Dass es ernst wird, ist für Silvia Weke schnell klar. So geht sie nicht allein zum Arzt, sondern nimmt ihren Mann mit. Dann die Diagnose: Krebs.
Man fällt erst mal in ein Loch. Man ist erst mal sehr runtergezogen, aber der nächste Gedanke ist man selber will es für sich selbst schaffen, ich bin noch nicht so sehr alt, ich bin erst 46, ich habe ne Familie, und ich will für die noch ne Weile leben. Und das ist mein Ziel.
Sie kann sich nicht mehr so genau erinnern: Zwischen einer halben und einer vollen Stunde hat das Gespräch gedauert. Eher die Ausnahme. Oft nimmt sich der Arzt für die Schreckensnachricht nur ein paar Minuten. Dabei enden mehr als die Hälfte der Krankheitsverläufe tödlich. Dr. Bernd Flath trainiert an der Berliner Charité mit seinen Medizinstudenten die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Er macht immer wieder die selben Fehler aus:
Also einmal denke ich, ist es der Zeitfaktor, das erstens mal falsche Zeitpunkte gewählt werden, und auch zu kurz Aufklärungsgespräche geführt werden, das ist sicher eins, dann das eben Aufklärung immer noch häufig als ne lästige Pflicht betrachtet wird, und nicht als ne richtige ärztliche Tätigkeit, also letztendlich würde ich Aufklärung, ein Aufklärungsgespräch betrachten, ähnlich, wie wenn man irgendeinen Eingriff macht. Das ist ne richtige ärztliche Aufgabe.
Die jedoch nicht vernünftig honoriert wird. Ganze zwei Euro kann der niedergelassene Arzt dafür bei den Kassen abrechnen. In Kliniken wiederum lauern andere Gefahren. Da wird die Nachricht dem geschockten Patienten schon mal im Fahrstuhl übermittelt. Oder:
Das bei großen Visiten aufgeklärt wird, am Krankenbett in fünf Minuten im Vierbettzimmer die Diagnose gesagt wird, Kolonne marschiert weiter, Patient ist allein mit der Diagnose, andere Patienten gucken ihn entgeistert an, furchtbare Situation
Von der ersten Unterredung können sich die Patienten in der Regel kaum mehr als die Hälfte merken. Zu überraschend ist die Nachricht, zu groß die emotionale Belastung. Deshalb sollte der Arzt immer auch ein Folgegespräch anbieten, oder der Erkrankte darum bitten. Wichtig: sich vorher Fragen überlegen, diese ruhig aufschreiben, wie auch später die Antworten. Eventuell eine Person der Vertrauens mitbringen. Und sich dann selbst weiterinformieren. Kaum ein Arzt kann heute noch den gesamten wissenschaftlichen Fortschritt im Auge behalten. Patienten aber haben ein Recht auf modernste Therapien. Das Wissen um neueste Forschungen kann lebensrettend sein. Ernst Bergemann von Onkologischen Patientenseminar der Charité.
Es ist soviel Angst oft bei den Patienten vor der Autorität in weiß, dass er gar nicht fähig ist, die Rechte einzufordern, die ihm zustehen. In der Medizin hat er ein Mitspracherecht. Er kann ja oder er kann nein sagen. Nicht jede Empfehlung jedes Arztes ist immer richtig. Aber wie soll er denn beurteilen, ob sie richtig ist, dazu muss er erst mal medizinische Informationen haben.
Obwohl als Recht verbrieft, gibt es für viele Ärzte und Patienten immer noch ein Tabu: das Recht auch eine zweite Meinung, die Konsultation bei einen weiteren Arzt. Oft wird das als Vertrauensbruch empfunden. Und Patienten, die sich einmischen, sind auch nicht jedem Mediziner recht. Aber in Selbsthilfegruppen wie bei Bergemann machen sich die Betroffenen gegenseitige stark. Anfangs stehen viele Kranke mit Patientenbriefen an der Tür, deren Fachtermini sie einfach nicht verstehen. Hier können sie fragen und online gehen.
