Und sie bewegt sich doch, nämlich die Kunst, die die Welt bewegt oder doch bewegen sollte. Jean Tinguely war der Galileo Galilei der Nachkriegsavantgarde, der Vater der Kinetik und gleichzeitig ihre Endstation, weil es nach seinen phantasievollen Nonsens-Maschinen, die nichts als poetischen Blödsinn produzieren, kaum mehr etwas Ernsthaftes zu erfinden gibt. In Basel hat der witzige Maschinenstürmer ein eigenes Museum bekommen, wo seine monströsen Apparate ein quietschendes, rumpelndes und ratterndes Eigenleben führen, abgeschottet von der Außenwelt, in der immer mehr reale Maschinen wegen mangelnder Aufträge zum Stillstand gebracht und so ebenfalls der Sinnlosigkeit überantwortet werden.
Das Zusammenfallen von Kunst und Leben ist ein alter Traum, aber auf diese Weise darf er einfach nicht in Erfüllung gehen. Denn Maschinen, die keine Beachtung mehr finden, stellen auch keinen künstlerischen Mehrwert mehr her. Es herrschte ja noch Hochkonjunktur, als der genialische Schweizer Schrott-Igenieur seine sich selbst zerstörende Skulptur "Hommage à New York" der irritierten Öffentlichkeit präsentierte.
Jetzt wird in der automobilen Kunst also der Rückwärtsgang eingelegt, damit sich überhaupt wieder etwas bewegt und klar wird, dass die Selbstvernichtung so ernst nicht gemeint war. Das Tinguely-Museum ist mit "Beweglichen Teilen" gefüllt, wie die Schau der aktuellen Neukonstruktionen heißt. Tapfer ignoriert die jüngste Kinetikergeneration, dass sich die postindustrielle Revolution in Mikrochips unsichtbar macht und die Globalisierung aus dem Kreislauf virtueller Datenpakete besteht. Zwei hyperelastische Stahlbänder erzeugen Wellenbewegungen, weil sie der Österreicher Thomas Baumann an Elektomotoren angeschlossen hat. Ebenfalls elektrisch betrieben wird der absurde Kabinenroller des Franzosen Julien Berthier. Ein Würfel aus Aluminiumplatten, der nach Nichts aussieht, kullert plötzlich über den Fußboden, womit Jeppe Hein aus Dänemark beweisen will, dass auch Minimal Art dem Besucher einen gehörigen Schrecken einjagen kann.
Fernando Palma Rodriguez, der in London zu Hause ist, erweckt aus Abfällen gefertigte Tiere zum recycelten Leben. Sabrina Raafs stromlienförmig verkleideter Roboter zeichnet grüne Striche an die Wand. Sie werden umso höher, je mehr Zuschauer in der Nähe stehen, weil die aus Chicago stammende Zeichenmaschine den Kohlendioxidgehalt der Atemluft misst. Als düsterer Umweltprophet meldet sich Christiaan Zwanikken zu Wort: Der Niederlänger zeigt im Modell eine Horrorlandschaft, die von computergesteuerten Tierkadavern bevölkert wird. Für mehr Wohlbefinden sorgt dann die Amerikanerin Wendy Jacob; ihre aufblasbaren Polstermöbel sind gut gegen Vereinsamung, weil sie sich liebevoll an den Körper der Sitzperson schmiegen.
Niemand wird da also vom Sessel gerissen, die Innovationskraft der Nachwuchskinetiker ist nicht gerade sensationell. Wie gut, dass es die bewährten Klassiker der mobilen Kunstbranche gibt. Mit ihren Werken wird die Novitätenparade attraktiv aufgefüllt. In der Rückschau tritt von den Pionieren Agam, Soto, Takis und Le Parc bis Bruce Nauman, Rebecca Horn und Stephan von Huene alles an, was sich in der beweglichen Szene Rang und Namen verdient hat. Die von Malachi Farrell besorgte Inszenierung des Entrees ist eine Vorbeugung vor dem Spott des Hausherrn. Von einem Absperrgitter mühsam zurückgehalten, bedrängt ein Schwarm zappelnder Mikrofone und Fotoapparate den Besucher. Er darf sich beim Paparazzi-Spießrutenlauf als Prominenter fühlen und soll gleichzeitig wissen, dass alles nur blühender Unsinn ist.
