"Das sind halt eben drei meiner Vorfahren, Urgroßvater, Ur-Urgroßvater und Ur-Ur-Urgroßvater, die hier in Brockscheid schon gewirkt haben. Alle drei kannte ich nicht mehr, weil sie vor meiner Zeit waren. Die zwei Bilder von Vater und Opa fehlen noch, weil wir das Büro frisch gestrichen haben und jetzt fehlen die Nägel.""
Heute beschäftigt Cornelia Mark-Maas einen ausgebildeten Glockengießer, eine Hilfskraft und zwei Lehrlinge, einer davon ihr 16-jähriger Sohn. Vis à Vis vom Büro, auf der anderen Hofseite liegt die Gießereihalle, das Herzstück des Betriebes.
In einem Vorraum mit Glockenmodellen, Schablonen und Bildern erklärt die Glockengießerin, wie eine Glocke gefertigt wird.
"Der Herstellungsprozess einer Glocke ist sehr, sehr langwierig und dauert zirka sechs bis acht Wochen. Und das Wichtigste an der Glocke ist der Ton und dieser Ton wird vorher genau berechnet und nach diesen Berechnungen eine Schablone gefertigt. Und mit der Schablone wird dann eine dreiteilige Form hergestellt."
In der Gießerei wird mit einer alten Bäckereimaschine Lehm aus der Eifel gemischt mit Pferdemist und Kuhaaren. Dieses Material dient zur Herstellung der dreiteiligen Glockenform. Die Lehmmasse wird von Hand auf einen Kern aus Ziegelstein aufgetragen und mit Hilfe der Schablone in die Endform gebracht.
Wenn die drei ineinander passenden Glockenformen fertig sind, wird die mittlere Form, die sogenannte "falsche" Glocke entfernt. Zwischen dem inneren Glockenkern und dem äußeren Glockenmantel wird später ein über 1000 Grad heißes Gemisch aus Kupfer und Zinn gegossen: die eigentliche Bronzeglocke! Momentan stehen sieben Kirchglockenformen für die Gießarbeit bereit. Sie sind platziert in einer großen Gießgrube in unmittelbarer Nähe der Schmelzöfen. Nach jeder Gießarbeit läutet für die Glockengießerin die Stunde der Wahrheit.
"Und dann kommt der spannendste Moment: Ist sie gut geworden, hat sie ihren Ton so wie man das vorher berechnet hat? Wenn ich eine Glocke anschlage, dann denke ich: Die hat einen Ton, aber wenn ich mal ganz genau hinhöre, dann ist das eine Vielzahl von Tönen, die alle zusammen schwingen und dann dieses volle Klangbild der Glocke, was auch charakteristisch ist für sie, ergeben. Und diese Töne prüfe ich nachher mit Hilfe von Stimmgabeln. Wenn ich die Gabel anschlage, schwingt die und die Schwingung erzeugt halt ein Ton und wenn die Glocke den gleichen Ton hat, dann überträgt sich das und sie antwortet."
Zwischen 40 und 50 Glocken im Jahr werden in der Eifelgießerei hergestellt. Oft handelt es sich um Glockenersatz für bestehende Kirchtürme. Mal ist eine alte Glocke gerissen, mal wird eine wenig schön klingende Stahlglocke durch eine echte Bronze Glocke ersetzt. Die Meisterin macht sich vor Ort immer zuerst ein Bild darüber, was für einen Ton die neue Glocke haben soll.
"Wenn es zum Beispiel eine Stadtkirche ist, die neue Glocken bekommt, dann richtet man sich nach den anderen Kirchen. Weil das wäre ja unsinnig, wenn jede Kirche in einer Stadt die gleichen Geläute hätte, also alles die gleichen Töne. Und so wird das dann entsprechend abgestimmt, dass man ein schönes Stadtgeläute hat."
