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Berufe rund um den Profi-Fußball

Ex-Fußballer Jürgen Klinsmann müsste eigentlich nicht mehr arbeiten: "Das hat mir hat der Fußball durch die Jahre praktisch ermöglicht. Vor allem im Ausland, in Italien und England habe ich genügend Geld verdient und nach schwäbischer Art auf die Seite gelegt.'' Doch der Sportstar hat sich nicht zur Ruhe gesetzt, sondern geht jetzt für das Internet-Projekt Schulen-ans-Netz.de in die Offensive. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung will der einstige Stürmer Schulabgängern berufliche Perspektiven rund um den Profi-Fußball aufzeigen. Da gibt es wichtige Tätigkeitsfelder, die im Abseits von Toren und Titeln stehen, weiß Klinsmann: "Der Fußball hat eigene Berufsumfelder, eigene Berufsbilder. Ich denke da zum Beispiel an Platzwart oder Zeugwart. Berufe, die es in anderen Firmen oder Berufsumfeldern überhaupt nicht gibt, die aber im Berufsbild des Fußballs eine entscheidende Rolle spielen. Sie werden aber nicht so honoriert wie Spieler, Manager oder Trainer, üben aber eine sehr wichtige Funktion aus, weil sie für die Stimmung innerhalb eines Teams sehr wichtig sind. Wenn der Zeugwart schlecht drauf ist, dann ist vielleicht der Spieler auch schlecht drauf."

    Gut drauf ist auch Jürgen Klinsmanns Mannschaftskollege aus der Weltmeisterelf von 1990, Jürgen Kohler, obwohl für ihn erst seit der vergangenen Saison Schluss ist. "Ich werde ja meine aktive Fußballkarriere beenden und werde später in den Trainer-Stab kommen", kündigt Kohler an. Seine Erfahrungen an die jungen Spieler weiterzugeben, darauf freut sich der "Kokser", wie Jürgen Kohler auch genannt wird, schon sehr. Er wird nun Trainer beim Deutschen Fußball-Bund und engagiert sich ebenfalls für das Projekt "Berufsfelder rund um den Fußball". Seine Kenntnisse der Fußball-Branche hat er bereits bei einem Besuch der Klasse 1Ob des Bert-Brecht-Gymnasiums in Dortmund vermittelt: "Welche Berufe gibt es rund um den Fußball? Ich denke, dass es vor allem im Marketing-Bereich sehr viele gute Dinge und auch im Management sehr gute Ansätze gibt. Von daher gibt es eine breite Palette."

    Während Kohler die kaufmännischen Berufe im Auge hat, will Klinsmann den Fußball als Unterrichtsgegenstand an den Schulen stärker etablieren. Mit solchen Inhalten hätte auch ihm das Pauken wohl mehr Spaß gemacht. Das erste Profiangebot bekam er mit 15, Klinsmann machte noch die Mittlere Reife und absolvierte dann auf Drängen der Eltern eine Bäckerlehre. Eigentlich könne jedes Unterrichtsfach durch einen Bezug auf das Thema Fußball spannender gestaltet werden, meint Klinsmann: "Ob das Geografie ist, über die ich viel gelernt habe, weil ich durch verschiedene Länder gereist bin und dort gespielt habe. Oder ob es das Thema Sprache und Fußball ist. Ich habe im Prinzip durch den Fußball Sprachen gelernt."

    Und natürlich kann man ein Interesse für Fußball auch im Internet vertiefen - und zugleich mehr über die neuen Medien lernen. Einige Schüler erhielten im Rahmen des Projekts die Gelegenheit, bei einem Bundesligaspiel dabei zu sein, um dann einen Spielbericht zu verfassen. Klinsmann denkt, dass der ein oder andere Schüler dann vielleicht den Journalistenberuf interessant findet: "Ihm würde bewusst, was man dazu alles braucht, welche Ausbildung. Das Schöne an solchen Projekten ist es, dass man eine Persönlichkeitsentwicklung durchmacht. Sie haben mit Leuten zu tun, mit denen sie sonst wahrscheinlich nie Kontakt haben würden. Sie sind aufgeregt, müssen sich überwinden, aber sie entwickeln sich in ihrer Person. Wenn man dann ein Projekt abschließt, wenn ein Schüler oder Student sich zurück orientiert und sagt: 'Mensch, ich hab wahnsinnig viel dazu gelernt', dann haben wir unseren Zweck erfüllt."