
Lea ist 16 geht in die 11. Klasse eines Berliner Gymnasiums und hat immerhin schon Vorstellungen, wie ihre berufliche Zukunft mal aussehen wird:
"Also ich will schon einen Beruf haben, der mir Spaß macht, aber andererseits will ich auch Geld verdienen, sodass ich ein schönes Leben haben kann."
Mit diesem Traum ist sie in guter Gesellschaft. Für 87 Prozent der Schüler, die vom Institut Allensbach befragt wurden, steht der Spaß im Job im Vordergrund. Wie dann aber Wunsch und Wirklichkeit zu vereinbaren sind, wissen viele Schüler nicht. Mehr als ein Drittel der Schüler in der Studie fühlen sich über berufliche Möglichkeiten zu wenig informiert. Die Schüler einer Gesamtschule in Berlin Wilmersdorf haben da je nach Klassenstufe ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
"Jedes Mal in der 10. Klasse haben wir die Berufsberater, die zu uns kommen und uns immer Fragen stellen über unsere Zukunft, so werden wir schon versorgt."
"Na, in der Schule haben wir einen Kurs, der heißt Studium und Beruf und da wird man über alles informiert, die die den Kurs nicht belegt haben, da haben viele noch gar keine Ahnung."
"Ab der 10. Klasse in der Oberstufe kriegt man nicht mehr Berufsberatung oder Studienberatung, da muss man schon allein für sorgen, Internet, einfach googeln, wenn man weiß, was man machen will, dann hilft das sehr."
Inspiration abseits der Berufsberatung
Deshalb haben diese Berliner Schüler auch für später auch schon Ideen - die wenigsten stammen allerdings aus einer Berufsberatung - die meisten aus dem sozialen Umfeld, wie auch die Studie belegt:
"Ich will Fotograf werden. Ist einfach ein Hobby, interessiert mich und mache ich gerne."
"Ich möchte vielleicht Lehrerin werden und ich habe die Idee von meinem Freund der gerade studiert, der studiert auch auf Lehramt und das würde mich halt interessieren."
"Eine Idee so wirklich habe ich noch nicht, ich weiß nur die Richtung, also irgendwie mit Fahrräder, Fahrraddesign oder so, ich habe viele Bekannte, die Fahrrad fahren und deswegen habe ich so meine Kontakte."
Unscharfe Vorstellungen von späteren Aufgabengebieten
Diese typischen Wege in den Beruf sind für den Bildungsforscher Klaus Hurrelmann allerdings keine befriedigende Lösung. Er hat festgestellt, dass die Vorstellungen vom späteren Aufgabengebiet häufig nur sehr unscharf sind, da müsse dringend etwas getan werden:
"Auf lange Sicht müssen wir schon eine genaue Potenzialanalyse auch in den Schulen machen. Warum sollte es nicht möglich sein, dass ein wirklicher professioneller Coach da ist, ein Berufscoach, das kann ein trainierter Lehrer sein, das können Fachleute von der Bundesagentur für Arbeit sein und die nehmen die unsicheren jungen Leute an die Hand und begleiten sie solange bis sie einen guten Weg gefunden haben."
Diese Aufgabe übernehmen heutzutage in aller Regel die Eltern. Sie sind die wichtigsten Berufsberater für ihre Kinder. Über drei Viertel aller befragten Schüler der Studie wünschen sich auch Unterstützung von den Eltern - 81 Prozent wollen allerdings einen anderen beruflichen Weg einschlagen:
"Also, mich interessiert schon, was meine Eltern machen, aber ich muss nicht unbedingt das gleiche machen. Ich will auch nicht, dass sie mir da irgendwie reinreden."
Für Verunsicherung sorgen die vielen neuen Berufs- und Studienfelder, auch hier müsste dringend bereits in den Schulen gründlicher informiert werden - so das Ergebnis der Untersuchung. Immerhin 60 Prozent der befragten Schüler freuen sich auf die Zeit nach der Schule, ob sie sich damit automatisch auf eine Berufstätigkeit freuen oder nur darüber, dass die Schulzeit vorbei ist, das lässt die Studie offen.