"Ich hockte unter dem warmen, strahlenden Tuch der Urwaldnacht. Es ist gar nichts Schreckhaftes dabei, so zu hocken und den Geräuschen der Wildnis zu lauschen. Da stand das Lager und da war der Wald, der Amazonasurwald, der zu nachttiefem Leben erwacht war; und der Fluss, der selig-dunkel dahinströmte."
Er war ein Abenteurer romantischen Zuschnitts, den das Fernweh in die unwegsamsten Gegenden aller fünf Erdteile zog. Herbert Rittlinger, geboren am 26. Dezember 1909 in Leipzig, befuhr die Schluchten des Euphrats, arbeitete als Goldsucher, überschritt das wilde Zentralgebirge Neuguineas und bereiste Japan, die Südsee und Australien. Seine vielleicht spektakulärste Fahrt machte ihn berühmt: 1936 brach er in die peruanischen Anden auf, um den Amazonas mit dem Faltboot zu befahren. Seine Erlebnisse verarbeitete Rittlinger in dem Buch "Ganz allein zum Amazonas", das zu einem Bestseller wurde und den gelernten Goldschmied zu seiner eigenen Überraschung als begabten Reiseschriftsteller auswies:
"Ich fuhr bei allem zu meinem Vergnügen und auch aus reinem Sport, der insgesamt wohl zu schätzen ist. Aber ich schrieb mit einer gewissen Besessenheit - und ich verdiente sogar Geld damit. Was für ein merkwürdiges Metier!"
Dieser von ihm selbst festgestellten Zweckfreiheit seiner Unternehmungen entsprang sein selbstironischer Umgang mit seinen Abenteuern, etwa bei der durchaus gefährlichen Begegnung mit einem Eingeborenen im peruanischen Urwald:
"Der Indianer stand kaum einen Steinwurf entfernt vor einer Lichtung am Steilufer drüben. Er hatte Pfeile und einen übermannshohen Bogen bei sich. Bekleidet war er mit einem Faden um die Hüften, sonst war er rundherum nackt. Er war so nahe, dass ich sein strähniges Haar sah, das ihm ponyartig ins Gesicht fiel. Er war starr vor Staunen, da staunte ich auch. Dann fasste ich mich, ich setzte das auf, was ich für mein gewinnendstes Lächeln hielt - der Indianer reagierte sauer."
Herbert Rittlinger bezeichnete seine Expeditionen als Begegnungen mit einer "absoluten" Landschaft. Seine Neugier und sein Erfahrungshunger kamen jedoch noch ohne die Professionalität und das existenzialistische Pathos zeitgenössischer Extremsportler aus. Als bevorzugtes Sportgerät wählte er das Faltboot. Dieses schnell und einfach zerlegbare Kanu erfreute sich in den Vorkriegsjahren großer Beliebtheit und kam auch Rittlingers Streben nach Mobilität entgegen, wie er selbst erklärte:
"Ich bin ein begeisterter Wassersportler, aber ein Allround-Wassersportler. Aber das Faltboot, das benutze ich auf diesen großen Reisen tatsächlich nur als Mittel zum Zweck, um in Gebiete zu kommen, wo man normalerweise überhaupt nicht mehr hinkommen kann."
Während des Krieges diente Herbert Rittlinger bei der deutschen Abwehr, jenem von Wilhelm Canaris geführten Militärgeheimdienst der Wehrmacht. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft ging der passionierte Kanufahrer weiter auf große Fahrt. So bereiste er 1957 zusammen mit seiner Frau die Grenzregion von Guatemala und Mexiko, wo sie einen bislang unbekannten Stamm der Lacandonen, Nachfahren der Maya entdeckten:
"Ich fuhr hin um einen der letzten unentdeckten Winkel der Erde zu bereisen, und ich fuhr hin, um ein wirklich geheimnisvolles Volk dort zu besuchen. Es sind reine Mayas, von den 20 Mayadialekten, die heute bekannt sind, sprechen die Lacandonen reines Hochmaya. Es sind insgesamt nur noch 167 Menschen, in drei Gruppen. Die beiden stärksten Gruppen davon sind aber schon mit der Zivilisation in Berührung gekommen und im unaufhaltsamen Verfall begriffen."
Der berühmte Abenteurer wusste seine Erlebnisse nicht nur ungemein plastisch zu beschreiben, er war quasi nebenbei auch ein hervorragender Fotograf. Die Aufnahmen, mit denen er seine Reisebücher bebilderte, gingen oft über das rein dokumentarische hinaus. Bevorzugte Themen seiner Fotografie waren der nackte Mensch in freier Natur und immer wieder das Wasser, Rittlingers eigentliches Element. Seiner Passion, dem Wasserwandern, huldigte das Multitalent mit seinem Buch "Die neue Schule des Kanusports", das zu einem Standardwerk wurde. In Kanutenkreisen gilt der am 12. Juni 1978 im Chiemgau gestorbene Herbert Rittlinger längst als Pionier und Klassiker seines Fachs.
