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Berühmtes unscheinbares Sternbild
Julius Cäsar, der Skorpion und die Waage

Nach Einbruch der Dunkelheit steht ein Sternbild am Südhimmel, von dem zwar fast alle Menschen schon einmal gehört haben, das aber wohl nur die wenigsten jemals gesehen haben: die Waage.

Von Dirk Lorenzen | 13.06.2021
Das Sternbild Waage ist gegen 23 Uhr ganz vage am Südhimmel zu erkennen.
Das Sternbild Waage ist gegen 23 Uhr ganz vage am Südhimmel zu erkennen (Stellarium)
Nach einem Astronomen-Kalauer heißt die Waage Waage, weil man dort ganz vage ein paar Sterne erkennt.
So unscheinbar ihre Sterne auch sein mögen: Die Waage liegt auf der Ekliptik. Somit ziehen oft Sonne, Mond und Planeten vorbei. Derzeit aber lenkt kein anderes Objekt von dem Sternbild in Form eines Dreiecks ab.
Schon der Astronom Ptolemaeus hat die Waage im Jahr hundert nach Christus in seinem Katalog verzeichnet. Allerdings ist sie unter den antiken Sternbildern eines der modernsten.
Offenbar hat erst Julius Cäsar die Waage als zwölftes Tierkreissternbild eingeführt. In seinem Julianischen Kalender wurde sie erstmals erwähnt.
Waage und Skorpion in einer historischen Darstellung 
Waage und Skorpion in einer historischen Darstellung (Flamsteed)
Dass diese Sterne einst zum Skorpion gehörten, verraten noch deren Namen. Die beiden hellsten heißen Zubenelschemali und Zubenelgenubi. Das bedeutet im Arabischen die nördliche und die südliche Zange – und bezieht sich auf die Scheren des Skorpions, der links der Waage lauert.
Den obersten Stern der Waage, Zubenelschemali, umgibt ein kleines Mysterium. Der griechische Philosoph Eratosthenes beschrieb ihn als heller als Antares, den Hauptstern im Skorpion. Für Ptolemaeus war er immerhin genauso hell.
Heute ist er deutlich schwächer als Antares. Entweder ist der heller oder Zubenelschemali schwächer geworden – oder die antiken Beobachter waren in ihren Berichten über die Waage etwas vage.