Eine anspruchsvolle Tätigkeit, die nie langweilig wird und der Glockengießerin viel Spaß macht! Sie ist auch stolz darauf das Geheimnis der Familie zu hüten:
"Es ist so: Jeder Gießer hat seine eigene Rippe, das ist so die Form der Glocke, die dann den Ton ergibt. Und wie das berechnet wird oder so die Feinheiten, das wird ja nur innerhalb der Familie weitergegeben.#
Und so stellt Cornelia Mark-Maas Glocken her mit einer Klangcharakteristik, die unverwechselbar auf eine Glocke aus der Eifelgießerei hindeutet. Den sogenannten Schlagton einer Glocke berechnen und für die entsprechende Glockenform eine geeignete Schablone zeichnen, das macht die Meisterin natürlich selbst. Auch liebt sie es nach wie vor Inschriften zu setzen, ein Ave Maria zum Beispiel, eine Arbeit, die sie schon seit frühester Kindheit, zusammen mit ihrem Opa erledigte. Ob Glocken sie auch emotional berühren?
"Ja doch wenn man so damit groß wird, ja das ist ein Teil von einem, so ein Stück Leben, was immer dazu gehört und ich könnte mich auch nicht vorstellen ohne irgendwie Glocken oder Türme auszukommen. Glocken sind wunderschöne Klanginstrumente und ich höre sie einfach gerne, weil sie schöne Töne haben."
Dennoch kann man von Glocken gießen alleine nicht den Lebensunterhalt bestreiten.
Cornelia Mark-Maas betreibt dann auch eine eigene Schlosserei, in der alles Glockenzubehör gefertigt wird und einen Laden, in der Eifeltouristen Glocken und Glöckchen jeglicher Größe erwerben können.
"Es sind halt eben verschiedene Größen - unter anderem für Schiffe nehme ich an?
Genau, das hier sind Signalglocken, die werden auf Schiffen gebraucht oder Feuerwehrautos hatten sie früher und das andere sind halt die klassischen Ausschellglocken, Sitzungsglocken."
Jetzt knapp vor Weihnachten kommen nur noch vereinzelt Besucher, aber in der Gießerei selbst herrscht Hochbetrieb. Weihnachten und Glocken, das passt für Cornelia Mark-Maas so zusammen:
"Ja, die müssen alle Weihnachten läuten und da ist bei uns sehr großer Stress angesagt. Also Weihnachten, Ostern, das sind so Kampfdaten, wo alles bis dahin läuft, da ist nichts mit Ruhe und Besinnlichkeit und inne halten, das ist genau das Gegenteil!"
Und dann hält Deutschlands einzige Meisterin in Glockengießen doch mal inne und erinnert sich an ein Gedicht:
"Schiller hat den Werdegang der Glocke sehr schön in seinem Lied der Glocke beschrieben. Das fängt halt an:
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß,
Rinnen muss der Schweiß
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.
Heute beschäftigt Cornelia Mark-Maas einen ausgebildeten Glockengießer, eine Hilfskraft und zwei Lehrlinge, einer davon ihr 16-jähriger Sohn. Vis à Vis vom Büro, auf der anderen Hofseite liegt die Gießereihalle, das Herzstück des Betriebes.
In einem Vorraum mit Glockenmodellen, Schablonen und Bildern erklärt die Glockengießerin, wie eine Glocke gefertigt wird.
"Der Herstellungsprozess einer Glocke ist sehr, sehr langwierig und dauert zirka sechs bis acht Wochen. Und das Wichtigste an der Glocke ist der Ton und dieser Ton wird vorher genau berechnet und nach diesen Berechnungen eine Schablone gefertigt. Und mit der Schablone wird dann eine dreiteilige Form hergestellt."
In der Gießerei wird mit einer alten Bäckereimaschine Lehm aus der Eifel gemischt mit Pferdemist und Kuhaaren. Dieses Material dient zur Herstellung der dreiteiligen Glockenform. Die Lehmmasse wird von Hand auf einen Kern aus Ziegelstein aufgetragen und mit Hilfe der Schablone in die Endform gebracht.
Wenn die drei ineinander passenden Glockenformen fertig sind, wird die mittlere Form, die sogenannte "falsche" Glocke entfernt. Zwischen dem inneren Glockenkern und dem äußeren Glockenmantel wird später ein über 1000 Grad heißes Gemisch aus Kupfer und Zinn gegossen: die eigentliche Bronzeglocke! Momentan stehen sieben Kirchglockenformen für die Gießarbeit bereit. Sie sind platziert in einer großen Gießgrube in unmittelbarer Nähe der Schmelzöfen. Nach jeder Gießarbeit läutet für die Glockengießerin die Stunde der Wahrheit.