Sie ahnen gar nicht, was sich hier oft abspielt. Die Patienten surfen im Internet, das mache sie sehr ausführlich und sehr intensiv, und nach vier Monaten Internet sind sie klüger als die betreffenden haha Ärzte.
Bald haben viele einen erstaunlichen Überblick. Und auch die Seele profitiert von diesem Wissensdurst, weiß Dr. Barbara Frey von der Berliner Krebsgesellschaft:
Weil die Erfahrung zeigt, und es gibt ja den Bereich der Psycho-Onkologie, die sich speziell auch mit der Verarbeitung von Krebsdiagnosen befasst, dass Patienten, die aktiv sich mit ihrer Krankheit auseinander setzten, die auf Informationssuche gehen, Patienten, die ihren Arzt sozusagen löchern, also immer wieder fragen, warum ist das so, die sich nicht nur fragen lassen von ihrem Arzt, sondern auch selber Fragen stellen, um es besser zu verstehen, dass diese Patienten nicht nur eine bessere Lebensqualität haben, sondern wahrscheinlich auch länger leben.
Niemand sollte sich für seine Fragen schämen, sie als banal oder zu wenig fundiert abtun. Statt dessen den Arzt nach mögliche Alternativen und neuesten Informationen fragen. Ein Mediziner, der den Patient als Partner akzeptiert, wird auch helfen. Möglichst rechtzeitig einen günstigen Termin mit ausreichend Zeit vereinbaren, dem Arzt vorher Fragen übergeben, so dass dieser sich vorbereiten kann. Wo Kliniken oder niedergelassene Ärzte überfordert sind, stehen kostenlos weitere Hilfen bereit: Psychologen und Mediziner in den Krebsberatungsstellen. Dazu Selbsthilfegruppen, und zahlreiche Foren im Internet.
Die Broschüre "Patientenrecht in Deutschland heute" ist kostenlos beim Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit NRW zu erhalten: www.mfjfg.nrw.de (Bereich Service - Online bestellen - Gesundheitspolitik - Broschüre Nr. 371)
Internetforum: www.inkanet.de
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021015-Krebswoche.ram
Man fällt erst mal in ein Loch. Man ist erst mal sehr runtergezogen, aber der nächste Gedanke ist man selber will es für sich selbst schaffen, ich bin noch nicht so sehr alt, ich bin erst 46, ich habe ne Familie, und ich will für die noch ne Weile leben. Und das ist mein Ziel.
Sie kann sich nicht mehr so genau erinnern: Zwischen einer halben und einer vollen Stunde hat das Gespräch gedauert. Eher die Ausnahme. Oft nimmt sich der Arzt für die Schreckensnachricht nur ein paar Minuten. Dabei enden mehr als die Hälfte der Krankheitsverläufe tödlich. Dr. Bernd Flath trainiert an der Berliner Charité mit seinen Medizinstudenten die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Er macht immer wieder die selben Fehler aus:
Also einmal denke ich, ist es der Zeitfaktor, das erstens mal falsche Zeitpunkte gewählt werden, und auch zu kurz Aufklärungsgespräche geführt werden, das ist sicher eins, dann das eben Aufklärung immer noch häufig als ne lästige Pflicht betrachtet wird, und nicht als ne richtige ärztliche Tätigkeit, also letztendlich würde ich Aufklärung, ein Aufklärungsgespräch betrachten, ähnlich, wie wenn man irgendeinen Eingriff macht. Das ist ne richtige ärztliche Aufgabe.
