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Bewerbungsidee I

Wenn es stimmt, dass Liebe durch den Magen geht, dann führt der Weg zur Karriere ja vielleicht durch die Nase. Unter den vielen angebotenen Bewerbungsmappen, in die man seinen Lebenslauf und seine Arbeitsproben packen kann, sind im Handel auch parfümierte Exemplare mit spezieller Duftnote zu finden.

    Simone Czakai berät am Essener Arbeitsamt Jobsuchende, wie sie ihre Fähigkeiten optimal darstellen. Als die Psychologin noch Personalverantwortliche in der Industrie war, sind ihr viele Variationen begegnet, mit denen Bewerber ein i-Tüpfelchen setzen wollten: unaufgeforderte Ganzkörperfotos, komplett handschriftlich abgefasste Bewerbungen und eingestreute Prominentenzitate– alles Gründe, die Unterlagen auf den Ablehnungsstapel zu legen. Ob eine Bewerbungsmappe gut riecht, ist bei der Auswahl tatsächlich ein Kriterium:

    Viele Personalschefs schnüffeln, um einfach an dem Papier zu riechen, ob das Papier nach Nikotin riecht, oder ob irgendwie ein unangenehmer Modergeruch mit heraus kommt. Vor allem internationale Firmen legen Wert auf non-smoker.

    Die Duftmappen sollen laut Hersteller den Personalchef in gute Laune versetzen, mit diesem Prinzip arbeiten auch Läden, warum nicht sich selber besser vermarkten? Bevor die Mappe, es gibt sie aus Plastik oder Pappe, in die Post geht muss ein Klebestreifen abgezogen werden, damit sich die Essenz entfaltet. Simone Czakai macht die Riechprobe: :

    Wenn man genauer riecht offenbart sich mir ein sehr fruchtiger und zitroniger Duft, der bestimmt sehr frisch wirkt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er irgendwas in meinem Körper anreget, damit sich die Mappe positiv gestimmter lese. Der Duft erinnert mich sehr stark an Reinigungsmittel. Ich persönlich könnte mir sehr schön Vanille vorstellen, oder vielleicht einen Rosenduft, aber nun bin ich auch Frau. Ein männlicher Personalchef würde einen etwas anderen Duft bevorzugen.

    Die Bundesknappschaft in Bochum hat einen männlichen Personalchef. Andreas Gülker hat zur Zeit alle Hände voll zu tun, weil die Knappschaft kurzfristig 1500 neue Leute einstellt, und auf die Ausschreibungen 23 000 Bewerbungen erhalten hat. Könnte ein Kandidat mit einer Duftmappe sich aus der großen Masse der Bewerber abheben?

    Ich glaube, dass man zumindest mal stocken würde bei dieser Bewerbung und eben nicht nur bei einer oberflächlichen Sichtung bleibt, sondern sie sich intensiver ansehen würde. Ich glaube aber nicht, dass das die Entscheidung beeinflussen würde, ob der Bewerber mit in ein Vorstellungsverfahren weiter eingebunden würde.

    Zumindest einen Aufmerksamkeitseffekt erzielt die Mappe bei Andreas Gülker. Regina Eißele-Moshiri von der Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen befürchtet, dass die aromatisierten Mappen eine ganz andere Wirkung entfalten könnten:

    Die verwendeten Stoffe, egal ob sie natürlich sind, oder synthetisch hergestellt, haben normalerweise ein allergisierendes Potenzial. Der Allergiker kann anfangen zu niesen, dem können die Augen brennen, tränen, dem kann die Nase laufen.

    Die Nase voll von der Bewerbung – dieser Effekt soll ja gerade nicht erzielt werden. Ein Beispiel, wie es jemandem gelang, sich positiv mit seiner Bewerbungsmappe abzuheben, nennt Simone Czakai

    Wenn ich 50 Bewerbungsmappen auf dem Tisch habe und diese sind alle in Schwarz und Grau gehalten. Dann freue ich mich schon über eine sehr individuell gestaltete Bewerbungsmappe, die einfach etwas freundlicher gehalten ist. Ich habe zum Beispiel bei der Hypo-Vereinsbank gesehen, die gelbe Mappe, die ragte aus diesem ganzen Bewerbungsstapel hinaus und die Person die die gelbe Mappe hatte, wurde auch sofort als erstes geladen, weil auch natürlich der Inhalt stimmte.

    Während Frau Czakai für die gehobeneren Jobs auf jeden Fall von Plastikmappen abrät, legt der Personalchef der Bundesknappschaft auf solche Details keinen Wert. Als Grundtenor kristallisiert sich aber heraus:

    Bewerbung ist generell eher konservativ zu sehen und man sollte eher durch Inhalt überzeugen, als durch auffällige Besonderheiten.

    Links zum Thema:

    Bewerber-ABC von Focus-Online

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