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Bewegende Plots und pointierte Dialoge

"Ich gehe an einen Stoff aus der Position der Unkenntnis heran", sagt der Neuseeländer Anthony McCarten. Mit dieser Haltung hat er sich an unterschiedlichste Themen gewagt: vom multikulturellen Mit- und Gegeneinander bis hin zur digitalen Revolution. Sein Erzählstil ist vom Film inspiriert.

Von Eberhard Falcke | 09.10.2012
    Neuseeland erscheint uns weit weg, doch Anthony McCarten, der von dort stammt, ist immer hautnah dran, gleich ob seine Figuren ihre Abenteuer in einer Kleinstadt Down Under, oder in England erleben. An London und der englischen Provinz ist er besonders nahe dran, das gilt für seine Figuren und ihre Lebensart ebenso wie für die Schauplätze, an denen sie ihre großen und kleinen Dramen, ihre Tragödien, Komödien, ihre großen Prüfungen und meist nicht ganz so großen Siege erleben. Anthony McCarten ist ein Neuseeländer, daran kann kein Zweifel bestehen, doch ist er einer, der vor allem in der Welt zuhause ist. Und das betrachtet er sogar als einen charakteristischen Zug seiner Landsleute, Schriftstellerinnen eingeschlossen:

    "Katherine Mansfield wird als die Mutter der neuseeländischen Literatur angesehen aber sie verließ Neuseeland, wie ich auch, in sehr jungen Jahren und kehrte nie wieder zurück. Neuseeländer verlassen ihr Land, um mit der Welt in Beziehung zu treten und oft kehren wir, wie in meinem Fall, nicht zurück. Überhaupt denke ich, dass es zum Wesen der Neuseeländer gehört, woanders zu sein, denn das sind Menschen die stets den Horizont im Auge haben, sie sind Reisende, Abenteurer, immer im Aufbruch. Das steckt in unseren Genen. Also sind wir nach wie vor unterwegs."

    Vorausgeeilt war ihm ein Theaterstück, das Anthony McCarten 1987 im jungen Alter von 26 Jahren zusammen mit Steven Sinclair verfasste: "Ladies' Night", die Komödie über sechs Arbeitslose, die auf die Idee kommen, mit Männerstriptease Geld zu verdienen. Wahrlich eine knackige Idee, so verführerisch, dass sie von Hollywood geklaut wurde, was den Autoren vor Gericht schöne zusätzliche Einkommensmöglichkeiten verschaffte. Ganz abgesehen davon, dass daraus das erfolgreichste neuseeländische Theaterstück aller Zeiten wurde.

    Nach wie vor betätigt sich McCarten als produktiver Autor für Bühne und Film und das ist im besten Sinne auch seinen Romanen anzumerken. Denn dieser Schriftsteller versteht sich auf drei Dinge ganz besonders gut: auf bewegte und bewegende Plots, auf pointierte Dialoge und auf gattungsübergreifende Erzählweisen. In seinem bei uns bislang wohl bekanntesten Roman "Superhero" von 2005 - der schwarzen, weil auf den Tod zulaufenden Version eines Romans über das Erwachsenwerden - benutzte McCarten Formelemente des Filmdrehbuchs. Vor allem aber ließ er seinen Helden, den vierzehnjährigen krebskranken Danny Delpe, sein schmerzliches Schicksal durch das Zeichnen eines Comics, einer Graphic Novel verarbeiten.

    McCartens neuester Roman "Ganz normale Helden" setzt die Geschichte der Familie Delpe dort fort, wo "Superhero" endete. Dannys Krebstod hat seine Eltern erschüttert zurückgelassen. Mit panischer Ängstlichkeit behüten sie Jeff, den zweiten, ihnen verbliebenen Sohn. Dem 18-jährigen geht die sorgenvolle Überwachung durch seine Mutter dermaßen auf die Nerven, dass er sich eines Tages davonmacht, ohne den geringsten Hinweis zu hinterlassen, wo er steckt. Während Renata, seine Mutter, so verzweifelte wie sinnlose Suchaktionen startet, besinnt sich Jim, der Vater auf die Leidenschaft seines Sohnes für Online-Spiele.

