Freitag, 17. Mai 2024

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Berufsschüler mit Zukunft?

Es waren die Jugendlichen selbst, die Forum PISA in ihre Berufschule einluden.

Moderation: Jürgen Wiebicke | 17.06.2005
    In eine gut funktionierende, modern ausgestattete Schule für kaufmännische Berufe. In einer Stadt, die sich im Internet präsentiert "als das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Rhein-Neckar-Dreiecks, das mit 2,3 Millionen Einwohnern und rund 780.000 Beschäftigten Deutschlands siebtgrößter Ballungsraum ist."

    Und trotzdem fühlen sich die jungen Frauen und Männer unbehaglich: Immer weniger von ihnen sehen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Nicht so sehr angesichts der Meldungen über eine Arbeitslosenquote von 10,6 Prozent unter 15 bis 24jährigern in Deutschland, sondern konkret vor Ort in Mannheim. Zum Beispiel habe ABB, einer der großen Arbeitgeber der Stadt, statt 25 - wie in vergangenen Jahren - aktuell nur 8 Auszubildende an der Schule.

    Zum Beispiel werde das Abitur zunehmend bei Lehrstellen gefordert, für die früher ein Realschulabschluss ausreichte, bei Bankkaufleuten etwa. Zum Beispiel zeigten Ausbildungsbetriebe wenig Einsicht in die Tatsache, dass ihre Lehrlinge wöchentlich einen Tag oder anderthalb Tage in der Schule verbringen. Sie nutzten ihre Azubis lieber als billige Arbeitskräfte. Zum Beispiel hat von 30 Schülerinnen und Schülern einer Berufsfachschulklasse ein Jugendlicher einen Ausbildungsplatz.

    Dies ist die andere Seite: weil sie immer weniger Lehrstellen anbieten (können), haben die Arbeitgeber eine größere Auswahl, und sie beklagen gleichzeitig die schlechte Vorbildung der Kandidaten, vor allem in den Kernfächern Mathematik und Deutsch. Denn um ihren Sorgenkindern die Chance nicht zu verderben, drücken Hauptschullehrer bei der Benotung oft beide Augen zu. Und so landen zunehmend junge Leute, die froh sind, die Schule hinter sich zu haben, eben nicht in einem Ausbildungsverhältnis mit ein bisschen Schule - sondern wieder in der Schule mit der Hoffnung, ihre Chancen auf ein Ausbildungsverhältnis zu verbessern…

    Das duale System im Gleichgewicht zu halten, ist unter diesen Umständen schwer. Und wenn es schon in einer großen Berufsschule im Musterländle schwierig ist …woher sollen die in ganz Deutschland fehlenden 170 000 Ausbildungsplätze kommen - und: wie sollen diejenigen ausgebildet sein, denen eine Berufschance gegeben wird.

    mit:
    Lehrern und Schülern, u. a. Sait Icboyun, Sprecher der Schülermitverantwortung und Walter Schmich, Schulleiter
    Eberhard-Gothein-Schule Mannheim

    sowie: Dr. Gerd Waldecker, Geschäftsführer Berufsbildung der IHK Rhein-Neckar; Beatrix Hölter, Geschäftsführerin, und Simone Nägele, Bereichsleiterin, Agentur für Arbeit, Mannheim; Thomas Giessler, Abteilungsleiter Berufliche Bildung/Bildungspolitik, DGB Baden-Württemberg;

    Literatur zum Thema:

    Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe 2004. Hrg. Bundesinstitut für Berufsbildung

    Option für die Jugend. Schulbildung verbessern, Ausbildungsfähigkeit fördern, Berufsorientierung intensivieren.
    Hrg. Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände

    Jung. Talentiert. Chancenreich. Beschäftigungsfähigkeit von Jugendlichen fördern.
    Hrg. Deutsche Kinder- und Jugendstiftung

    Links zum Thema:

    Berufsbildungsbericht 2005 als PDF-Datei

    Ausbildungsoffensive der Bundesregierung 2005

    Neue und modernisierte
    Ausbildungsberufe ab 1. August 2005 (PDF-Datei)

    Was ist der richtige Ausbildungsberuf für mich?
    Die CD "Joblab Ausbildung" des BMBF ist zu beziehen über:
    www.joblab.de
    oder
    www.schulweb.de

    Eignungstest Berufswahl

    "Übergänge in Arbeit" - Forschungsschwerpunkt des Deutschen Jugendinstituts:

    Ausbildungstarife

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