Dr. Marc Piopiunik ist Bildungswissenschaftler am Ifo-Institut in München. Er untersucht das bayerische Bildungssystem und wollte wissen,
"ob durch die Reform der Realschule, also die Einführung der sechsstufigen Realschule Anfang 2000, die Leistungen der Haupt- und Realschüler schwächer geworden sind oder nicht."
Früher wurden Real- und Hauptschüler in Bayern bis zur sechsten Klasse gemeinsam unterrichtet. Eine im Jahr 2000 beschlossene Reform trennte die Schüler schon in der vierten Klasse voneinander. Piopiunik forschte nach Leistungsunterschieden vor und nach der Reform:
"Um die Leistungsentwicklung der Schüler anzuschauen, konnte ich vor allem PISA-Daten der Jahre 2003 und 2006 verwenden, genauer gesagt die deutschen Erweiterungsstudien, bei denen so viele Schüler getestet wurden, dass die Daten repräsentativ sind für jeden Schüler in jedem Bundesland."
Der Wissenschaftler erwartete, dass zumindest die Leistungen der Realschüler nach der Reform steigen würden, weil sie weniger lang mit den leistungsschwächeren Schülern unterrichtet wurden. Stattdessen belegen die Daten aber laut Studie,
"dass die Durchschnittsleistungen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sowohl in den Hautschulen als auch in den Realschulen durch die Reform zurückgegangen sind. Die größten Auswirkungen finde ich dabei im Bereich Lesen."
Und das an beiden Schularten: An den Realschulen gab es weniger leistungsstarke Schüler, an den Hauptschulen mehr leistungsschwache. Hauptgrund dafür ist laut Piopiunik,
"dass der Leistungsanreiz fehlt, wenn die Schüler bereits nach der vierten Klasse getrennt werden. Denn dann haben sie keinen Anreiz mehr, sich in der fünften und sechsten Klasse besonders anzustrengen, damit sie am Ende der sechsten Klasse gut genug sind, um anschließend in der siebten Klasse auf die Realschule zu kommen."
Ein weiterer Grund, so der IFO-Wissenschaftler, könnte sein, dass Lehrer die Schüler nach der vierten Klasse nicht der für sie richtigen Schulart zuweisen. Möglicherweise, weil zehnjährige Kinder schwieriger einzuschätzen sind als zwölfjährige, die in ihrer Entwicklung schon deutlich weiter sind. Piopiunik hält eine zu frühe Aufteilung deshalb für kontraproduktiv:
"Anhand dieser Ergebnisse kann nur die Schlussfolgerung sein, dass Schüler zumindest bis zur sechsten Klasse auf jeden Fall gemeinsam unterrichtet werden sollten."
Im bayerischen Kultusministerium sieht man das anders. Erstens seien die festgestellten Effekte nur gering, sagt Kultusminister Ludwig Spaenle. Und zweitens habe zwischen 2003 und 2006 eine Übergangssituation geherrscht:
"Es ist ja logisch, dass – wenn ich die Schulstruktur verändere – dann auch der Zugang zu dieser Schule ein Stück weit größer ist."
Spaenle regt einen Vergleich für die Jahre 2009 und später an. Doch dafür liegen keine verwertbaren Daten vor, weil sie auf Beschluss der Kultusministerkonferenz nicht mehr erhoben wurden. Spaenle verweist darauf,
"dass wir beim Ländervergleich zum Ergebnis der neunten Klassen in allen getesteten Bereichen die leistungsstärksten Ergebnisse in der Haupt- und der Realschule zu verzeichnen haben. Das ist doch ein ganz entscheidender Indikator."
Mit anderen Worten: Die bayerischen Haupt- und Realschüler seien die besten in Deutschland. Die Ergebnisse der Ifo-Studie allerdings lassen sich damit nicht erklären. Auch starke Schüler können schwächer werden.
"ob durch die Reform der Realschule, also die Einführung der sechsstufigen Realschule Anfang 2000, die Leistungen der Haupt- und Realschüler schwächer geworden sind oder nicht."
Früher wurden Real- und Hauptschüler in Bayern bis zur sechsten Klasse gemeinsam unterrichtet. Eine im Jahr 2000 beschlossene Reform trennte die Schüler schon in der vierten Klasse voneinander. Piopiunik forschte nach Leistungsunterschieden vor und nach der Reform:
"Um die Leistungsentwicklung der Schüler anzuschauen, konnte ich vor allem PISA-Daten der Jahre 2003 und 2006 verwenden, genauer gesagt die deutschen Erweiterungsstudien, bei denen so viele Schüler getestet wurden, dass die Daten repräsentativ sind für jeden Schüler in jedem Bundesland."
Der Wissenschaftler erwartete, dass zumindest die Leistungen der Realschüler nach der Reform steigen würden, weil sie weniger lang mit den leistungsschwächeren Schülern unterrichtet wurden. Stattdessen belegen die Daten aber laut Studie,
"dass die Durchschnittsleistungen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sowohl in den Hautschulen als auch in den Realschulen durch die Reform zurückgegangen sind. Die größten Auswirkungen finde ich dabei im Bereich Lesen."
Und das an beiden Schularten: An den Realschulen gab es weniger leistungsstarke Schüler, an den Hauptschulen mehr leistungsschwache. Hauptgrund dafür ist laut Piopiunik,
"dass der Leistungsanreiz fehlt, wenn die Schüler bereits nach der vierten Klasse getrennt werden. Denn dann haben sie keinen Anreiz mehr, sich in der fünften und sechsten Klasse besonders anzustrengen, damit sie am Ende der sechsten Klasse gut genug sind, um anschließend in der siebten Klasse auf die Realschule zu kommen."
Ein weiterer Grund, so der IFO-Wissenschaftler, könnte sein, dass Lehrer die Schüler nach der vierten Klasse nicht der für sie richtigen Schulart zuweisen. Möglicherweise, weil zehnjährige Kinder schwieriger einzuschätzen sind als zwölfjährige, die in ihrer Entwicklung schon deutlich weiter sind. Piopiunik hält eine zu frühe Aufteilung deshalb für kontraproduktiv:
"Anhand dieser Ergebnisse kann nur die Schlussfolgerung sein, dass Schüler zumindest bis zur sechsten Klasse auf jeden Fall gemeinsam unterrichtet werden sollten."
Im bayerischen Kultusministerium sieht man das anders. Erstens seien die festgestellten Effekte nur gering, sagt Kultusminister Ludwig Spaenle. Und zweitens habe zwischen 2003 und 2006 eine Übergangssituation geherrscht:
"Es ist ja logisch, dass – wenn ich die Schulstruktur verändere – dann auch der Zugang zu dieser Schule ein Stück weit größer ist."
Spaenle regt einen Vergleich für die Jahre 2009 und später an. Doch dafür liegen keine verwertbaren Daten vor, weil sie auf Beschluss der Kultusministerkonferenz nicht mehr erhoben wurden. Spaenle verweist darauf,
"dass wir beim Ländervergleich zum Ergebnis der neunten Klassen in allen getesteten Bereichen die leistungsstärksten Ergebnisse in der Haupt- und der Realschule zu verzeichnen haben. Das ist doch ein ganz entscheidender Indikator."
Mit anderen Worten: Die bayerischen Haupt- und Realschüler seien die besten in Deutschland. Die Ergebnisse der Ifo-Studie allerdings lassen sich damit nicht erklären. Auch starke Schüler können schwächer werden.