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''Bessere Unis für weniger Geld''

Seit Monaten kocht an niedersächsischen Hochschulen die Gerüchteküche, am Dienstag nun legte die Landesregierung ihre Einsparungspläne vor. Gestrichen werden unter anderem die Soziologie und die Romanistik an der Uni Hannover. Außerdem sollen sich einzelne Disziplinen an bestimmten Standorten konzentrieren, dafür werden uneffektive Bereiche im gleichen Fach an anderen Hochschulen gestrichen. An den Hochschulstandorten Nienburg und Buxtehude gehen die Lichter ganz aus, die bildenden Künste fallen an der FH Hannover weg, dafür werden sie an der HBK Braunschweig gestärkt, die Rechtsmedizin wandert von Göttingen nach Hannover, die Grund-, Haupt- und Realschullehrämter werden von Hannover nach Hildesheim geschoben. Trostpflaster für Hannover: Die Juristenausbildung wird nicht abgeschafft.

    Von Hans-Peter Fischer

    Begeistert ist Ludwig Schätzl, Präsident der Uni Hannover, von den Streichvorschlägen der Landesregierung nicht. Seine Hochschule verliert gleich drei Fachbereiche, das Image einer Volluni sieht er dadurch eingeschränkt.

    Wenn wir beides kombinieren würden, dass wir uns in dieser jetzigen Sparrunde, das ist ja eine Kürzungsrunde, wenn es uns gelingt, unsere Kernkompetenzen stärker zu identifizieren, und wenn wir dann aber mittelfristig neue Ressourcen kriegen, dann meine ich, dass das ein Weg ist, der zu besseren Strukturen führen kann. Aber durch Sparen alleine kriegt man nicht bessere Strukturen.

    Dabei soll das so genannte Hochschuloptimierungskonzept der Landesregierung eigentlich Sparen und Verbesserungen miteinander verbinden. Das Vorzeigeprojekt entsteht in Lüneburg: Hier fusioniert die Uni mit der FH Nordostniedersachsen. Herauskommt die so genannte "Modelluniversität für den Bologna-Prozess". Dort sollen neue europakompatible Studiengänge und -abschlüsse erprobt werden - nicht ohne zu sparen: Die neue eine Hochschule braucht schließlich nur einen Verwaltungsapparat. Unter dem Strich soll das Streichkonzert schon im nächsten Haushaltsjahr 40,6 Millionen Euro für die Landeskasse einsparen. Kai Handel, Geschäftsführer der Landeshochschulkonferenz.

    Die strukturellen Maßnahmen werden im nächsten Jahr die 40,6 Millionen nicht bringen. Dennoch werden sie von den Hochschulen abgefordert werden, was bedeutet, dass sie Hochschulen die mit anderen Maßnahmen zwischenfinanzieren müssen. Letztendlich führt das dazu, dass die Hochschulen Verbindlichkeiten eingehen werden.

    Außerdem werden Stellen nicht wiederbesetzt oder Neuanschaffungen hinausgezögert. Die Hochschulen können schließlich fast ausschließlich bei den Personalkosten sparen, Professoren und Sekretäre lassen sich allerdings nicht von heute auf morgen kündigen. Nicht zuletzt verlieren etliche Immatrikulierte langfristig ihren Studienplatz. Hier machte Wissenschaftsminister Stratmann jedoch eine Zusage: Alle Eingeschriebenen können am aktuellen Studienort einen Abschluss erreichen - in angemessener Zeit, bei gleicher Lehrqualität. Anna Berlit, Pressereferentin des AStA der Uni Hannover.

    Das ist nett gesagt, aber in der Praxis sieht es meistens doch so aus, dass hoch qualifizierte Dozenten natürlich weggehen wollen, denn sie wollen sich, und das kann man ihnen nicht verübeln, eine sichere Laufbahn ermöglichen. Das heißt, dass sich das Lehrangebot natürlich verschlechtern wird.

    Doch bevor überhaupt etwas geschieht, müssen Regierung und Hochschulen weiter verhandeln. Insbesondere möchte Wissenschaftsminister Stratmann die Streich- und Strukturumwandlungsliste noch verlängern. Insgesamt sieht er sein Hochschuloptimierungskonzept unter der Leitidee: "Bessere Unis für weniger Geld".

    Ich weiß, dass das zunächst ein Widerspruch ist. Ich würde auch lieber mehr Geld für den Hochschulbereich ausgeben, aber Tatsache ist, wir haben's schlicht und einfach nicht. Ich muss, wenn ich weniger Geld habe, das Geld klüger ausgeben, muss Schwerpunkte setzen, Profile herausbilden, und das erfordert strukturelle Veränderungen.

    Dass aus den Vorschlägen der Landesregierung tatsächlich Gesetze und Vorschriften werden, daran zweifeln keiner der Beteiligten. Sicher ist aber auch etwas anderes: Der Widerstand der betroffenen niedersächsischen Studierenden.

    In Hannover jedenfalls hat die Studierendenvertretung schon für den 25. Oktober einen Aktionstag angekündigt. Dann soll gegen die Streichung der Romanistik und der Soziologie an der Uni protestiert werden.

    Hochschuloptimierungskonzept heißt die Ideensammlung, mit der die niedersächsische Landesregierung zwei Fliegen auf einmal erlegen will: Eine Verbesserung der Hochschulen bei gleichzeitigen Einsparungen. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hält das für durchaus schlüssig.