, Ausweitung der Konzernaktivitäten in einem Sektor, der lukrativ ist und man muss ja auch dazu sagen, auch das Umfeld stimmt ja. Also, selbst Fachfremde sind im Filmgeschäft dabei. Nehmen Sie die Kaffeekette Starbucks beispielsweise, die hat jetzt gerade im Januar eine Kooperation mit dem Filmstudio Lion Gate angekündigt und damit den Einstieg auch ins Filmgeschäft erklärt. Und die sind beispielsweise auch schon im Musikgeschäft mit drin. Also darum liegt das für mich gar nicht, von der Konzernseite her, gar nicht so weit ab, dass Bertelsmann diesen Weg geht und dass die Idee aus dem eigenen Buchbetrieb kommt, vom einem Lektor bei Random House weist einfach darauf hin, dass man sich wirklich effektive Werbemaßnahmen und Erweiterung der Leserkreise auch für das Buchgeschäft verspricht.
Schossig: Es liegen ja nun diese erfolgreichen Joint-Ventures zwischen Film- und Buchbranche gleichsam bei Schritt und Tritt auf der Straße. Sie haben ja auch schon zwei erwähnt, Harry Potter und Narnia, mittlerweile sind ja fast alle bedeutenden Bücher der Weltliteratur ein- oder auch mehrfach verfilmt worden. Kann man erkennen, was Random House hier nun anders machen will, haben die ein eigenes Rezept?
Güntner: Rezept nicht. Aber das ist immer ganz merkwürdig. Also das führt auch in der Regel auch zu viel Häme beim Publikum, weil Bertelsmann, wir denken da immer gleich an Mainstream-Literatur und sind gar nicht gut auf die zu sprechen von der literaturkritischen Seite her, aber Bertelsmann versucht hier gegen dieses Image immer anzukämpfen, auch jetzt ist es wieder bezeichnend, dass man gesagt hat, nein, so Bestsellerverfilmungen à la John Grisham, das überlassen wir den großen Studios. Wir machen die feinen Geschichten, klar wir machen auch mal Familienromane und Mainstream, aber wir wollen doch ein bisschen politisch wirken. Sehen sie sich den Film an jetzt, den man macht, von Yasmina Khadra, "The Attack". Bertelsmann hat da ein ganz eigentümliches ethisches Selbstbild. Die propagieren Zivilgesellschaft, Humanität, Demokratie, die Werte der Familie. Und auf dieser ideologischen Linie liegt auch dieser erste Film. Ich sage nicht, dass alle Filme auf dieser ideologischen Linie liegen werden, aber es ist sozusagen als Auftakt, als Auftakt ist es bedeutsam, und ich glaube man kann, wie immer sich dieser Impuls später im Geschäftlichen verlieren wird und man ideologiekritisch das Ganze wieder betrachten kann: Man muss einfach sehen, diese moralischen Beweggründe, wenn sie das zulassen, diesen Ausdruck, spielen auch bei dem Zuschnitt eines solchen Repertoires bei Bertelsmann immer eine Rolle.
Schossig: Das ist ja auffällig, dass es sich um politische Orientierung handelt und eben doch nicht so, oder ist das ein falschen Blick, den man da hat, bei dem Thema?
Güntner: Also zumindest ist es eins, dass man die feinen politischen Projekte machen will, so ist es zumindest annonciert, auf der anderen Seite hat ja Stuart Applebaum, der Random-House-Sprecher auch schon gesagt, es würde keine Grenzen geben. Also es würde Familienfilme geben, Dokumentationen, Genrefilme, Mainstream das sei alles möglich. Als Faustregel für die Nutzungseffekte gilt natürlich immer im Buchmarkt, Nebenrechte, ob das eine Filmlizenz ist oder eine Taschenbuchlizenz, selber zu vermarkten ist auf die Dauer lukrativer als Lizenzen an Dritte zu geben. Voraussetzung, man ist groß genug, als Unternehmen, das ist bei Bertelsmann zweifellos der Fall.
