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Bewegung auf dem Frauenzeitschriftenmarkt

Gruner & Jahr erweitert den Dschungel der Zeitschriften für Frauen mit dem Heft "Season" um ein weiteres Exemplar. Auch "Intouch", "Closer" und "Happinez" liegen noch nicht lange in den Kioskregalen. Ein Vergleich zwischen den Frauenzeitschriften.

Von Dörte Hinrichs |
    Das hat uns gerade noch gefehlt: das Heft für jede Jahreszeit. "Season" aus dem Hause Gruner & Jahr. Alles, was wir angeblich in den nächsten zwei Monaten brauchen versammelt sich auf 220 Seiten. Passend zum bevorstehenden Frühling fordert es uns auf: "Machen Sie Ihr Leben bunter". Sind wir bisher farbenblind und orientierungslos durch die Jahreszeiten gestolpert, ohne die passende Frauenzeitschrift an unserer Seite?

    "Die anderen Zeitschriften richten sich ja auch nach der Jahreszeit, sei es jetzt "Brigitte" oder "Freundin", da findet man im Frühling auch Themen wie Entrümpeln, Abnehmen und Fastenkuren. Das ist jetzt nichts, wo ich sage, das ist jetzt was revolutionär Neues."

    Martina und Iris, beides Frauen über 30 und damit zur Zielgruppe gehörend, sind mäßig begeistert.

    "Mein erster Eindruck von der "Season" sind erst mal die acht Seiten Werbung, die ich erst mal überblättern muss, bevor es überhaupt losgeht.
    Was ganz auffällig ist, dass man vorne auf dem Cover keinen Promi vorfindet, was man ja sonst oft sieht und ich habe hier echt den Eindruck, ich hätte so einen OTTO-Katalog vor mit liegen. So Produktabbildungen, eigentlich fehlt noch der Preis."

    Der Vergleich passt: Zwar haben Hase, Tulpen und Fahrrad, die bilderlottogleich die Titelseite zieren, keine Preisschilder - dafür aber die über 400 stilvoll präsentierten Produkte, die über die "Season"-Website zu bestellen sind: Klamotten, Schuhe, Schmuck und Accessoires bis hin zum Designer-Schneebesen für 20 Euro, der eher an ein Gartengerät erinnert. Im Indoorbereich erfahren wir dann, wie sich Väter in der Elternzeit als Wickelkandidaten bewähren, einer der wenigen gehaltvollen Artikel, der auch die rechtliche Seite der Elternzeit beleuchtet.

    "Wenn ich so ein dickes Heft habe, das alle zwei Monate erscheint, würde ich ein paar mehr Hintergrundberichte erwarten."

    Bettina Wündrich, Chefredakteurin von "Season", nennt das "eine Geheimwaffe gegen den Informations-Overkill". Es geht aber noch sparsamer, was den Textanteil betrifft - dafür sind die Fotos greller und die Gesichter bekannter in den noch recht neuen Zeitschriften, die besonders Frauen in den Zwanzigern ansprechen, wie Anne und Dana:

    "Mehr gefällt mir die "Intouch", weil da mehr Klatsch und Tratsch ist, was mir besser gefällt als die anderen Zeitschriften. Die "Intouch", "OK", jetzt habe ich als Neuestes auch die "Closer" entdeckt, es macht mir Spaß, die Zeitschriften anzuschauen, die Reportagen zu lesen, Liebesthemen, wer mit wem, wer nicht mehr mit wem, das ist schon ganz interessant zu sehen. Gerade die Geschichten mit den Promis, Models, Magersucht oder im TV, was ist gespielt, was ist nicht gespielt, mit den Models, wie es da wirklich abgeht, das interessiert mich schon."

    "People-Journalismus der nächsten Generation" verspricht "Closer"-Chefredakteur Tom Junkersdorf. In England und Frankreich ist "Closer" damit schon erfolgreich. Die erste deutsche Ausgabe, die diese Woche im Bauer-Verlag erschienen ist, hat dabei ihre eigenen "Star-Allüren":
    sie setzt ganz auf heimische Fernsehpromis, ansonsten finden sich hier die üblichen Klatschgeschichten, Schönheitstipps und Schicksalstories.

    Fast ganz ohne Promifaktor kommt "Happinez" aus, deren Cover mit Flower-Power-Farben und -mustern wie ein Zeitreise in die Sixties wirkt.
    "Das Titelbild hat mich fast so ein bisschen abgeschreckt, das wirkt so ein bisschen: Loslassen oder Erwachen, hat fast was religiöses. Aber wenn man dann blättert, dann ist es sehr bodenständig."

    Als "Mindstyle-Magazine" versteht sich "Happinez", das schon 2010 auf den Markt gekommen ist und eine Nische besetzt: "Entdecke die Göttin in Dir" – "Yoga für mehr Gelassenheit" – "Wie Loslassen gelingt" oder "Versteckte Botschaften im Wasser" – das sind Themen, die esoterisch abschreckend wirken können und auch nicht immer aktuellste Erkenntnisse vermitteln. Dafür sind sie wundervoll bebildert und in ihrer Zusammenstellung ungewöhnlich.

    "Im Unterschied zu anderen Modezeitschriften wie "Brigitte" oder so habe ich den Eindruck, es ist nicht ganz so seicht und oberflächlich, geht mehr in die Tiefe, sehr interessante Interviews, zum Beispiel Jane Goodall, eine Wissenschaftlerin, die da interviewt wird, oder Reisetipps Bhutan, wo ein bisschen mehr als nur Hoteltipps gegeben werden, wo man auch Hintergrundinfos bekommt, längere Texte, alles sehr informativ."

    Informationen zwischen Häppchen und Hintergrund, Promis und Partys, Design und Diäten, Gaumenfreuden und Gartentipps – vereinzelt gibt es also doch Lichtblicke unter den neuen Frauenzeitschriften, die vielleicht die Saison überdauern.