Berthold Kersting, Professor für Anorganische Chemie in Leipzig, stellt gerade die Uni Leipzig und sein Fachgebiet vor. Im Raum sind Studierende und Professoren
der Belarussischen Staats-Universität Minsk, die zur Weltspitze in der wissenschaftlichen Forschung zählen. Sichtlich angetan ist man hier von der lebendigen und humorigen Art des Leipziger Professors. In normalen Vorlesungen ist man hier anderes gewohnt. Nach dem Vortrag fachsimpelt Berthold Kersting mit den weißrussischen Kollegen im Vorlesungsraum für Chemie.
In den Händen hält er drei kleine Plastikröhrchen, gefüllt mit Chemikalien.
"Es handelt sich hierbei um heterozyklische Verbindungen, die in Weißrussland eine sehr weite Verbreitung erfahren, unter anderem pharmazeutische. Herr Gapovnik hat uns gestern ein Projekt vorgestellt, und hat uns bereits die ersten Chemikalien in die Hand gegeben, wo wir jetzt weitere Untersuchungen in Leipzig durchführen werden. "
Berthold Kersting ist Teilnehmer einer offiziellen Delegation der Universität Leipzig, die zum zweiten belarussisch-deutschen Forschungskolloquium nach Minsk gereist ist. Das erste fand im März in Leipzig statt. Hier in Minsk will man nun konkret werden, Symposien planen, den Studentenaustausch anschieben, gemeinsam über Buchveröffentlichungen nachdenken und Forschungsgelder bei der EU beantragen. Ein paar hundert Meter weiter, die sauber geputzte und aufgeräumte Karl-Marx-Straße entlang, werden Cornelia Kunze vom Leipziger Zentrum für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Andre Bleichert, Energiewirtschaftsexperte, und Rolf Hasse vom Fraunhofer Zentrum von belarussischen Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät umringt.
Das Interesse an Studienmöglichkeiten scheint sehr groß.
"Das ist cool wir können ein bisschen von Deutschland lernen. Wir haben jetzt eine Möglichkeit in deutsche Unis zu gehen, dort zu studieren und am Ende wieder zurück zu kommen und ein wenig etwas besser zu machen für unsere Republik. Das ist toll. Und Deutschland ist toll."
Auch Violetta, die 20-jährige Studentin, freut sich über den Besuch aus Leipzig. Denn neben dem Austausch von Wissenschaftlern und der gemeinsamen Arbeit an Forschungsprojekten, will man mit dem Forschungskolloquium vor allem eines erreichen: den Austausch von Studierenden, und das in beide Richtungen, sagt Dieter Schulz, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni Leipzig und Initiator des Projektes.
"Das Entscheidende ist vor allem, dass wir den Weg vorbereiten für unsere Studenten. Die Studenten sind unsere Zukunft. Wir können nur noch vermitteln und zeigen, dass ist die richtige Richtung. Traditionen die wir anfangen zu knüpfen haben einen Zukunftscharakter, und der löst sich über die Studierenden ein."
Wie wichtig es ist, einen Austausch zu haben, erfährt man auch von weißrussischen Studierenden. Sie sprechen von der politischen Situation im Land und auch an ihrer Universität. Es gibt kein unabhängiges Radio, kein freies Fernsehen und wer sich gegenüber der Regierung Lukaschenko und deren anti-westlicher Politik kritisch äußert, verliert unter Umständen seinen Studienplatz. Auch Viktor Shadurski, Professor für internationale Beziehungen an der Belarussischen Staats-Universität, begrüßt die gemeinsame Zusammenarbeit.
"Die Wissenschaft ist international. Es geht nicht, dass wir eine isolierte Wissenschaft in Belarus, Deutschland oder Japan haben. Wissenschaft braucht nun mal eine starke Zusammenarbeit. Wir müssen Möglichkeiten finden diese Zusammenarbeit zu entwickeln. Sicherlich gibt es auf der politischen Ebene Probleme, vor allem seit 1997 zwischen Belarus und der EU, aber trotz dieser Probleme müssen wir Wege finden um zusammen zu arbeiten. Um einen kulturellen und persönlichen Austausch zu haben. Wir müssen also andere Wege finden, vielleicht durch eine Art persönliche Diplomatie."
Am Ende des Kolloquiums sitzen die Minsker Dekane und Professoren mit den Leipziger Wissenschaftlern an einem großen Tisch um die Ergebnisse zu protokollieren. Geplant sind gemeinsame Forschungsprojekte in der Chemie, Physik, Biologie und der Geschichts-wissenschaft. Vor allem will man aber den Studenten- und Doktorandenaustausch intensivieren. Auch Cornelia Kunze und Andre Bleichert haben etwas Konkretes mit den Kollegen aus Minsk vereinbart.
Herausgekommen ist ein Buchprojekt, was momentan das konkreteste Vorhaben ist. Wir wollen die Transformation Weißrusslands beschreiben und das von zwei Seiten her tun.
"Die Bereitschaft ist sehr groß, aber ich weiß nicht ganz genau, ob das nicht die gleichen Erwartungen sind. Jeder hat ein bisschen andere Ziele, und man muss dann im Verlaufe der Arbeit sehen, wie man da Kompromisse findet, oder eben auch gemeinsame Ziele aufstellen kann. Das wird, so denke ich, noch ein spannender Arbeitsprozess werden."