Schossig: Der Film zum Buch also als willkommenes Zubrot in der Konzernkasse. Joachim Güntner über die Aussichtender New Yorker Verlagsgruppe Random House bei ihrem Einstieg ins Filmgeschäft sozusagen mit Beiträgen zur politisch-moralischen Aufrüstung.
Joachim Güntner: Ja, ich finde auch, ich finde, das kann man auf jeden Fall sagen und ich finde auch, dass das gar nicht weiter verwunderlich ist. Also, es gibt sozusagen erst mal den Konzerneffekt, den Sie sehen. Bertelsmann kommt traditionell vom Buch her, in Gütersloh, aber ist ja schon lange im Musikgeschäft und ist ja auch beim Privatfernsehen dabei und hat jetzt sozusagen sein Geschäft noch weiter diversifiziert, wie man so schön sagt. Es ist auch ein Zeichen dafür, glaube ich, dass es dem Haus gut geht. Die Zahlen, die man immer wieder, die Geschäftsberichte, die man bekommt, sehen gut aus. Würde es dem Konzern schlecht gehen, dann würde man sich wahrscheinlich auf das so genannte Kerngeschäft besinnen wollen. Dass man jetzt die Aktivitäten ausweitet, ist dafür ein Zeichen, dass es eben nicht schlecht geht.
Schossig: Was aber nun erhofft sich Random House von so einem solchen Schritt, doch nicht nur einen Anteil an den Einnahmen an den Kinokassen?
Güntner: Man muss dazu sagen, dass die Werbeeffekte für das Buch einfach ganz enorm sind, bei diesen Fällen. Ich habe neulich eine kleine Recherche gehabt, da habe ich den Kinderbuchmarkt ein bisschen nachgefragt bei den großen Buchhandlungen in Deutschland, Thalia, Hugendubel und so weiter. Welchen Einfluss solche Verfilmungen wie Harry Potter und die Narnia-Chroniken auf das Buchgeschäft haben. Das ist nicht nur so, dass da einzelne zurzeit gerade verfilmte Titel dann in die Bestsellerlisten kommen, sondern die gesamte Backlist des Autors wird durch diese Geschichten wieder in den Buchverkauf gehoben. Also, das ist ungemein lukrativ. Zum Beispiel gibt es eine Kinderbuchreihe oder Jugendbuchreihe, die heißt die "Wilden Fußballkerle", die ist überhaupt erst durch Verfilmungen groß geworden. Man ist also in der Lage, mit Verfilmungen Bestsellererfolge überhaupt erst zu generieren.
Schossig: Aber, Herr Güntner, das ist ja nun so, diese Narnia-Filmreihe zum Beispiel, das ist ein ungeheures Publikations- und Merchandising-Programm, eine Kampagne, die auch tief gestaffelt ist, breit gestreut, zugleich auch Ausdruck eines ganz merkwürdigen Umorientierungsprozesses der Major-Companys in Hollywood, das ist ja nicht einfach nur durch eine Verlagsstrategie zu toppen oder nachzuahmen.
Güntner: Nachzuahmen nicht, aber ich denke schon, ich meine die Idee dazu hat ja ein Lektor bei Random House [...] gehabt, der selbst seit 1980 bei Random House lektoriert, einen eigenen Verlag mittlerweile hat, auch selbst unter Pseudonym Drehbücher und Bestseller produziert. Hier hat sicherlich sozusagen jemand sein eigenes Geschäft der Geschäftsführung [...] schmackhaft machen können. Aber ich glaube, es ist schon bezeichnend, dass ist wirklich ein Effekt, aber erst mal das man denkt, Ausweitung der Konzernaktivitäten in einem Sektor, der lukrativ ist und man muss ja auch dazu sagen, auch das Umfeld stimmt ja. Also, selbst Fachfremde sind im Filmgeschäft dabei. Nehmen Sie die Kaffeekette Starbucks beispielsweise, die hat jetzt gerade im Januar eine Kooperation mit dem Filmstudio Lion Gate angekündigt und damit den Einstieg auch ins Filmgeschäft erklärt. Und die sind beispielsweise auch schon im Musikgeschäft mit drin. Also darum liegt das für mich gar nicht, von der Konzernseite her, gar nicht so weit ab, dass Bertelsmann diesen Weg geht und dass die Idee aus dem eigenen Buchbetrieb kommt, vom einem Lektor bei Random House weist einfach darauf hin, dass man sich wirklich effektive Werbemaßnahmen und Erweiterung der Leserkreise auch für das Buchgeschäft verspricht.
