Archiv


Berufsaussichten Theologie

Wer sich schon als Schüler mit religiösen Themen auseinander gesetzt hat, verfolgt diese Fragestellungen auch weiterhin, zum Beispiel in Form eines Theologiestudiums. Auf der Suche nach Sinn sind wohl die meisten Studierenden der Theologie. Aber wie sieht es mit der beruflichen Perspektive von Theologie-Studierenden aus?

Von Antje Allroggen |
    "Ich hab Theologie studiert, weil ich im katholischen Umfeld aufgewachsen bin und eigentlich als Gemeinde-Pastoralrefenrentin arbeiten wollte. Dieser Berufswunsch hat sich über die Zeit nicht mehr so ergeben, und dann hab ich überlegt, dass ich nach dem Studium in die Erwachsenenbildung gehen wollte."
    Eigentlich wollte Judith Göd nach dem Studium als Gemeindereferentin arbeiten. Inzwischen hat die katholische Kirche aber die Stellen innerhalb dieses Bereichs drastisch reduziert.

    "Deshalb sind die Berufsaussichten nicht mehr so gut, und deswegen habe ich mir gedacht, dass ich eine zweite Perspektive suche, falls es nicht klappt mit der Einstellung im Erzbistum Köln, dann habe ich immer noch ein zweites Standbein."
    Inzwischen könnte Judith Göd sich auch gut vorstellen, später im Bereich der Erwachsenenbildung zu arbeiten. Ihr zweites Standbein hat sie bewusst im außertheologischen Bereich platziert, denn hier scheinen die Berufsaussichten deutlich vielfältiger zu sein.

    "Dann kann man sich auch spezialisieren, und ich hoffe, dass man so besser einen Arbeitsplatz findet."
    Auch die diplomierte Psychologin Marion Schwärmer legt großen Wert auf die Praxistauglichkeit ihres Theologie-Studiums. Vor 20 Jahren hat sie schon einmal Theologie studiert, ihr Studium aber nicht abgeschlossen.

    "Es hat mich jetzt nach 20 Jahren noch einmal zurückgetrieben an die Uni, weil ich das Studium gerne abschließen möchte und weil ich merke, dass mein Interesse an der katholischen Theologie immer noch da ist, und inzwischen ist es konkreter geworden, weil ich selbständig bin als Organisationsberaterin und mit der Wertimpulsberatung arbeite, für mich die Werte eine große Rolle spielen. Die Werte im Unternehmen, im Berufsleben. Und deshalb auch die Theologie finde ich eine Menge dazu sagen kann."
    Die Kirche als Arbeitgeber kam für sie eigentlich nie in Frage. Im Gegensatz zu ihren jüngeren Kommilitonen stehe sie der Institution Kirche kritisch gegenüber.

    "Da merke ich bei mir einen anderen Ansatz."

    "Die Arbeitsperspektive mit katholischer Theologie ist sehr begrenzt, und die ist auch eingeengt durch die Vorgaben der katholischen Kirche, auch was konfessionsgebundene Ehepaare anbetrifft und die Festlegung, dass man dann bestimmte Berufe nicht ausüben kann."

    Michael Lohausen ist das religiös gebundene Umfeld seit seiner Kindheit vertraut. Für ihn war es von daher selbstverständlich, sich weiterhin mit theologischen Fragen auseinander zu setzen. Erst im Laufe seines Studiums kamen dann Überlegungen hinzu, welche beruflichen Möglichkeiten sich aus dieser religiös geprägten Lebensperspektive ergeben könnten:

    "Jedenfalls wenn man nicht Priester werden will, möchte ich mal sagen, dann sehen die Aussichten doch etwas anders aus. Wenn man theologischer Laie ist, dann ist es schon sehr ratsam zu gucken, dass man parallel etwas macht. Und da hab ich doch ein Lehramtsstudium parallel aufgenommen, hab also Latein als zweites Fach dazugenommen neben der Theologie als zweites Standbein."
    Vielleicht bleibt Michael Lohausen auch an der Uni. Seine Promotion finanziert er sich durch seine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle beim pastoraltheologischen Seminar. Er ist mit seinem Theologie-Studium durchaus zufrieden; auch wenn für ihn die Kirche als späterer Arbeitgeber kaum noch in Frage kommt. Zu diesem Ergebnis kam bereits im Jahr 2000 ein Bonner Forschungsprojekt, das die Berufswahl von Theologiestudenten unter die Lupe nahm. Allerdings müsse das Theologiestudium auf die veränderten beruflichen Perspektiven heutiger Absolventen reagieren, meint auch Michael Lohhausen:

    "Ich glaub, es würde nicht schaden, wenn da mehr Hilfestellung auch gegeben wäre. Das muss nicht unbedingt durchs Studium sein. Zum Beispiel gibt es hier auch das Mentorat der Laientheologen in Bonn oder auch kirchliche Gremien, die da was entwickeln können, Berufsoptionen auch aufzeigen können, das wäre sicherlich eine hilfreiche Sache. Vom Studium selber sehe ich die Notwendigkeit nicht so. Die breite Bildung, die nicht berufszentrierte Ausrichtung, das ist für mich das Plus des Studiums, das sollte erhalten bleiben."