Schon im März nächsten Jahres ist dann das dritte gemeinsame Forschungskolloquium geplant. Und alle freuen sich jetzt schon darauf, denn in Minsk haben sich nicht nur Wissenschaftler getroffen, sondern Menschen, die sich näher gekommen sind und Freundschaft geschlossen haben.
der Belarussischen Staats-Universität Minsk, die zur Weltspitze in der wissenschaftlichen Forschung zählen. Sichtlich angetan ist man hier von der lebendigen und humorigen Art des Leipziger Professors. In normalen Vorlesungen ist man hier anderes gewohnt. Nach dem Vortrag fachsimpelt Berthold Kersting mit den weißrussischen Kollegen im Vorlesungsraum für Chemie.
In den Händen hält er drei kleine Plastikröhrchen, gefüllt mit Chemikalien.
"Es handelt sich hierbei um heterozyklische Verbindungen, die in Weißrussland eine sehr weite Verbreitung erfahren, unter anderem pharmazeutische. Herr Gapovnik hat uns gestern ein Projekt vorgestellt, und hat uns bereits die ersten Chemikalien in die Hand gegeben, wo wir jetzt weitere Untersuchungen in Leipzig durchführen werden. "
Berthold Kersting ist Teilnehmer einer offiziellen Delegation der Universität Leipzig, die zum zweiten belarussisch-deutschen Forschungskolloquium nach Minsk gereist ist. Das erste fand im März in Leipzig statt. Hier in Minsk will man nun konkret werden, Symposien planen, den Studentenaustausch anschieben, gemeinsam über Buchveröffentlichungen nachdenken und Forschungsgelder bei der EU beantragen. Ein paar hundert Meter weiter, die sauber geputzte und aufgeräumte Karl-Marx-Straße entlang, werden Cornelia Kunze vom Leipziger Zentrum für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, Andre Bleichert, Energiewirtschaftsexperte, und Rolf Hasse vom Fraunhofer Zentrum von belarussischen Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät umringt.
Das Interesse an Studienmöglichkeiten scheint sehr groß.
"Das ist cool wir können ein bisschen von Deutschland lernen. Wir haben jetzt eine Möglichkeit in deutsche Unis zu gehen, dort zu studieren und am Ende wieder zurück zu kommen und ein wenig etwas besser zu machen für unsere Republik. Das ist toll. Und Deutschland ist toll."
Auch Violetta, die 20-jährige Studentin, freut sich über den Besuch aus Leipzig. Denn neben dem Austausch von Wissenschaftlern und der gemeinsamen Arbeit an Forschungsprojekten, will man mit dem Forschungskolloquium vor allem eines erreichen: den Austausch von Studierenden, und das in beide Richtungen, sagt Dieter Schulz, Professor für Erziehungswissenschaften an der Uni Leipzig und Initiator des Projektes.
"Das Entscheidende ist vor allem, dass wir den Weg vorbereiten für unsere Studenten. Die Studenten sind unsere Zukunft. Wir können nur noch vermitteln und zeigen, dass ist die richtige Richtung. Traditionen die wir anfangen zu knüpfen haben einen Zukunftscharakter, und der löst sich über die Studierenden ein."
Wie wichtig es ist, einen Austausch zu haben, erfährt man auch von weißrussischen Studierenden. Sie sprechen von der politischen Situation im Land und auch an ihrer Universität. Es gibt kein unabhängiges Radio, kein freies Fernsehen und wer sich gegenüber der Regierung Lukaschenko und deren anti-westlicher Politik kritisch äußert, verliert unter Umständen seinen Studienplatz. Auch Viktor Shadurski, Professor für internationale Beziehungen an der Belarussischen Staats-Universität, begrüßt die gemeinsame Zusammenarbeit.
"Die Wissenschaft ist international. Es geht nicht, dass wir eine isolierte Wissenschaft in Belarus, Deutschland oder Japan haben. Wissenschaft braucht nun mal eine starke Zusammenarbeit. Wir müssen Möglichkeiten finden diese Zusammenarbeit zu entwickeln. Sicherlich gibt es auf der politischen Ebene Probleme, vor allem seit 1997 zwischen Belarus und der EU, aber trotz dieser Probleme müssen wir Wege finden um zusammen zu arbeiten. Um einen kulturellen und persönlichen Austausch zu haben. Wir müssen also andere Wege finden, vielleicht durch eine Art persönliche Diplomatie."
Am Ende des Kolloquiums sitzen die Minsker Dekane und Professoren mit den Leipziger Wissenschaftlern an einem großen Tisch um die Ergebnisse zu protokollieren. Geplant sind gemeinsame Forschungsprojekte in der Chemie, Physik, Biologie und der Geschichts-wissenschaft. Vor allem will man aber den Studenten- und Doktorandenaustausch intensivieren. Auch Cornelia Kunze und Andre Bleichert haben etwas Konkretes mit den Kollegen aus Minsk vereinbart.
Herausgekommen ist ein Buchprojekt, was momentan das konkreteste Vorhaben ist. Wir wollen die Transformation Weißrusslands beschreiben und das von zwei Seiten her tun.
"Die Bereitschaft ist sehr groß, aber ich weiß nicht ganz genau, ob das nicht die gleichen Erwartungen sind. Jeder hat ein bisschen andere Ziele, und man muss dann im Verlaufe der Arbeit sehen, wie man da Kompromisse findet, oder eben auch gemeinsame Ziele aufstellen kann. Das wird, so denke ich, noch ein spannender Arbeitsprozess werden."
Schon im März nächsten Jahres ist dann das dritte gemeinsame Forschungskolloquium geplant. Und alle freuen sich jetzt schon darauf, denn in Minsk haben sich nicht nur Wissenschaftler getroffen, sondern Menschen, die sich näher gekommen sind und Freundschaft geschlossen haben.