Schossig: Es liegen ja nun diese erfolgreichen Joint-Ventures zwischen Film- und Buchbranche gleichsam bei Schritt und Tritt auf der Straße. Sie haben ja auch schon zwei erwähnt, Harry Potter und Narnia, mittlerweile sind ja fast alle bedeutenden Bücher der Weltliteratur ein- oder auch mehrfach verfilmt worden. Kann man erkennen, was Random House hier nun anders machen will, haben die ein eigenes Rezept?
Güntner: Rezept nicht. Aber das ist immer ganz merkwürdig. Also das führt auch in der Regel auch zu viel Häme beim Publikum, weil Bertelsmann, wir denken da immer gleich an Mainstream-Literatur und sind gar nicht gut auf die zu sprechen von der literaturkritischen Seite her, aber Bertelsmann versucht hier gegen dieses Image immer anzukämpfen, auch jetzt ist es wieder bezeichnend, dass man gesagt hat, nein, so Bestsellerverfilmungen à la John Grisham, das überlassen wir den großen Studios. Wir machen die feinen Geschichten, klar wir machen auch mal Familienromane und Mainstream, aber wir wollen doch ein bisschen politisch wirken. Sehen sie sich den Film an jetzt, den man macht, von Yasmina Khadra, "The Attack". Bertelsmann hat da ein ganz eigentümliches ethisches Selbstbild. Die propagieren Zivilgesellschaft, Humanität, Demokratie, die Werte der Familie. Und auf dieser ideologischen Linie liegt auch dieser erste Film. Ich sage nicht, dass alle Filme auf dieser ideologischen Linie liegen werden, aber es ist sozusagen als Auftakt, als Auftakt ist es bedeutsam, und ich glaube man kann, wie immer sich dieser Impuls später im Geschäftlichen verlieren wird und man ideologiekritisch das Ganze wieder betrachten kann: Man muss einfach sehen, diese moralischen Beweggründe, wenn sie das zulassen, diesen Ausdruck, spielen auch bei dem Zuschnitt eines solchen Repertoires bei Bertelsmann immer eine Rolle.
Schossig: Das ist ja auffällig, dass es sich um politische Orientierung handelt und eben doch nicht so, oder ist das ein falschen Blick, den man da hat, bei dem Thema?
Güntner: Also zumindest ist es eins, dass man die feinen politischen Projekte machen will, so ist es zumindest annonciert, auf der anderen Seite hat ja Stuart Applebaum, der Random-House-Sprecher auch schon gesagt, es würde keine Grenzen geben. Also es würde Familienfilme geben, Dokumentationen, Genrefilme, Mainstream das sei alles möglich. Als Faustregel für die Nutzungseffekte gilt natürlich immer im Buchmarkt, Nebenrechte, ob das eine Filmlizenz ist oder eine Taschenbuchlizenz, selber zu vermarkten ist auf die Dauer lukrativer als Lizenzen an Dritte zu geben. Voraussetzung, man ist groß genug, als Unternehmen, das ist bei Bertelsmann zweifellos der Fall.
Schossig: Der Film zum Buch also als willkommenes Zubrot in der Konzernkasse. Joachim Güntner über die Aussichtender New Yorker Verlagsgruppe Random House bei ihrem Einstieg ins Filmgeschäft sozusagen mit Beiträgen zur politisch-moralischen Aufrüstung.