"Bewegliche Teile" im Museum Tinguely in Basel bis 26.6.2005
Das Zusammenfallen von Kunst und Leben ist ein alter Traum, aber auf diese Weise darf er einfach nicht in Erfüllung gehen. Denn Maschinen, die keine Beachtung mehr finden, stellen auch keinen künstlerischen Mehrwert mehr her. Es herrschte ja noch Hochkonjunktur, als der genialische Schweizer Schrott-Igenieur seine sich selbst zerstörende Skulptur "Hommage à New York" der irritierten Öffentlichkeit präsentierte.
Jetzt wird in der automobilen Kunst also der Rückwärtsgang eingelegt, damit sich überhaupt wieder etwas bewegt und klar wird, dass die Selbstvernichtung so ernst nicht gemeint war. Das Tinguely-Museum ist mit "Beweglichen Teilen" gefüllt, wie die Schau der aktuellen Neukonstruktionen heißt. Tapfer ignoriert die jüngste Kinetikergeneration, dass sich die postindustrielle Revolution in Mikrochips unsichtbar macht und die Globalisierung aus dem Kreislauf virtueller Datenpakete besteht. Zwei hyperelastische Stahlbänder erzeugen Wellenbewegungen, weil sie der Österreicher Thomas Baumann an Elektomotoren angeschlossen hat. Ebenfalls elektrisch betrieben wird der absurde Kabinenroller des Franzosen Julien Berthier. Ein Würfel aus Aluminiumplatten, der nach Nichts aussieht, kullert plötzlich über den Fußboden, womit Jeppe Hein aus Dänemark beweisen will, dass auch Minimal Art dem Besucher einen gehörigen Schrecken einjagen kann.
Fernando Palma Rodriguez, der in London zu Hause ist, erweckt aus Abfällen gefertigte Tiere zum recycelten Leben. Sabrina Raafs stromlienförmig verkleideter Roboter zeichnet grüne Striche an die Wand. Sie werden umso höher, je mehr Zuschauer in der Nähe stehen, weil die aus Chicago stammende Zeichenmaschine den Kohlendioxidgehalt der Atemluft misst. Als düsterer Umweltprophet meldet sich Christiaan Zwanikken zu Wort: Der Niederlänger zeigt im Modell eine Horrorlandschaft, die von computergesteuerten Tierkadavern bevölkert wird. Für mehr Wohlbefinden sorgt dann die Amerikanerin Wendy Jacob; ihre aufblasbaren Polstermöbel sind gut gegen Vereinsamung, weil sie sich liebevoll an den Körper der Sitzperson schmiegen.
Niemand wird da also vom Sessel gerissen, die Innovationskraft der Nachwuchskinetiker ist nicht gerade sensationell. Wie gut, dass es die bewährten Klassiker der mobilen Kunstbranche gibt. Mit ihren Werken wird die Novitätenparade attraktiv aufgefüllt. In der Rückschau tritt von den Pionieren Agam, Soto, Takis und Le Parc bis Bruce Nauman, Rebecca Horn und Stephan von Huene alles an, was sich in der beweglichen Szene Rang und Namen verdient hat. Die von Malachi Farrell besorgte Inszenierung des Entrees ist eine Vorbeugung vor dem Spott des Hausherrn. Von einem Absperrgitter mühsam zurückgehalten, bedrängt ein Schwarm zappelnder Mikrofone und Fotoapparate den Besucher. Er darf sich beim Paparazzi-Spießrutenlauf als Prominenter fühlen und soll gleichzeitig wissen, dass alles nur blühender Unsinn ist.
"Bewegliche Teile" im Museum Tinguely in Basel bis 26.6.2005