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Bewährungsprobe für den Pinguin

Der einzige ernstzunehmende Windows-Konkurrent, das Open-Source-Betriebssystem Linux, verliert mit zunehmender Verbreitung allmählich den Reiz des Exotischen. Während immer mehr Firmen auf den preiswerten Zug aufspringen, wächst auch die Angst um die Sicherheit der Systeme: Schon wurden erste Viren und Sicherheitslücken in Linux aufgespürt und auch missbraucht. Auf dem deutschen Linux-Tag in Stuttgart stand das Thema daher auch weit oben auf der Tagesordnung.

Peter Welchering |
    Linux findet immer größeren Zuspruch, dies belegen die Besucherzahlen des Deutschen Linux-Tages in Stuttgart eindrucksvoll: So informierten sich alleine am Samstag 13.000 Interessierte auf dem Treffen über das vor allem, aber nicht nur preislich sehr verlockende Betriebssystem. Im Vordergrund der Diskussionen stand dabei vor allem die Sicherheitsproblematik, denn in jüngster Zeit suchten auch erste Viren und Sicherheitslücken das bislang davon verschonte Linux heim. Dabei gilt die Hauptsorge gerade jenem Aspekt, der Linux einen entscheidenden Vorteil verschafft: Weil quasi jeder Programmierer Zugriff auf den Quellcode besitzt, könnten auch gezielt Hintertüren und Schwachstellen eingefügt werden. Dagegen stehe aber die ständige Kontrolle des Codes durch Experten, die solche Lücken entdecken und schließen, hält Georg Greve von der Free Software Foundation entgegen: "Wir verbessern quasi ständig das Schloss, aber dass bedeutet nicht, dass wir den Schlüssel dazu ebenfalls frei zugänglich machen."

    Einmal mehr demonstrierte die Linux-Gemeinde ihre große Flexibilität: So positionierten Antiviren-Hersteller ihre Produkte anlässlich der Tagung neu, und auch einer der führenden Distributoren, die Firma SuSe, präsentierte eine massive Sicherheitslösung gegen Angriffe aus dem Netz: Ihre Firewall werde von einer CD aus betrieben und sei so gegen Manipulationen sicher gefeit. Die variierenden Schutzeinstellungen, die individuell angepasst werden, liegen dabei auf einer nicht beschreibbaren Diskette vor. Hewlett-Packard stellte dagegen eine völlig neue Sicherheitsarchitektur vor: Dieses System arbeitet mit so genannten "sicheren Bereichen", in denen allein Daten verändert werden können. "Dabei laufen einzelne Programme unter fest definierten Bedingungen ab – jede nicht autorisierte Funktion wird sofort unterbunden", erläutert Michael Söllner von HP. Dazu analysierten die HP-Entwickler verschiedene Software und legten Rahmenbedingungen fest, innerhalb derer die Programme auf bestimmte sichere Bereiche zugreifen dürfen. Bei jedem Funktionsaufruf werde zunächst die Zulässigkeit anhand der Sicherheitstabellen überprüft. Weiterer Vorteil: Ähnlich wie Virustabellen können die Bedingungslisten für neue Anwendungen leicht und problemlos aktualisiert werden.