Der Vortragssaal im Gartenbauzentrum Münster-Wolbeck ist gesteckt voll: 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 7 Nationen sind zum Tagesseminar angereist, um sich über den Weihnachtsbaum der Zukunft zu informieren. Einige stecken viel Zeit und Geld in diese Fortbildung, aber es scheint sich zu lohnen. Professer Jürgen Matschke ist Weihnachtsbaum-Forscher und hat die Erklärung parat.
... weil wir eigentlich führend sind in der Forschungs- und Versuchsarbeit über den optimalen Weihnachtsbaum. Weinachtsbaum-Anbau ist heut zu einem natürlichen Broterwerb geworden, weil viele landwirtschaftliche Flächen ausgegliedert worden sind.
Er sieht die Arbeit in Münster als Grundlagenforschung, die sich sehr schnell in den Betrieben bemerkbar macht. Und obwohl der Umsatz bei Weihnachtsbäumen jährlich bei rund 150 Millionen Euro liegt und es ein recht stabiler Markt ist, steckt die eigentliche Zucht noch in den Kinderschuhen.
Also, wenn man die Branche Weihnachtsbaumanbau mit dem Gartenbau und der Landwirtschaft vergleicht, dann ist man bei den Herkünften der Baumarten noch bei der wildwachsenden Mohrrübe. Man vermehrt Saatgut aus großen Herkunftsgebieten, aus großen Polulationen. Und man hat einen recht unrentablen Weihnachtsbaum auf vielen Flächen. Zum Beispiel ist die Ausbeute bundesweit bei etwa 60 %.
Um also die heimischen Produzenten zu stärken, will man in Münster Sorten herauskristallisieren, die zu Prototypen der Weihnachtsbäume werden sollen. Aber zuvor ist intensive Feldforschung und viel Rumgereise nötig auf der Suche nach dem idealen Baum.
Wir haben also die Länder bereist, wo die Baumarten herkommen: das ist Nordwest-Russland, das ist Georgien, die Türkei, Amerika – Colorado, Oregon, Washington.
Finanziert wird die teure Feld-Forschung nur zum einem kleinen Teil von der Landwirtschaftkammer. Der größte Teil kommt aus der Privatwirtschaft, sprich von Saatguthändlern, die später die Sorten vermarkten wollen. Um die 1800 Anbauer von Weihnachtsbäumen gibt es bundesweit. Dass ausgerechnet bei der Landwirtschaftkammer Westfalen-Lippe man sich so intensiv um den Baum zum Fest kümmert, ist kein Zufall: rund ein Drittel aller in Deutschland verkauften Bäume kommen aus dem Sauerland. In Münster möchte man die Teilnehmer auch erziehen: weg von der chemischen Keule hin zur alten Handarbeit.
Wir mussten herausfinden, dass die innere Qualität, sprich die Nadelhaltbarkeit – also die Vitalität ganz drastisch durch den Herbizideinsatz beeinflusst wird. Da empfehlen wir die Mechanik, und zwar Bekämpfung des Unkrauts nicht erst, wenn es groß ist, sondern in ganz kleinem Stadium. Wir nutzen bestimmte technische Verfahren, in dem bestimmte Grubber, Bürsten eingesetzt werden.
Eine Nachfrage beim Gang durch das Gartenbaucenter am Nachmittag zeigt, dass die Botschaft angekommen ist. Peter Spedisen über das, was er aus Münster an Wissen mit in die Schweiz nimmt.
Es sind wieder neue Sorten, etwas über die Pflege und die Rücksicht bei Herbiziden – das sind die Schwerpunkte für uns.
Für Heinrich Vormerz aus dem Südschwarzwald soll das Seminar bei den nächsten Entscheidungen über die Saat helfen.
Man ist ja unsicher: Was soll man anpflanzen heutzutage? Denn die Ansprüche werden ja immer höher und in der Beziehung hat man da einiges gehört.
Um den steigenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden, möchte die Landwirtschaftskammer gern ein Gütesiegel für Weihnachtsbäume einführen – so, wie es die dänische Konkurrenz schon vorgemacht hat – solch ein Siegel soll dem Kunden anzeigen, wo ein Baum herkommt, dass er mit wenig Herbiziden belastet ist, lange hält und gut aussieht.