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Besuch in Berlin
Obama: Deutsche sollten Merkel wertschätzen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat US-Präsident Barack Obama im Kanzleramt empfangen. Beide wollen unter anderem über Obamas Nachfolger Donald Trump sprechen - und auf die gemeinsamen Anstrengungen der vergangenen Jahre zurückblicken. In Interviews mit deutschen Medien lobte Obama die Bundeskanzlerin. Sie stehe für große Glaubwürdigkeit.

    US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Empfang vor dem Bundeskanzleramt, Obama winkend.
    US-Präsident Obama wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin empfangen. (dpa/Bernd von Jutrczenka)
    Eineinhalb Stunden sind für das Treffen im Kanzleramt eingeplant, anschließend wollen Merkel und Obama vor die Presse treten. Nach Angaben der Bundesregierung werden auch die Wirtschaftsbeziehungen, die Zukunft des geplanten EU-Handelsabkommens TTIP mit den USA und die Klimapolitik Thema sein.
    Am Freitag finden weitere politische Gespräche statt, dann auch mit den Staats- und Regierungschefs von Italien, Frankreich, Großbritannien und Spanien. Die Sechser-Gruppe wird dabei über das weitere Vorgehen in der Ukraine-Krise, den Umgang mit Russland sowie die Bekämpfung des sogenannten IS beraten. Außerdem stehen der Bürgerkrieg in Syrien sowie der Umgang mit der Flüchtlingskrise auf der Tagesordnung.
    Obama: "Deutsche sollten Merkel wertschätzen"
    Der scheidende US-Präsident war gestern Abend in Berlin angekommen. Bei einem Abendessen im Hotel Adlon, wo Obama während seines Berlin-Aufenthalts wohnt, hatten er und die Bundeskanzlerin bereits in - wie es hieß - "privater Atmosphäre" miteinander gesprochen. Über Inhalte wurde nichts bekannt.
    In einem Interview mit dem "Spiegel" und der ARD, das heute Abend ausgestrahlt wird, lobte Obama die Bundeskanzlerin. Sie stehe für "große Glaubwürdigkeit". Er schätze sie als Partnerin. Die Deutschen sollten sie wertschätzen. Er warnte außerdem davor, die Folgen der Globalisierung für die Bevölkerung zu unterschätzen: "Wenn die globale Wirtschaft nicht auf Menschen reagiert, die sich zurückgelassen fühlen, wenn die Ungleichheit weiter wächst, werden wir erleben, dass sich die Spaltungen in den Industrieländern ausweiten."
    Besuch als "eine Referenz an Deutschland"
    Nach Einschätzungen unseres DLF-Hauptstadt-Korrespondenten Klaus Remme ist Obamas Reise nach Berlin "ein ungewöhnlicher Besuch eines außergewöhnlichen Präsidenten". Es sei weder Staats- noch Arbeitsbesuch, offizielle Teile mischten sich mit privaten Treffen, deshalb werde wenig bekannt. "Es ist eine Referenz an Deutschland, an die Kanzlerin persönlich." Bis das Verhältnis zwischen Merkel und Obama so eng geworden sei, habe es allerdings gedauert: Das bilaterale Verhältnis sei zwischenzeitlich belastet gewesen, etwa durch die Libyen-Entscheidung oder die NSA-Abhöraffäre. "Doch je chaotischer die Weltlage wurde, je unberechenbarer die handelnden Akteuere, desto enger wurden die Arbeitsbeziehungen", so Remme. Merkel und Obama teilten Erfolge wie die Atom-Verhandlungen mit dem Iran, aber auch Niederlagen wie die nicht zum Abschluss gebrachten TTIP-Verhandlungen.
    Für das Handelsabkommen warb Obama noch einmal in einem gemeinsam mit Merkel veröffentlichten Beitrag in der "Wirtschaftswoche", was als Botschaft an den künftigen US-Präsidenten und Obama-Nachfolger Donald Trump gewertet wird. Er gilt als Gegner des freien Welthandels. Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit, Jürgen Hardt (CDU), sagte im DLF, er erwarte auch unter dem künftigen US-Präsidenten Trump eine enge Partnerschaft mit Amerika. Trump werde erkennen, dass Partnerschaft, die deutsch-amerikanische Freundschaft und die Zusammenarbeit in der Nato zu einer erfolgreichen Präsidentschaft gehörten.
    (nin/cvo/jasi/fwa)