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Betreutes Forschen

Es ist immer noch eine männerdominierte Umgebung. Es ist zum Teil eine frauenfeindliche, aber auf jeden Fall eine kinderfeindliche Umgebung – da braucht man einfach Frauen, die einem helfen, durchzuhalten oder die einem auch zeigen, wie man es schafft.

Von Helge Anne Stellpflug |
    Diese junge Wissenschaftlerin meint die Universität – denn auch wenn es inzwischen sehr sehr viele Studentinnen an den Universitäten gibt, so ist der akademische Überbau immer noch hauptsächlich männlich. Der bundesweite Frauenanteil unter den Professuren liegt momentan bei 13 Prozent. Um die weiblichen Studenten und Absolventinnen zu fördern und zu motivieren, gibt es bereits einige Mentorenprogramme. Nun haben sich die Universität zu Köln, die Friedrich-Wilhelms Universität Bonn und die RWTH Aachen in einem neuen Mentoring Programm zusammengeschlossen, dass sich speziell an Wissenschafterinnen auf dem Weg zur Professur richtet.

    Es geht um Beratungs- und Unterstützungsbeziehungen bei Mentorenprogrammen: erfahrene Wissenschaftlerinnen helfen Neulingen, gewähren Einblicke in Erfahrungen, Strukturen und Abläufe. Und was für die Wissenschaftlerinnen gut ist, kann für die Organisatorinnen dieser Programme nicht schlecht sein. Und so haben sich die Mitarbeiterinnen der Gleichstellungsbeauftragten der Universitäten Bonn, Köln und der RWTH Aachen zusammengetan, um ein neues Projekt auf die Beine zu stellen.

    Wir haben uns zusammengeschlossen mit dem Ziel, Erfahrungen auszutauschen über Strategien, Mentoring Programme erfolgreich zu konzipieren, zu etablieren und auch zu evaluieren.

    Erklärt Carolin Bausum, Koordinatorin des Mentoringprogramms in Köln. Rausgekommen ist ein Mentoring- und Trainings-Programm für Wissenschafterinnen die eine Professur anstreben. Carolin Bausum:

    Die Zielgruppe sind habilitierte Wissenschaftlerin und Habilitandinnen aus Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin und auch Naturwissenschaften. Wir vermitteln eine Professorin, die bereits im jeweiligen Fachbereich erfolgreich etabliert ist und die auch für den Zeitraum eines Jahres mit der Mentee eine Partnerschaft eingeht.

    Und dieser Austausch soll durch den Verbund der drei Universitäten noch weitere Kreise ziehen: es sind gemeinsame Veranstaltungen geplant und alle Teilnehmerinnen werden in einer Datenbank erfasst, so dass Fachgemeinschaften und ein Netzwerk von Wissenschaftlerinnen entsteht.

    Weil ganz viel darüber funktioniert, was man im normalen Studienverlauf nicht lernt. Das reicht von Fachinformationen über Veranstaltungsinformationen bis hin zu Jobinformationen, also wo eine Professur womöglich entsteht, welche Projekte gerade frei werden oder was so bearbeitet wird und ganz wichtig eben Informationen, die in keinem Buch drinstehen – wie komme ich durch ein Berufungsverfahren durch, was muss ich beachten, wie kann ich mich gut verkaufen.

    Das Programm begleitend werden Fortbildungsveranstaltungen zum Beispiel zu den Themen Hochschulpolitik, Drittmittelakquise und Forschungsförderung an den jeweiligen Universitäten angeboten. Denn trotz der Kooperation führt jede Uni ihr eigenes Programm durch – der Zusammenschluss soll bereichern, nicht beschränken, erklärt Martina Pottek, Koordinatorin des Mentoring Programms in Bonn:

    Jede Universität in diesem kleinen Verbund hat ihren eigenen Schwerpunkt, d.h. in Köln richtet sich das Programm hauptsächlich an Geisteswissenschaftlerinnen, in Aachen mehr an die Ingenieurwissenschafterinnen und bei uns hauptsächlich an Naturwissenschafterlinnen und Medizinerinnen. Wobei jede Uni generell auch andere aufnimmt und so könnte es eben auch sein, dass man sich untereinander vernetzt, dass z.B. wenn wir jetzt hier mehr Geisteswissenschaftlerinnen haben als Plätze zur Verfügung stehen könnte man einen Austausch mit Köln anregen, und umgekehrt.

    Die Mentorinnen stehen noch nicht fest – die Bewerbungsfrist in Köln und Aachen endet im Oktober, in Bonn war sie letzte Woche. Erst wenn feststeht, welche Frauen als Mentees teilnehmen werden, können die passenden Mentorinnen gesucht werden. Carolin Bausum:

    Wir freuen uns darüber, wenn die Mentees Vorschläge machen. Man muss dann eben gucken, passt das - es darf eben auch nicht zu nah dran sein, darf keine Hierarchiebeziehung in irgendeiner Form zwischen den beiden bestehen, darf beispielsweise nicht die Betreuerin der Habilitation sein oder Chefin, aber Vorschläge sind gern gesehen.

    Annette von Alemann promoviert zur Zeit im Fach Soziologie. Sie war Teilnehmerin des Mentoren Programms für Studienabsolventinnen der Universität zu Köln. Für sie war diese Mentorship-Beziehung eine große Hilfe und Unterstützung – eine Erfahrung, die sicherlich auf die Situation der Habilitandinnen übertragbar ist:

    Ich suchte damals eine Ansprechpartnerin, ich wollte meine Promotion durchbekommen und hab mich dann auch noch gefragt, ist Wissenschaft eigentlich wirklich das, was ich machen will, sehe ich meine ganze Qualifikation genutzt, fühl ich mich hier wohl, oder will ich eigentlich in eine ganz andere Richtung gehen? Ich suchte auch so eine Frau in der Wissenschaft, eine Ratgeberin und ich suchte auch ein weibliches Rollenvorbild, also eine Frau die erfolgreich ist, die gleichzeitig auch Familie hat, denn das war für mich auch Thema – Familie - wie kann ich Familie und Beruf unter einen Hut kriegen.

    Weitere Infos:

    Mehr über diese Mentoring Programme kann man auf den Internetseiten der Gleichstellungsbeauftragten der Universitäten Bonn, Köln und Aachen nachlesen. Bewerbungsschluss für Köln ist der 1. Oktober, in Aachen der 15. Oktober.