Archiv


Beschäftigungschancen im Umweltschutz

Neue Entwicklungen im Umweltschutz schaffen neue Arbeitsplätze. Das gilt vor allem für den Bereich der erneuerbaren Energien. Der Umweltverband BUND hat eine Studie zu Beschäftigungschancen im Umweltschutz vorgelegt.

Von Dieter Nürnberger |
    Wenn man bedenkt, dass es in der gesamtwirtschaftlichen Bilanz gar nicht so viele Branchen gibt, die derzeit neue Arbeitsplätze schaffen, dann ist es schon gerechtfertigt von einer Jobmaschine oder einem Jobmotor zu sprechen. Und das Ergebnis der Studie stößt da durchaus ebenfalls in diese Richtung. Rund vier Prozent aller Beschäftigten arbeiten derzeit in diesem Bereich des Umweltschutzes. Das sind rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland. Und bis 2020 könnten es doppelt so viele sein. Das ist die Kernaussage der Studie.

    Voraussetzung dafür allerdings ist eine weiterhin fördernde Begleitung durch die Politik, eine Sache der politischen Rahmenbedingungen also. Die Studie hat Angelika Zahrnt, die Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, heute Vormittag an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel übergeben. Und ein Schwerpunkt ist der Energiesektor:

    "Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist erfolgreich. Es ist auch international zum Vorbild geworden, es ist nahezu ein Exportschlager geworden. Bei der Erzeugung von Wärme allerdings sind die Zuwachsraten unzureichend. Lediglich acht Prozent der neuen Heizungsanlagen nutzen erneuerbare Energien wie Sonnenwärme, Erdwärme oder Holzpellets. Deshalb ist dringend eine Art 'Erneuerbares-Wärme-Gesetz' erforderlich, das den Einsatz von erneuerbaren Energien als Ersatz für Öl- und Gasheizungen ganz gezielt fördert und einen dem EEG vergleichbaren Boom auslöst."

    Und gerade bei der Stromgewinnung aus Sonne, Wind oder auch Erwärme ist Deutschland einer der weltweiten Marktführer, hier sind also auch Arbeitsplätze geschaffen worden, die sich vornehmlich auf den Export konzentrieren. 2005 waren dies bei den erneuerbaren Energien rund 170.000 Arbeitsplätze. Weltweit - so die Studie - würden ab 2020 rund 250 Milliarden Euro jährlich und weltweit in diese Zukunftstechnologien investiert werden, da könnte Deutschland ein großes Stück vom Kuchen abbekommen. Und vielleicht überraschend, auch die Landwirtschaft könnte einen Arbeitsplätze-Aufschwung bewerkstelligen:

    "Die ökologische Lebensmittelwirtschaft schafft jedes Jahr 20.000 neue Arbeitsplätze, im Gegensatz zur stagnierenden konventionellen Landwirtschaft, die zudem mit einem hohen Pestizid- und Düngemitteleinsatz Mensch und Umwelt schadet. Der Ökolandbau schafft im Schnitt 35 Prozent mehr Arbeitsplätze als konventionelle Betriebe, erhält aber im Schnitt deutlich weniger Fördermittel."

    Hier spielt natürlich auch der gegenwärtige Boom bei Bioprodukten, bei Biomärkten eine positive Rolle. Aber auch klar: Die meisten der künftigen Arbeitsplätze im Umweltbereich werden technische Berufe sein. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel versprach, sich die Studie genau anzuschauen. Das Ergebnis passe sehr gut in die politische und wirtschaftliche Ausrichtung seines Ministeriums:

    "Wenn Sie ambitionierte, aber nicht träumerische, Standards setzen, dann führt das dazu, dass sich die deutsche Ingenieurwissenschaft, die Wissenschaft, die Facharbeiter und die Unternehmen daran orientieren. Und es gibt ja eine wirkliche Kernkompetenz unseres Landes, das ist die Innovationsfähigkeit, weil wir gut ausgebildete junge Leute haben, gut ausgebildete Fachkräfte und Wissenschaft. Von daher denke ich, dass dies auch künftig das Potenzial sein muss."

    Und er versprach auch, das Thema Umwelt und Arbeitsplätze zu einem Schwerpunkt während der deutschen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 zu machen. Fazit des BUND: Der Saldo beim Thema Umwelt und Arbeitsplätze sei auf jeden Fall positiv. Angelika Zahrnt:

    "Eine an Umweltzielen ausgerichtete Politik schafft also Arbeitsplätze. Eine Politik, die die nachhaltige Politik nicht im Blick hat, vernichtet zumindest langfristig Arbeitsplätze und ist zudem kostspieliger. Aber es ist auch wichtig, ganz klar zu sagen, dass Umwelt und Naturschutz eigenständige politische Ziele sind. Und es kann auch Entscheidungen geben, wo Umwelt und Beschäftigung miteinander im Konflikt sind."

    Aber Konflikte seien doch eher die Ausnahmen. In den Bereichen Energie, Energieeffizienz, Umwelttechnik, Tourismus und Naturschutz oder auch nachhaltige Mobilität sei bis 2020 einiges möglich, nämlich noch einmal bis zu 1,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland.