Freitag, 19. April 2024

Archiv


Bessel und der schwankende Pol

Friedrich Wilhelm Bessel war einer der größten Astronomen des neunzehnten Jahrhunderts. Er hat die Parallaxe der Sterne entdeckt, die ein Beweis für die Bewegung der Erde um die Sonne ist.

Von Dirk Lorenzen | 01.06.2013
    Bessel ist mit nur 61 Jahren gestorben - manche seiner Beobachtungen wurden nie ausgewertet. Jetzt gelang dem Bonner Astronomen Peter Brosche und seinem Heidelberger Kollegen Helmut Lenhardt eine bemerkenswerte Entdeckung in seinem wissenschaftlichen Nachlass.

    Friedrich Wilhelm Bessel war auf der Suche nach der freien Kreiselbewegung unserer Erde. Das ist eine Art schwaches "Eiern" des sich drehenden Planeten.

    Als Folge verändert sich die Lage der Erdachse um einige Meter pro Jahr. Diese Polbewegung ist zwar minimal, lässt sich aber über die Position der Sterne am Firmament messen.

    Da sich die Koordinatensysteme am Himmel und auf der Erde auf die Lage der Erdachse beziehen, ist es wichtig, deren exakte Position zu kennen.

    Die Polbewegung wurde erst 1885 entdeckt - fast vierzig Jahre nach Bessels Tod. Hätte Friedrich Wilhelm Bessel Zeit gehabt, seine höchst präzisen Beobachtungen länger durchzuführen und auszuwerten, so hätte er sie vielleicht schon deutlich früher nachgewiesen.

    Zum Glück für Bessel konnten seine wissenschaftlichen Testamentsvollstrecker die Aufzeichnungen auf Papier noch lesen. Inzwischen werden Beobachtungen meist digital gespeichert.

    Diese Daten sind schnell nicht mehr zugänglich - solche posthumen Entdeckungen werden in Zukunft also kaum mehr möglich sein.


    Zur Geschichte der Astronomie

    Die Polbewegung und ihre Messung