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Beruf: Spiele-Entwickler

Wie man Menschen an den Bildschirm fesselt, lernen die Studenten der Berliner Games Academy. An der staatlich anerkannten, privaten Spezialschule werden derzeit über 80 Studenten zu Spiele-Entwicklern ausgebildet, nachher können sie als Grafiker, Programmierer oder als Ideengeber arbeiten. Die Nachfrage nach den Studienplätzen steigt stetig.

Von Yvonne Müther |
    Der 24-jährige Falk Sonnabend bewegt sich geschickt durch ein altes, verlassenes Industriegelände - jedenfalls virtuell. Auf dem Bildschirm schleicht er als bewaffneter Kämpfer durch die düstere Szenerie, schießt auf rostige Fässer und Autowracks. Falks geschulter Blick gehört jedoch hauptsächlich Mustern und Oberflächen. Als Grafiker des Projektteams war er für sämtliche Oberflächenstrukturen des Demo-Spiels "Twilight" zuständig, für Kieswege, wehende Blätter, Kratzer an den heruntergekommenen Mauern und Fassaden.

    "Wir drei sind ziemliche Fans davon. Also so ein sauberes Stadtbild oder irgendetwas extrem Sauberes darzustellen ist für einen Grafiker relativ langweilig, weil er wenig zu tun hat. Wenn man einen Fußboden zum Beispiel macht, dann ist der im Idealfall grau gestrichen, also ziemlich langweilig. Wenn aber zum Beispiel ein Stein drübergekratzt worden ist, dann entstehen Risse, Kratzer und sieht dann interessanter aus und macht die Arbeit interessanter."

    Das Demo-Spiel ist eine Art "Meisterstück" nach vier Semestern an der Games Academy. Falk Sonnabend hat sich hier in Spielegrafik- und animation ausbilden lassen. Vorher studierte er Bauingenieurwesen, doch das war ihm dann zu langweilig.

    Auch Student Robert Müller ging es ähnlich. Nach seiner Ausbildung zum Fachinformatiker wollte er einfach Dinge programmieren, die Spaß verbreiten. Und damit hatte er bereits eine wichtige Voraussetzung für die Games Academy: das richtige "Zocker-Herz".

    "Es hilft. Also Freak sein hilft. was ganz wichtig dass man gute Beziehungen zu Mathe und Physik hat, Spaß am Problemlösen. Man hat viel mit kniffligen Sachen zu tun. Das ist viel mit Ausprobieren und Experimentieren. Motivation kommt von den Erfolgserlebnissen am Ende. Das gibt dann den Schub für die weitere Arbeit."

    Wer an die Akademie kommt, ist meistens per se hochmotiviert. Nicht zuletzt wegen der hohen Studiengebühren von über 4000 Euro pro Semester. Die Dozenten der Games Academy kommen direkt aus der deutschen oder internationalen Spieleindustrie - neben den Abschlussprojekten sind sie ein weiterer Türöffner zum späteren Job.
    Die Vermittlungsquote ist dementsprechend gut und bei den Frauen sogar bei 100 Prozent, sagt Felix Wittkopf, Ausbildungsberater an der Games Academy.

    "Alle Frauen die bei uns waren, es waren aber insgesamt nur sechs oder sieben. Jetzt zum Oktober sind aber schon 5 angemeldet. Also das ist schon eine Leistung, da freuen wir uns auch. Es wird immer mehr und es gibt ja auch Frauen die spielen. Also wir nehmen die dann auch mit Kusshand, wenn sie uns fachlich überzeugen, weil es lockert den Kurs auf und es kommen auch die neuen Ideen mit rein."

    Auf dem Stundenplan stehen Seminare, Übungen und Projekte, in denen neben Spezialwissen vor allem gutes Teamwork trainiert wird. Nebenbei selber zum Spaß ein bisschen daddeln - dazu haben die Studenten in den zwei Jahren kaum Zeit. Falk Sonnabend:

    "Ich gehörte zu denen die echt zwei Jahre lang sieben Tage die Woche gearbeitet haben, gerade als Grafiker muss man ständig lernen, selbst nach zehn Jahren noch immer neue Techniken lernen, die in die Spiele mit eingebunden werden. Wir arbeiten definitiv über zehn stunden am Tag und das Problem ist, da vergisst man anderes nebenbei. Das ist schon krass ... irgendwie."

    Damit die Darstellungen auch wirklich originalgetreu umgesetzt werden, geht es zur Anschauung in professionelle Spiele-Studios, aber auch in Naturkundemuseen oder den Zoo. Ein guter Spiele-Entwickler muss vor allem beobachten können, sagt Falk Wittkopf.

    "Er zieht sich all seine Einflüsse eben aus seinem täglichen Leben, was ihm so passiert, was um ihn rum passiert, und da ist als wichtiger Punkt eben mit offenen Augen durchs Leben gehen und das dann spielerisch umsetzen. Kinder beobachten, ganz normale Menschen beobachten und solche Sachen mit einfließen lassen."

    Vielleicht hat sich das auch ein zweites Projektteam zu Herzen genommen. In ihrem Abenteuerspiel muss sich ein kleiner Junge aus der Schule retten, weil böse Mitschüler ihn in einen Spint gesperrt haben.