Bertelsmann im Dritten Reich
Wenn ich ein knallharter Medienmogul sein soll, was ist dann er, soll Leo Kirch einmal gefragt haben. Und gemeint hat er damit den über 80jährigen Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn. Wie sehr der die Geschicke des Unternehmens noch immer lenkt, das konnte man diesen Sommer wieder sehen, als er den Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff nach internen Querelen eiskalt gehen ließ. Dabei hatte Middelhoff als Visionär gegolten. Vielleicht war aber auch das Klima zwischen Mohn und Middelhoff ganz abgesehen von geschäftlichen Differenzen nicht mehr das beste. Vor drei Jahren hatte Middelhoff Mohn in eine peinliche Situation gebracht, weil er nur so den Konzern aus der Schusslinie holen konnte: Bertelsmann hatte sich nämlich über 50 Jahre als Opfer der Nationalsozialisten dargestellt - eine Geschichte an der Reinhard Mohn als Sohn des damaligen Chefs Heinrich Mohn heftig mitgestrickt hat. Und nun wurden Zweifel von Historikern laut. Denen konnte Middelhoff nur begegnen, indem er eine unabhängige Kommission einsetzte, die die Firmengeschichte aufarbeiten sollte. Das hat sie nun getan. Heute wurde in München der Abschlussbericht vorgelegt.