    "Ein, der Laptop. Ein, die alternative Welt. Und während er den Computer hochfährt, macht sich Jim auf die Suche nach seinem Sohn. Er liest die Anweisungen auf dem schwarzblauen Bildschirm. Plötzlich öffnet sich ein Feld. Erschaffen Sie Ihren Charakter. Er muss Geschlecht, Rasse, soziale Schicht für sein Alter Ego auswählen. Und wie bei jedem Fragebogen antwortet er wahrheitsgemäß: männlich, europäisch, Mittelschicht. Dann hält er inne, denn ihm geht auf, dass das der vollkommen falsche Ansatz ist. Wenn er Jeff in dieser virtuellen Welt inkognito begegnen will, muss er seine wahre Identität verschleiern. Delete. Delete. Delete."

    In "Superhero" hat der Held Danny seine Fantasien von Wunscherfüllung und Heldentum noch in die analoge Kunstform des Comiczeichnens übertragen. Sein Bruder Jeff dagegen begibt sich nun in McCartens neuem Roman in die künstlichen Sphären der Internet-Spiele, um dort ein paralleles Leben zu führen. Und sein Vater folgt ihm in diese Welt der softwaregesteuerten Abenteuer, Kämpfe und Bewährungsproben, um ihn dort aufzuspüren und zurück in den Kreis der Familie zu holen. Wenn Anthony McCarten einen so topaktuellen Stoff aufgreift, dann ist das auch für ihn als Autor ein Abenteuer, eine Suche, eine Entdeckungsfahrt:

    "Gemeinhin schreibt man, so heißt es, über das was man kennt, ich aber schreibe über Dinge, die ich wissen möchte. Ich gehe an einen Stoff aus der Position der Unkenntnis heran, und dann suche ich nach der Geschichte, den Hintergründen, um etwas herauszufinden, was mich wirklich neugierig macht."

    Neugierig gemacht wurde Anthony McCarten schon von den unterschiedlichsten Themen und Zeiterscheinungen. Bereits das erfolgreiche Theaterstück "Ladies Night" ging über die rein frivolen Aspekte strippender Männer hinaus. In seinem ersten Roman "Liebe am Ende der Welt" von 1999 etwa, dem bislang einzigen mit einem neuseeländischen Schauplatz, erzählt McCarten von einer ins Moderne und Popkulturelle gewendeten Heiligenerscheinung. Eine junge Frau, Arbeiterin in einer Fleischfabrik, wird, wie sie glaubt, eines Nachts von Außerirdischen in ihr Raumschiff eingeladen, und nach der Rückkehr in die Nüchternheit des Alltagslebens, muss sie bald darauf feststellen, dass sie schwanger ist. Die Geschichte macht die Runde und löst in der Kleinstadt an der Tasmanischen See unterhalb des Mount Taranaki, wo auch der Autor herstammt, ein Stimmungsbeben aus, das bei Delias Freundinnen hysterische Spitzenwerte erreicht und im übrigen manche unterirdischen Vorgänge und Geheimnisse an die Oberfläche bringt.

    "Merkwürdige Dinge geschahen in dieser neuen Zeit. Der städtische Einzelhandel vermerkte zum Beispiel einen starken und unerklärlichen Anstieg der Verkäufe von Taschenlampen und Batterien. Erst einige Zeit später kam man darauf, dass nicht alle jungen Frauen von Opunake nachts in den Betten waren, in die sie gehörten. Sie schlichen sich aus dem Haus, einsam, gelangweilt, ließen Hausaufgaben oder Hausarbeit im Stich und richteten ihren Lichtstrahl zum Firmament - wer konnte es ihnen verdenken, dass sie es mit einer hoffnungsvollen Botschaft zu den Sternen versuchten?"