"Und dann kommt der spannendste Moment: Ist sie gut geworden, hat sie ihren Ton so wie man das vorher berechnet hat? Wenn ich eine Glocke anschlage, dann denke ich: Die hat einen Ton, aber wenn ich mal ganz genau hinhöre, dann ist das eine Vielzahl von Tönen, die alle zusammen schwingen und dann dieses volle Klangbild der Glocke, was auch charakteristisch ist für sie, ergeben. Und diese Töne prüfe ich nachher mit Hilfe von Stimmgabeln. Wenn ich die Gabel anschlage, schwingt die und die Schwingung erzeugt halt ein Ton und wenn die Glocke den gleichen Ton hat, dann überträgt sich das und sie antwortet."
Zwischen 40 und 50 Glocken im Jahr werden in der Eifelgießerei hergestellt. Oft handelt es sich um Glockenersatz für bestehende Kirchtürme. Mal ist eine alte Glocke gerissen, mal wird eine wenig schön klingende Stahlglocke durch eine echte Bronze Glocke ersetzt. Die Meisterin macht sich vor Ort immer zuerst ein Bild darüber, was für einen Ton die neue Glocke haben soll.
"Wenn es zum Beispiel eine Stadtkirche ist, die neue Glocken bekommt, dann richtet man sich nach den anderen Kirchen. Weil das wäre ja unsinnig, wenn jede Kirche in einer Stadt die gleichen Geläute hätte, also alles die gleichen Töne. Und so wird das dann entsprechend abgestimmt, dass man ein schönes Stadtgeläute hat."
Eine anspruchsvolle Tätigkeit, die nie langweilig wird und der Glockengießerin viel Spaß macht! Sie ist auch stolz darauf das Geheimnis der Familie zu hüten:
"Es ist so: Jeder Gießer hat seine eigene Rippe, das ist so die Form der Glocke, die dann den Ton ergibt. Und wie das berechnet wird oder so die Feinheiten, das wird ja nur innerhalb der Familie weitergegeben.#
Und so stellt Cornelia Mark-Maas Glocken her mit einer Klangcharakteristik, die unverwechselbar auf eine Glocke aus der Eifelgießerei hindeutet. Den sogenannten Schlagton einer Glocke berechnen und für die entsprechende Glockenform eine geeignete Schablone zeichnen, das macht die Meisterin natürlich selbst. Auch liebt sie es nach wie vor Inschriften zu setzen, ein Ave Maria zum Beispiel, eine Arbeit, die sie schon seit frühester Kindheit, zusammen mit ihrem Opa erledigte. Ob Glocken sie auch emotional berühren?
"Ja doch wenn man so damit groß wird, ja das ist ein Teil von einem, so ein Stück Leben, was immer dazu gehört und ich könnte mich auch nicht vorstellen ohne irgendwie Glocken oder Türme auszukommen. Glocken sind wunderschöne Klanginstrumente und ich höre sie einfach gerne, weil sie schöne Töne haben."
Dennoch kann man von Glocken gießen alleine nicht den Lebensunterhalt bestreiten.
Cornelia Mark-Maas betreibt dann auch eine eigene Schlosserei, in der alles Glockenzubehör gefertigt wird und einen Laden, in der Eifeltouristen Glocken und Glöckchen jeglicher Größe erwerben können.
"Es sind halt eben verschiedene Größen - unter anderem für Schiffe nehme ich an?
Genau, das hier sind Signalglocken, die werden auf Schiffen gebraucht oder Feuerwehrautos hatten sie früher und das andere sind halt die klassischen Ausschellglocken, Sitzungsglocken."
Jetzt knapp vor Weihnachten kommen nur noch vereinzelt Besucher, aber in der Gießerei selbst herrscht Hochbetrieb. Weihnachten und Glocken, das passt für Cornelia Mark-Maas so zusammen:
"Ja, die müssen alle Weihnachten läuten und da ist bei uns sehr großer Stress angesagt. Also Weihnachten, Ostern, das sind so Kampfdaten, wo alles bis dahin läuft, da ist nichts mit Ruhe und Besinnlichkeit und inne halten, das ist genau das Gegenteil!"
Und dann hält Deutschlands einzige Meisterin in Glockengießen doch mal inne und erinnert sich an ein Gedicht:
"Schiller hat den Werdegang der Glocke sehr schön in seinem Lied der Glocke beschrieben. Das fängt halt an:
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muss die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß,
Rinnen muss der Schweiß
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.