Er war ein Abenteurer romantischen Zuschnitts, den das Fernweh in die unwegsamsten Gegenden aller fünf Erdteile zog. Herbert Rittlinger, geboren am 26. Dezember 1909 in Leipzig, befuhr die Schluchten des Euphrats, arbeitete als Goldsucher, überschritt das wilde Zentralgebirge Neuguineas und bereiste Japan, die Südsee und Australien. Seine vielleicht spektakulärste Fahrt machte ihn berühmt: 1936 brach er in die peruanischen Anden auf, um den Amazonas mit dem Faltboot zu befahren. Seine Erlebnisse verarbeitete Rittlinger in dem Buch "Ganz allein zum Amazonas", das zu einem Bestseller wurde und den gelernten Goldschmied zu seiner eigenen Überraschung als begabten Reiseschriftsteller auswies:
"Ich fuhr bei allem zu meinem Vergnügen und auch aus reinem Sport, der insgesamt wohl zu schätzen ist. Aber ich schrieb mit einer gewissen Besessenheit - und ich verdiente sogar Geld damit. Was für ein merkwürdiges Metier!"
Dieser von ihm selbst festgestellten Zweckfreiheit seiner Unternehmungen entsprang sein selbstironischer Umgang mit seinen Abenteuern, etwa bei der durchaus gefährlichen Begegnung mit einem Eingeborenen im peruanischen Urwald:
"Der Indianer stand kaum einen Steinwurf entfernt vor einer Lichtung am Steilufer drüben. Er hatte Pfeile und einen übermannshohen Bogen bei sich. Bekleidet war er mit einem Faden um die Hüften, sonst war er rundherum nackt. Er war so nahe, dass ich sein strähniges Haar sah, das ihm ponyartig ins Gesicht fiel. Er war starr vor Staunen, da staunte ich auch. Dann fasste ich mich, ich setzte das auf, was ich für mein gewinnendstes Lächeln hielt - der Indianer reagierte sauer."
Herbert Rittlinger bezeichnete seine Expeditionen als Begegnungen mit einer "absoluten" Landschaft. Seine Neugier und sein Erfahrungshunger kamen jedoch noch ohne die Professionalität und das existenzialistische Pathos zeitgenössischer Extremsportler aus. Als bevorzugtes Sportgerät wählte er das Faltboot. Dieses schnell und einfach zerlegbare Kanu erfreute sich in den Vorkriegsjahren großer Beliebtheit und kam auch Rittlingers Streben nach Mobilität entgegen, wie er selbst erklärte:
"Ich bin ein begeisterter Wassersportler, aber ein Allround-Wassersportler. Aber das Faltboot, das benutze ich auf diesen großen Reisen tatsächlich nur als Mittel zum Zweck, um in Gebiete zu kommen, wo man normalerweise überhaupt nicht mehr hinkommen kann."
Während des Krieges diente Herbert Rittlinger bei der deutschen Abwehr, jenem von Wilhelm Canaris geführten Militärgeheimdienst der Wehrmacht. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft ging der passionierte Kanufahrer weiter auf große Fahrt. So bereiste er 1957 zusammen mit seiner Frau die Grenzregion von Guatemala und Mexiko, wo sie einen bislang unbekannten Stamm der Lacandonen, Nachfahren der Maya entdeckten:
"Ich fuhr hin um einen der letzten unentdeckten Winkel der Erde zu bereisen, und ich fuhr hin, um ein wirklich geheimnisvolles Volk dort zu besuchen. Es sind reine Mayas, von den 20 Mayadialekten, die heute bekannt sind, sprechen die Lacandonen reines Hochmaya. Es sind insgesamt nur noch 167 Menschen, in drei Gruppen. Die beiden stärksten Gruppen davon sind aber schon mit der Zivilisation in Berührung gekommen und im unaufhaltsamen Verfall begriffen."
Der berühmte Abenteurer wusste seine Erlebnisse nicht nur ungemein plastisch zu beschreiben, er war quasi nebenbei auch ein hervorragender Fotograf. Die Aufnahmen, mit denen er seine Reisebücher bebilderte, gingen oft über das rein dokumentarische hinaus. Bevorzugte Themen seiner Fotografie waren der nackte Mensch in freier Natur und immer wieder das Wasser, Rittlingers eigentliches Element. Seiner Passion, dem Wasserwandern, huldigte das Multitalent mit seinem Buch "Die neue Schule des Kanusports", das zu einem Standardwerk wurde. In Kanutenkreisen gilt der am 12. Juni 1978 im Chiemgau gestorbene Herbert Rittlinger längst als Pionier und Klassiker seines Fachs.