    Wer das als ein Bild für die neuseeländische Sehnsucht nach dem Rest der Welt interpretiert, liegt wahrscheinlich nicht daneben. Die gehört zweifellos zu dem Röntgen-Befund über das Innenleben einer Kleinstadt, den McCarten in diesem Roman mit großem erzählerischem Geschick entfaltet. Und wie immer bei diesem Autor spielt dabei das Interesse für die sozialen Zusammenhänge und Tatsachen eine entscheidende Rolle. In diesem Fall geht es daher nicht nur um die Wiedereröffnung der Leihbibliothek und die Machenschaften der diversen Honoratioren des Ortes vom Polizeichef über den Bibliothekar, den Journalisten bis zum Priester sondern auch um die Automatisierung der Fleischfabrik mit den daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen.
    Anthony McCarten nimmt die Literatur auf eine Weise ernst wie jemand, dem sie nicht von Anfang an selbstverständlich war. Seine ersten Träume und Versuche zielten darauf, ein Pop-Star zu werden. Die Literatur dagegen erschien ihm als ein besonderes Metier, das in seinen Augen auch besondere Ansprüche stellte:

    "Schon immer dachte ich, wenn ich die Rock-Musik für das Schreiben aufgebe, möchte ich über allgemeingültige Dinge schreiben, nicht weil ich glaube, ich hätte darüber etwas Neues zu sagen, aber ich dachte es wäre sinnlos, etwas so Seltsames wie ein Schriftsteller zu sein, wenn man es nicht auf das Größte abgesehen hat. Jedes Buch, zu dem ich mich entschließe, muss etwas für unsere Zeit Fundamentales enthalten, das es lesenswert macht. Ich war nie ein großer Leser als Kind, darum möchte ich die Leser belohnen, ihnen etwas geben, worüber sie nachdenken können, das sie auf sich beziehen können, um zu sehen ob es zutrifft."

    Ob es tatsächlich immer um das Größte geht? - da darf man McCarten nicht allzu kleinlich beim Wort nehmen. Um Schlüsselthemen unserer aktuellen Zeiterfahrung geht es bei diesem Schriftsteller aber immer. Nachdem er Teenagerhysterie und die Radiografie einer neuseeländischen Kleinstadt behandelt hatte, machte McCarten einen großen Sprung nach London und begab sich in die Konfliktfelder des multikulturellen Mit- und Gegeneinander zwischen englischen Kleinbürgern und muslimischen Zuwanderern.

    Auch hier, in seinem zweiten Roman "Englischer Harem" von 2002 stößt er ohne Zögern ins Zentrum der größtmöglichen dramatischen Brisanz vor: Tracy Pringle, die gerade ihren Job an der Supermarktkasse wegen Verträumtheit verloren hat, versucht ihr Glück als Bedienung in einem iranischen Restaurant und gerät dabei auf ein soziales Gelände voller Tretminen. Nicht genug damit, dass sie den Restaurantbesitzer heiratet, wird sie damit auch noch Teil orientalischer Polygamie. Und zu allem Schrecken, der darüber bei ihren autochthonen Landsleuten ausbricht, kommt noch die Kränkung hinzu, dass es sich bei dem iranischen Ehemann und seinen beiden anderen Gattinnen um höchst kultivierte und feinsinnige Menschen handelt. Was nicht gut gehen kann und dem Autor viel Gelegenheit bietet, seine erstaunliche Einfallskraft bei der Erfindung überraschender Romanhandlungen auszuspielen.

    Doch zurück zu McCartens jüngstem Roman in deutscher Übersetzung, zurück zu "Ganz normale Helden", der ein Thema aufgreift, dessen Größe und Bedeutsamkeit tatsächlich kaum zu übertreffen ist:

    "Die neue Revolution, in der wir mittendrin stecken, die digitale, technologische, ist so gewaltig wie jene Zeiten als unsere Urgroßeltern vom Land in die Städte kamen, wie der Einfluss des Zweiten Weltkrieges auf die Generation meiner Eltern, wie die sexuelle Revolution. Und dies ist unsere Revolution, die entscheidende Veränderung unserer Zeit, die dennoch von Schriftstellern oft ignoriert wird, ich weiß nicht, wer das wirklich angepackt hätte. Wie verändert diese ungeheure Revolution, die erst 19 Jahre alt ist, unser innerstes persönliches und kollektives Leben? Das habe ich versucht herauszufinden. Wir sehen schon einige der Folgen, wie die riesigen Veränderungen in der Art, wie wir miteinander umgehen, das ist wirklich neu. Manche dieser Folgen sind fesselnd und wunderbar und andere sind zutiefst besorgniserregend."

