Die langen Entwicklungszeiten, hohen Risiken und nicht zuletzt auch die Diskussion um die Nutzung von Genpatenten haben vielen Investoren die Spendierlaune verdorben. Sparen ist damit ist in vielen Biotech-Firmen angesagt. Das bleibt nicht ohne Folgen für den Arbeitsmarkt. Vor allem Berufsanfänger bekommen dies zu spüren, sagt ein Messebesucher, der gerade an seiner Doktorarbeit in Chemie schreibt:
Definitiv waren die Aussichten vor ein paar Jahren besser. Wie ich im 1. Semester war, hieß es noch: Die Berufsaussichten sind phänomenal gut und fangt alle an zu studieren und ihr kriegt alle einen Job.
Die Euphorie der Boomjahre ist in der Bio-Technologie mittlerweile einer Ernüchterung gewichen. Vor allen Dingen bei den Berufsanfängern macht sich Frust breit, sagt Dr. Georg Kääb, der für den Verband Deutscher Biologen mit einer Jobbörse auf der Bioanalytica vertreten ist. Über Langeweile konnte sich der Jobexperte an seinem Messestand nicht beklagen. In den vergangenen Tagen musste er viele Anfragen zu den Jobaussichten in der Branche beantworten. Relativ gute Karten hätten noch alle, die während des Studiums viele Praktika absolviert haben oder durch Zusatzstudien ihre Soft Skills ausgebaut haben - also neben den fachlichen Kenntnissen, Qualifikationen in anderen Bereichen etwa Journalismus oder Marketing erworben haben. Doch auch das genügt oft nicht - die Konkurrenz um die begehrten Stellen ist groß:
Momentan muss man das konstatieren, weil es einigen Unternehmen aus der Biotech-Branche schlechter geht, Leute eher ausgestellt werden als eingestellt werden. Und es dann natürlich auf dem Arbeitnehmermarkt mehr Leute gibt, die Berufserfahrung vorweisen können und es ist dann natürlich das große Plus, wenn eine Firma Leute sucht, nimmt sie die, die Berufserfahrung haben.
Doch mit Berufserfahrung können Uni-Absolventen natürlich selten dienen. Auch mit einem Diplom allein, ist derzeit in der Biotech-Branche kein Blumentopf zu gewinnen. Ohne Promotion läuft derzeit in dieser Branche wenig, so der Jobexperte. Sein Rat:
Sicherlich wird die Alternative sein, in den Forschungsstätten zu bleiben, sich dann dort nicht zu enge Scheuklappen aufzusetzen und eben die Augen offen zu halten auch während der Promotion zu schauen: wie hat sich der Arbeitsmarkt entwickelt, bin ich richtig orientiert oder lauf ich in ne Sackgasse hinein.
Mit der Promotion sei man zumindest für die nächsten drei Jahre existenziell abgesichert. Ob sich der Arbeitsmarkt in diesem Zeitraum entspannt, weiß allerdings niemand. Bloß nicht den Optimismus verlieren, meinen denn auch viele Besucher der Jobbörse. Manche haben sich auch schon den spannenden Job in einem Pharma-Labor abgeschminkt und fassen Alternativen ins Auge. Eine 27jährige Doktorandin der Molekularbiologie sagt:
Meine Schwester zum Beispiel arbeitet jetzt als Patentanwältin. Das ist eine Möglichkeit, wie man sich außerhalb der Naturwissenschaften weiterentwickeln kann.
Autorin: Birgit Fenzel
Link zum Thema
bioberufe.de - das Karriereforum des Verbandes deutscher Biologen
BioAnalytica 2003