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Besseres Image für die Junior-Professur

Becker: Es gibt noch nicht all zu viele von ihnen, die Junior-Professoren und Professorinnen. Sie sind das Ergebnis einer Reform des Hochschulrahmengesetzes. Damit sollen auch jüngere Wissenschaftler an den Hochschulen eine Chance haben oder besser eine Professur bekommen können, auch ohne die bisher vorgeschriebene Habilitation. Die Kritiker bemängeln nun, dass die Geschichte der Junior-Professur keine Erfolgsgeschichte sei. Um das Image der Junior-Professur aufzubügeln haben Junior-Professoren der technischen Universität Clausthal einen Verein gegründet. Ich habe mit Lars Frormann gesprochen, Gründungsmitglied des Vereins und Junior-Professor an der TU Clausthal und ihn gefragt, wie viele Kolleginnen und Kollegen er bundesweit überhaupt hat.

    Frormann: Genaue Zahlen sind nicht bekannt, ich denke, es sind irgendwo so um die 400.

    Becker: Wie ist das um Ihr Ansehen oder Image bestellt? Bei den älteren Kollegen oder beim akademischen Nachwuchs, wie kommen Sie an als Junior-Professoren?

    Frormann: Es gibt zwei verschiedene Dinge. Persönlich bin ich mit der Situation hier sehr zufrieden, komme entsprechend gut an, sowohl bei der Hochschulleitung, die uns eben die entsprechende Ausstattung hier in Clausthal zur Verfügung gestellt hat. Wir haben alle Gelder gekriegt, die man kriegen kann, wir haben noch ein zusätzliches Startgeld von der Hochschule bekommen, so dass wir persönlich sowohl von Hochschulleitung als auch Fachbereich ältere Kollegen kommen wir zumindest in Clausthal, da sind wir uns auch einig, recht gut an. Ich weiß allerdings von Kollegen aus anderen Bundesländern, dass es da teilweise größere Schwierigkeiten gibt. Gerade zum Beispiel in Sachsen. Dort wurde das überhaupt noch nicht im Landesrecht verankert. Deswegen kriegen junge Kollegen oft vorgeworfen, wenn es um wirkliche Entscheidungen geht, sie sind rechtlich nicht abgesichert.

    Becker: Das heißt also, Sie haben den Verein gegründet, um zum Beispiel auch solche Dinge voranzutreiben, dass Sie eben juristisch abgesichert sind?

    Frormann: Richtig. Wir sind gerade direkt am Anfang. Zum einen war eine Intention, unser positives Bild der Junior-Professur erst mal nach außen zu tragen, weil ja gerade in der letzten Zeit durch verschiedenen Gremien die Junior-Professur ein bisschen schlecht gemacht wurde. Wir wollen zeigen, dass es nicht schlecht ist und wir das System gut finden, zum anderen versuchen, unsere rechtlichen Möglichkeiten zu verbessern und das Ganze nicht nur in Clausthal sondern bundesweit. Ein großes Problem ist letztendlich auch die Evaluierung, die uns alle nach drei Jahren trifft. Dort gibt es noch überhaupt keine geregelten Vorlagen und da wollen wir versuchen, möglicherweise auch in Zusammenarbeit mit den Ministerien da wirklich mal einheitliche Richtlinien zu schaffen.

    Becker: Wenn Sie sagen, Sie wollen auch das Bild in der Öffentlichkeit verbessern, was planen Sie denn, um das tatsächlich zu tun?

    Frormann: Das erste ist jetzt Mitglieder zu gewinnen, damit wir ein entsprechendes Netzwerk haben. Wir wollen dann als ersten Schritt eine Tagung organisieren, da sind wir gerade dabei, um alle Junior-Professoren mal zusammenzutrommeln und wir werden dann einfach ausloten, in welcher Richtung wir weiter vorgehen müssen. Wir machen natürlich auch Pressearbeit, dass wir verschiedene Artikel über die Junior-Professur in verschiedenen Zeitungen hineinbringen.

    Becker: Sie versuchen also ganz verstärkt, Mitglieder zu werben, andererseits an die Öffentlichkeit zu gehen. Hätte nicht ein lockeres Netzwerk die gleichen Aufgaben übernehmen können, die jetzt der Verein stemmen soll?

    Frormann: Es gibt ein lockeres Netzwerk, eine Liste im Internet, wo sich Junior-Professoren, um die 70 sind es ungefähr, zu verschiedene Themen austauschen Das Problem ist allerdings, wenn es nicht wirklich organisiert ist und nicht auch wie es beim Verein möglich ist irgendwo ein finanzieller Beitrag dahintersteht, ist es gar nicht zu bewältigen. Sie können sich ja vorstellen, dass man mit so einer Geschichte, wenn man ein bisschen über die reine Lehre und Forschung hinausarbeitet, doch sehr schnell sehr viel zu tun hat und das kann man eigentlich nur bewältigen, wenn man dort eine entsprechende Struktur dahinter hat.

    Weitere Informationen zum Verein:

    Prof. Dr. Lars Frormann
    TU Clausthal
    Tel. 05323-722000
    Lars.Frormann@tu-clausthal.de

    oder direkt unter:
    "Juniorprofessur e.V."
    Abt.: Kontakte
    Prof. Dr. Henning Zülch
    Mönchstalweg 17
    38678 Clausthal-Zellerfeld