    "Das Ende", "Die Mitte" und "Der Anfang" sind die drei Teile von "Ganz normale Helden" überschrieben. Ja, Sie haben richtig gehört, in genau dieser Reihenfolge. Was sich so ausdrücken ließe: Erst ist es schlimm, dann wird es schlimmer und schließlich folgen Erlösung und Neubeginn. Das Ende, mit dem dieser Roman beginnt, ist nichts anderes als der Tod des Superhero Danny, über den die Familie Delpe noch nicht hinweggekommen ist. Besonders die Mutter Renata kann und will nicht loslassen und verdüstert das Familienleben mit ihrem demonstrativen Trauerbedürfnis einerseits und der hysterischen Sorge um den zweiten Sohn Jeff andererseits. Schlimmer wird es dann, als Jeff sich aus der Familie davonmacht. Damit begibt er sich auf eine Gratwanderung. Einerseits geht er die ersten selbstständigen Schritte in Richtung Erwachsenenwerden, andererseits läuft er Gefahr, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Je größer die Probleme in der Wirklichkeit, desto attraktiver wird "Life of Lore", kurz: LoL, das virtuelle Online-Spiel "Leben in Weisheit", wo man sich mit Geschick und Strategie in übermenschliche Heldenrollen hinaufkämpfen kann. McCarten betont, er habe dafür nach vielen Recherchen ein ganz eigenes Online-Spiel entwickelt, dem er ein außerordentlich hohes narratives Potenzial zutraut. Es sollen darin alle Geschichten enthalten sein, die je geschrieben wurden, jedenfalls in der Möglichkeitsform, und er riskiert sogar den Vergleich mit der "Bibliothek von Babel" des Jorge Luis Borges. Das ist ein paar Ebenen zu hoch gegriffen. Aber als Turbogenerator für dramatische Konflikte, einschließlich der Internet-Sucht, wirkt das Online-Spiel höchst produktiv.

    "Im Morgenlicht liegt Jeff angezogen auf seinem Bett. Bilder, Ströme von Bits, spuken durch seinen Kopf und er überlegt verzweifelt, was er tun kann, um sich nicht wieder einzuloggen. Nach seinem letzten Turboritt durch LoL, bei dem sein Avatar einen völlig neuartigen, unheimlichen und erregenden Status erworben hat, hat er sich vorgenommen, nicht ganz so viele Stunden inworld zu verbringen. Doch der Computer steht da auf dem Tisch, lockt ihn, flüstert "weck mich auf", und er spürt, dass er nur ein paar Klickweit entfernt ist von der Rückkehr zu den Abenteuern, die den Puls höher schlagen lassen."

    "Mir kommt es darauf an, mein Erzählen innovativ zu gestalten. Das erlaubt mir, in meinen Romanen Techniken zu verwenden, die vom Film kommen, für mich als Filmemacher besonders interessant, vom Fernsehen, von Comics, von der Internetrevolution, Online-Spielen und damit ein Buch zu schreiben, das ganz aus unserer Zeit stammt und vor zwanzig Jahren nicht hätte geschrieben werden können."

    Durch die Einarbeitung verschiedener sprachlicher Gattungen und Gebrauchsformen gewinnt McCarten die Möglichkeit, zu zeigen, wie sich Sprache und Erzählen in verschiedenen Handlungssituationen verändern können.

    Auch Jeffs Eltern sind auf ganz verschiedene Weise dem Internet verfallen. Renata bespricht ihre Sorgen und Probleme vermittels eines Chats mit einem Unbekannten, der sich "Gott" nennt. Und Jims Suche nach seinem Sohn in der virtuellen Gamer-Welt vermischt sich gefährlich mit der Faszination für die Online-Rollenspiele, die dazugehörigen Intrigen und Bewährungsproben. Jim beginnt seine Arbeit als Anwalt zu vernachlässigen, die Ehestreitigkeiten nehmen zu, im Hin und Her zwischen wirklicher und virtueller Realität gehen alle Sicherheiten verloren. Unter der Familie Delpe öffnet sich ein Abgrund, sie taumeln, stürzen ihrem Unglück entgegen, die Apokalypse ist nahe.