Die jedoch nicht vernünftig honoriert wird. Ganze zwei Euro kann der niedergelassene Arzt dafür bei den Kassen abrechnen. In Kliniken wiederum lauern andere Gefahren. Da wird die Nachricht dem geschockten Patienten schon mal im Fahrstuhl übermittelt. Oder:
Das bei großen Visiten aufgeklärt wird, am Krankenbett in fünf Minuten im Vierbettzimmer die Diagnose gesagt wird, Kolonne marschiert weiter, Patient ist allein mit der Diagnose, andere Patienten gucken ihn entgeistert an, furchtbare Situation
Von der ersten Unterredung können sich die Patienten in der Regel kaum mehr als die Hälfte merken. Zu überraschend ist die Nachricht, zu groß die emotionale Belastung. Deshalb sollte der Arzt immer auch ein Folgegespräch anbieten, oder der Erkrankte darum bitten. Wichtig: sich vorher Fragen überlegen, diese ruhig aufschreiben, wie auch später die Antworten. Eventuell eine Person der Vertrauens mitbringen. Und sich dann selbst weiterinformieren. Kaum ein Arzt kann heute noch den gesamten wissenschaftlichen Fortschritt im Auge behalten. Patienten aber haben ein Recht auf modernste Therapien. Das Wissen um neueste Forschungen kann lebensrettend sein. Ernst Bergemann von Onkologischen Patientenseminar der Charité.
Es ist soviel Angst oft bei den Patienten vor der Autorität in weiß, dass er gar nicht fähig ist, die Rechte einzufordern, die ihm zustehen. In der Medizin hat er ein Mitspracherecht. Er kann ja oder er kann nein sagen. Nicht jede Empfehlung jedes Arztes ist immer richtig. Aber wie soll er denn beurteilen, ob sie richtig ist, dazu muss er erst mal medizinische Informationen haben.
Obwohl als Recht verbrieft, gibt es für viele Ärzte und Patienten immer noch ein Tabu: das Recht auch eine zweite Meinung, die Konsultation bei einen weiteren Arzt. Oft wird das als Vertrauensbruch empfunden. Und Patienten, die sich einmischen, sind auch nicht jedem Mediziner recht. Aber in Selbsthilfegruppen wie bei Bergemann machen sich die Betroffenen gegenseitige stark. Anfangs stehen viele Kranke mit Patientenbriefen an der Tür, deren Fachtermini sie einfach nicht verstehen. Hier können sie fragen und online gehen.
Sie ahnen gar nicht, was sich hier oft abspielt. Die Patienten surfen im Internet, das mache sie sehr ausführlich und sehr intensiv, und nach vier Monaten Internet sind sie klüger als die betreffenden haha Ärzte.
Bald haben viele einen erstaunlichen Überblick. Und auch die Seele profitiert von diesem Wissensdurst, weiß Dr. Barbara Frey von der Berliner Krebsgesellschaft:
Weil die Erfahrung zeigt, und es gibt ja den Bereich der Psycho-Onkologie, die sich speziell auch mit der Verarbeitung von Krebsdiagnosen befasst, dass Patienten, die aktiv sich mit ihrer Krankheit auseinander setzten, die auf Informationssuche gehen, Patienten, die ihren Arzt sozusagen löchern, also immer wieder fragen, warum ist das so, die sich nicht nur fragen lassen von ihrem Arzt, sondern auch selber Fragen stellen, um es besser zu verstehen, dass diese Patienten nicht nur eine bessere Lebensqualität haben, sondern wahrscheinlich auch länger leben.
Niemand sollte sich für seine Fragen schämen, sie als banal oder zu wenig fundiert abtun. Statt dessen den Arzt nach mögliche Alternativen und neuesten Informationen fragen. Ein Mediziner, der den Patient als Partner akzeptiert, wird auch helfen. Möglichst rechtzeitig einen günstigen Termin mit ausreichend Zeit vereinbaren, dem Arzt vorher Fragen übergeben, so dass dieser sich vorbereiten kann. Wo Kliniken oder niedergelassene Ärzte überfordert sind, stehen kostenlos weitere Hilfen bereit: Psychologen und Mediziner in den Krebsberatungsstellen. Dazu Selbsthilfegruppen, und zahlreiche Foren im Internet.
Die Broschüre "Patientenrecht in Deutschland heute" ist kostenlos beim Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit NRW zu erhalten: www.mfjfg.nrw.de (Bereich Service - Online bestellen - Gesundheitspolitik - Broschüre Nr. 371)
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021015-Krebswoche.ram