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Berufsbild unbekannt

Auf dem heute in Karlsruhe stattfindenden Bildungsgipfel des Vereins der Techniker wurde deutlich: Es fehlt an der Anerkennung und am Bekanntheitsgrad des Berufsbildes. Der akute Bedarf an Ingenieuren in der Wirtschaft gibt dem Beruf des staatlich anerkannten Technikers theoretisch neue Chancen. Doch es mangelt an einheitlichen Ausbildungsstandards und klaren Vorgaben.

Von Johannes Stier |
    Eine abgeschlossene Lehre und mehrjährige Berufspraxis sind Grundvoraussetzungen für die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker. Erst nach 2400 Pflichtstunden an einer Fachschule und entsprechenden Prüfungen erreicht man den Abschluss staatlich geprüfter Techniker. Doch welche Kompetenzen vermittelt der Bildungsabschluss tatsächlich? Wer sich anschließend noch für ein Ingenieursstudium entscheidet, bekommt bislang nur wenig angerechnet.

    Jan Rahtjen von der Hochschulrektorenkonferenz.

    "Worüber man sich unterhalten kann und das geschieht ja auch, ist das man sich fragt, werden in der Weiterbildung zum Techniker Kompetenzen vermittelt, die sich möglicherweise mit Kompetenzen, die in einem Hochschulstudium vermittelt werden, überschneiden und kann man da zu einer Anrechnung kommen und damit möglicherweise Studienleistungen erlassen, das Studium verküren. Das ist sicherlich etwas, was beiden Seiten zugute kommt."

    Volker Scharlowski Abteilungsleiter Bildung und Qualifizierung vom Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds sieht ganz generell hier eine große Aufgabe für die Zukunft, die unter anderem eben auch das Berufsfeld des staatlich geprüften Technikers betrifft:

    "Es geht auch um die Frage, wie wir eine zweite Chance schaffen für diejenigen, die nicht sofort durchgestiegen sind über Abitur, Studium und dann Ingenieur, wie wir aus einer betrieblichen Ausbildung heraus Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten so verorten, dass sie auch in einem Bildungssystem der Zukunft eine Chance haben, anerkannt zu sein. "

    Nicht jeder der praxisorientiert arbeitenden staatlich geprüften Techniker strebt nach Ingenieursweihen, obwohl viele von ihnen bereits längst im Berufsalltag Ingenieursaufgaben übernehmen, Aber selbst das Selbstständig machen ist immer wieder ein Problem, obwohl der Ausbildungsgrad über dem eines Meisters liegt. Karsten Decker Präsident der neu gegründeten Arbeitgebervereinigung der staatlich geprüften Techniker.

    "Wir sind zwar staatlich geprüft, aber diese staatliche Prüfung wird zum Beispiel bei den Energieversorgern, jetzt gerade bei mir im Sanitär-Heizungsgewerbe nicht anerkannt. Die Energieversorger haben sich teilweise gesträubt den Technikern die Wasser- und die Gaslizenz zu geben, dass wir Wasser- und Gasleitungen überhaupt verlegen dürfen. Obwohl sie aus der Praxis kommen, auch als Gesellen schon gearbeitet haben als Gas-Wasser-Installateur. Aber sie bekommen nicht die Möglichkeit zum Schluss dann auch selbstständig zu arbeiten, Leute anzustellen, Firmen zu gründen."

    Grundsätzlich in ein besseres Licht rücken müsse man den Beruf des staatlich geprüften Technikers, erklärt Karsten Decker weiter. Eine Forderung ist die Modernisierung der Ausbildung an den Schulen.

    "Wenn die Schulen jetzt langsam anfangen die Lehrpläne so umzuschreiben, das diese ausgebildeten Techniker auch anerkannt sind in der Wirtschaft draußen und auch von den Gesetzgebern, dann ist tatsächlich ein Potential von fähigen Leuten da, die das Ingenieurswissen haben, aber auch noch praxisorientiert denken können. "

    Helfen soll das Angleichen der Ausbildungspläne bei den Fachschulen, das Anbieten von zertifizierten Lehrgängen, schlichtweg klare, einheitliche Vorgaben, die aber auch von Seiten der Wirtschaft gefordert werden, wie Rolf Dörflinger vom Berufschullehrerverband Baden Württemberg meint:

    "Dieser Techniker ist aber im System der wirtschaft gegenüber nicht so verankert wie ein Ingenieur. Da weiß jede Firma was sie von einem Ingenieur erwarten kann, im Grunde habe ich vom Hochschulrahmen her eine klare Vorgabe. Bei den Technikern könnte man das auch erreichen, dass dort klar ist, was kann der Mann mitbringen fürs mittlere Management, für die Konstruktion, für die Fertigung, das ist das Kernproblem."

    Sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer Ebene wird derzeit an einem verbindlichen Qualifizierungsrahmen in der beruflichen Bildung diskutiert. Die Eingruppierung des staatlich geprüften Technikers weit oben in der Ausbildungsskala und die Möglichkeit durch berufliche Erfahrung Ingenieurskompetenzen zu erreichen, auch dafür wurde heute geworben.

    "Wie können vielleicht auch durch anders ausgebildete Techniker gewisse Lücken im Bereich der Ingenieursausbildung ausgefüllt werden. Wir haben ja ein Problem, uns fehlen circa 15.000 Ingenieure. Vielleicht kann hier ein Stück weit eine geänderte Technikerausbildung Abhilfe schaffen. "

    So Stefan Küpper vom Arbeitgeberverband Südwestmetall, und auch ohne den Versuch mangelnde Ingenieurskräfte zu ersetzen, sind trotz mangelndem Bekanntheitsgrad die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für staatlich geprüfte Techniker bestens.