    Doch dann folgt die Erlösung, es wird wieder alles heil, ein Neubeginn erscheint möglich. Darum ist der dritte Romanteil mit "Der Anfang" überschrieben:

    "Man muss seine Figuren quälen. Ich glaube, der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es sind meist Katastrophen nötig, um echte Veränderungen herbeizuführen. Das macht den Kern des Erzählens aus: Sich Figuren mit eingefleischten Ansichten und Verhaltensweisen vorzunehmen und sie zu quälen."
    Allerdings ist Anthony McCarten keineswegs ein literarischer Sadist. Was er mit ironischer Zuspitzung "Quälen" nennt, das sind die Prüfungen und dramatischen Erfahrungen, die er seinen Figuren auferlegt, damit sie daraus verändert, klüger und reifer hervorgehen. Und seine Leser womöglich auch.

    Ein anderer, sehr geglückter und spannender Roman, in dem die quälende Prüfung ganz unverkennbar und plastisch in Handlung umgesetzt wird, ist "Hand aufs Herz" von 2009. Da veranstaltet ein Londoner Autohändler einen Wettbewerb, bei dem der ein tolles Auto gewinnen kann, dem es gelingt, am längsten - und das heißt tage- und nächtelang -, die Hand auf das begehrte Blech zu legen. Damit entfaltet sich in raffinierter Einfachheit ein vielschichtiger Gesellschaftsroman gleichsam in der Nussschale dieser ebenso hermetischen wie hochverdichteten Situation. Und tatsächlich ist auch dies eine Geschichte der Wandlungen, der Weiterentwicklung - natürlich ausgenommen jene Fälle, in denen die ungeschminkte Wahrheit als Entlarvung, Zusammenbruch oder Blamage zutage tritt. Bei Anthony McCarten setzt jeder Romanstoff, jede Handlung einen Rahmen, innerhalb dessen sich dennoch ganz unvorhergesehene, überraschende Wendungen vollziehen.

    "Ich betrachte den Stoff vor allem als die Musik, zu der meine Figuren tanzen. Aber wenn ich anfange, weiß ich noch nicht welche Musik das ist und ich möchte herausfinden, worum es geht, was sie antreibt, was sie bewegt."
    Die neuseeländische Literatur ist, historisch betrachtet, eine junge Literatur. Die Maori pflegten zwar die Kunst der Tätowierung in höchster Perfektion, doch die Verschriftlichung ihrer mündlich vermittelten Poesie gehörte nicht zu ihren Ausdrucksformen. Die Literatur der angelsächsischen Einwanderer hingegen galt lange als ein Ableger der englischen Literatur und tatsächlich entwickelte sich manche Schriftstellerkarriere, wie auch die von Anthony McCarten, weniger im engen Rahmen der geografischen Region als in dem viel weiteren des englischen Sprachraums:

    "Das war ein hartes Land zum Überleben für meine Eltern und Großeltern, ihre Vorfahren und ihre Frauen und Familien. Daraus entstand ein Menschentypus, dem Taten wichtiger waren als Worte."

    Für den Schriftsteller allerdings sind Worte Taten. Und wenn man Anthony McCartens Werk überblickt, das neben Romanen und Theaterstücken auch die Mitarbeit an einem halben Dutzend Filmen umfasst, dann kann kaum ein Zweifel bestehen, dass er unter den neuseeländischen Gegenwartsschriftstellern der tatkräftigste und berühmteste ist. Und vermutlich auch derjenige, der sich der neuseeländischen Passion, woanders zu sein, am erfolgreichsten hingibt.

    Die vorgestellten Bücher:
    Anthony McCarten: Ganz normale Helden.
    Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié Diogenes Verlag, Zürich 2012. 454 Seiten, 22,90 Euro.

    Anthony McCarten: Liebe am Ende der Welt.
    Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié
    Diogenes Verlag, Zürich 2011. 360 Seiten, 10,90 Euro.

    Anthony McCarten: Hand aufs Herz.
    Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié
    Diogenes Verlag, Zürich 2009. 320 Seiten, 10,90 Euro.

    Anthony McCarten: Englischer Harem.
    Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
    Diogenes Verlag, Zürich 2008. 582 Seiten, 11,90 Euro.

    Anthony McCarten: Superhero.
    Roman. Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
    Diogenes Verlag, Zürich 2007. 303 Seiten, 10,90 Euro.