Textilverarbeitung. - An der Universität Potsdam fand am 10. und 11. September eine Tagung zur Verarbeitung von pflanzlichen Naturfasern wie Flachs oder Hanf statt. In den vergangenen Jahren haben diese Materialien in vielen Bereichen der Wirtschaft an Bedeutung gewonnen. Um weitere Anwendungsgebiete zu erschließen, muss vor allem die Faserqualität besser werden. In Bornim, einem kleinen Ort westlich von Potsdam, ist das
angesiedelt, der Gastgeber der Tagung. Dort präsentiert auch Friedrich Munder eine werkshallengroße Maschine, die demnächst Hanf und andere faserhaltige Pflanzen verarbeiten soll. Die Anlage gewinnt aus Hanfballen die begehrten Industriefasern, erklärt Munder: "Das geht nur durch Schneiden. Dabei läuft ein Band, eine Säge praktisch, durch den Ballen und schneidet Streifen für Streifen ab. Dann geht es in eine Förderstrecke, wo Steine und metallische Fremdkörper abgeschieden werden. In einer Schneidmaschine wird das Stroh danach eingekürzt. Sie müssen wissen, dass die Naturpflanzen des Hanf eine Wuchshöhe von bis zu vier Metern haben. Ein so langes Stroh kann man nicht verarbeiten." Gut gekürzt kommen die Stängel dann in die so genannte Aufschlussmaschine, in der die eigentlichen Fasern im Innern der Stängel freigelegt - also aufgeschlossen - werden. Weil dabei auch ein großer Teil anderer Abfallstoffe wie Sand und Staub entfernt werden, spart man einige Kosten in der späteren Verarbeitung. Das Geheimnis des Aufschlusses sind die Klingen der Maschine. Sie bestehen aus Stahlbändern, die wie dicht nebeneinanderliegende Propellerblätter um eine Achse montiert sind. An ihren Spitzen hängt noch einmal ein etwa fingerlanges Stahlstück. Diese rotierenden stählernen Dreschflegel zerhacken die Pflanze, ohne die Faser zu zerstören. Bei anderen Aufschlussverfahren, wie Walzen oder Zerschlagen, leidet die wertvolle Faser deutlich mehr.
Ein weiterer Vorteil der Maschine: Sie verhindert eine Farbveränderung der Hanffaser, die gelegentlich entsteht, wenn das Naturprodukt "geröstet" wird. Rösten nennen Agrarwissenschaftler den nötigen Trockenvorgang, bevor man Fasern vom holzigen Anteil trennen kann. "Weitere Merkmale sind die Faserfestigkeit, die vor allem wichtig ist, wenn wir Glasfasern ersetzen wollen", sagt Professor Christian Fürll, Entwickler am Institut für Agrartechnik Bornim. "Da muss man sagen: Die Reißlänge der Hanffaser liegt etwa im gleichen Bereich wie die der Glasfaser. Damit kann man in Kunststoffen gleiche Werkstoffeigenschaften erzielen."