Rund 103.000 schwerbehinderte Menschen konnten in den vergangenen zwei Jahren dank des Gesetzes zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter einen Job finden. Für behinderte Akademiker aber sieht die Quote nicht so gut aus. Trotz der Fördermaßnahmen konnten 2001 nur 200 schwerbehinderte Fach- und Führungskräfte vermittelt werden. Doch die Zahl steigt, erzählt Reiner Schwarzbach von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung Bonn. Er leitet dort die Vermittlungsstelle für schwerbehinderte Fach- und Führungskräfte und vermittelt auch viele Gehörlose: "Wenn ich damals in meinen Anfangszeiten noch darüber gestaunt habe, dass mir ein bis zwei Personen pro Jahr mit dieser Behinderung begegnet sind, die ihr Studium erfolgreich absolviert haben, dann ist das mittlerweile eher Routine." Viele der schwerhörigen Hochschulabsolventen, die beim ihm eine Stelle suchen, haben ihr Studium als Fortbildung nach einer ersten Ausbildung begonnen. Die Behörden zu überzeugen, dass eine Weiterbildung Sinn macht, ist oft schwierig. Denn ein Studium für Schwerhörige kann teuer werden, wenn zum Beispiel ein Dolmetscher für die Gebärdensprache bezahlt werden soll. Häufig haben Gehörlose deshalb einen kurvigen Weg zu ihrem Abschluss hinter sich oder waren auf sich gestellt. Der 49-jährige Hans Joerg Krauth hat sich autodidaktisch vom Konditormeister zum Online-Developer weitergebildet: "Man wurschtelt sich durch, das war aufregend, nicht langweilig." Krauth nutzt das Internet auch, um gezielt nach der passenden Stelle zu suchen. Nachdem sein früherer Arbeitgeber Pixelpark viel Personal, darunter auch Krauth, abbauen musste, ist er jetzt freiberuflicher Webdesigner. Wie er arbeiten viele Gehörlose in Berufen, in denen visuelle Fähigkeiten verlangt sind. Die Kommunikation mit seinen Kollegen bei Pixelpark war meist einfach, das meiste lief über E-Mails. Manchmal aber hätte es auch schneller gehen müssen, doch mündliche Absprachen waren wegen der Behinderung nicht möglich. Vorbehalte gegenüber Gehörlosen sind in einigen Unternehmen noch vorhanden. Reiner Schwarzbach bietet daher gehörlosen Studenten und Absolventen Karriere-Seminare an, in denen sie lernen sollen, ihre Pläne von sich aus zu verwirklichen. "Letzten Endes ist das ein Modell, mit dem wir Vermittlungen erfolgreich hinbekommen. Das Warten auf Stellenangebote führt nur teilweise zum Ziel. Die aktive Akquisition ist eigentlich der Weg der Wahl zur erfolgreichen Vermittlung."
Bundesanstalt für Arbeit Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) Vermittlungsstelle für schwerbehinderte Fach- und Führungskräfte Villemombler Str. 76 53123 Bonn Tel.: (0228) 713-1344 Fax: (0228) 713-1057 Internet: www.arbeitsamt.de
50.000 Jobs für Schwerbehinderte heißt eine Kampagne des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, der Bundesanstalt für Arbeit und der europäischen Sozialfonds der Europäischen Gemeinschaft, deren Ziel 50.000 neue Jobs für Schwerbehinderte sind.
BHSA - Bundesarbeitsgemeinschaft Hörbehinderter Studenten und Absolventen e.V.