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Besuch im Schlaflabor

Häufig merken die von Schlafstörungen betroffenen selbst gar nichts von ihren Problemen. Auch Winfried Seidel nicht, aber seine Ehefrau drängte ihn schließlich zum Arzt. Nicht nur weil er schnarchte, sie bemerkte nachts auch Atemaussetzer. Eine Nacht im Schlaflabor am Alfried-Krupp- Krankenhaus in Essen sollte Klarheit bringen.

Von Thomas Liesen |
    "Schönen guten Tag Herr Seidel. Herzlich willkommen. Ja, ich würde dann gerne mit der Verkabelung beginnen. Das dauert so etwa 30 bis 45 Minuten."

    "Ich habe jetzt geduscht, eincremen, habe ich gehört, darf ich nicht machen?"

    "Ist einfach auch ganz wichtig, dass die Haut nicht fettend ist, damit die Kleber auch alle halten. Alle Kabel kommen in diese Headbox, diese tragbare Box, die werden da rein gesteckt und die können sie dann gleich, wenn sie komplett verkabelt sind, abnehmen und das können sie auch mit zur Toilette nehmen. Ich würde dann einfach mal mit der Verkabelung an ihrem Kopf beginnen. Sie bekommen zwei Kopfelektroden. Achtung, ich klebe die Elektrode, ich föhne die noch mal fest. Wenn es zu heiß wird, bitte sagen."

    "Nicht zu heiß?"

    "Nein, ist gut so."

    "Die sitzt auch fest, gut."

    "Ist o.k. für sie, können sie damit schlafen?"

    "Wird sich zeigen!"

    "Sie können es sich jetzt gerne noch bequem machen, den Fernseher können sie einschalten. Dann verabschiede ich mich und wünsche noch eine gute Nacht."

    "Gute Nacht."

    "Guten morgen Herr Seidel. Und, haben sie gut geschlafen?"

    "Ja, ging so, ich war ganz überrascht. (...) Ich habe gestern gedacht, ich könnte nicht schlafen, mit den ganzen Kabeln, aber irgendwie bin ich dann doch eingeschlafen."

    "Die Nachtschwester hat schon gesagt, die Messung war erfolgreich, wir haben gute Werte bekommen."

    "Da bin ich ja happy."

    "Ja, würde ich jetzt mal ans Abkabeln gehen."

    "Lässt sich super abmachen. Nach dem Frühstück hole ich sie ab und bring sie zum Arzt."

    "O.K."

    "Guten Morgen Herr Seidel. Wir haben folgendes festgestellt: Das, was sie hier auf einem Blick betrachten, ist ein 10-minütiger Ausschnitt aus ihrer gesamten nächtlichen Aufzeichnung. Da haben sie schon bestens geschlafen und noch besser geschnarcht. Aber nicht nur das Schnarchen ist das Problem.

    Sie sehen, dass sie hier innerhalb von zehn Minuten, die sie auf dem Bild betrachten, eins, zwei, drei, insgesamt 12 Atempausen hatten. Und jede dieser Atempausen endet mit einer vermehrten Atmung. Das ist ziemlich beängstigend, Herr Seidel. Das muss ich ihnen ganz ehrlich sagen."