Becker: Am Montag hat der Wissenschaftsrat zum ersten mal eine so genannte Negativ-Akkreditierung ausgesprochen und zwar für die AKAD-Privathochschulen. Die bieten Aufbaustudiengänge in Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik für Berufstätige an. Nach Ansicht des Wissenschaftsrates kommt dabei unter anderem die Forschung zu kurz. Wir haben am Mittwoch darüber berichtet und auch schon mit dem Präsidenten der AKAD-Hochschulen, Josef Foschepoth; gesprochen. Er hat nun aber nachgelegt und die Enzscheidung als hochschulpolitischen Skandal bezeichnet. Über das Thema habe ich mit dem ehemaligen baden-württembergischen Wissenschaftsminister und Hochschulexperten Klaus von Trotha gesprochen. Ich habe ihn gefragt, was diese Negativ-Akkreditierung des Wissenschaftsrates bedeutet.
von Trotha: Sie ist in den Konsequenzen nicht klar abzusehen. Ich kann dem Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg nur empfehlen, die staatliche Anerkennung nicht zurückzunehmen, wenn er sich so verhält, werden die Konsequenzen in der Tat wohl relativ gering sein, da die AKAD zurecht darauf hinweist, dass die Studierenden mit den Leistungen dieser Hochschule sehr zufrieden sind.
Becker: Wie würden Sie das denn einschätzen? Sie waren selber lange Mitglied im Wissenschaftsrat, können Sie nachvollziehen, wie es zu der Entscheidung der Negativ-Akkreditierung kam?
von Trotha: Ich war zehn Jahre Mitglied im Wissenschaftsrat und glaube deshalb, dass Selbstverständnis dieses Gremiums einschätzen zu können. Es ist ein sehr angesehenes Beratergremium, aber wie so oft: das Sein bestimmt das Bewusstsein und es sind im Wissenschaftsrat nur wenige, die nicht in staatlichen Einrichtungen lebenslang abgesichert sind. Diese Damen und Herren können sich die Existenzbedingungen privater Hochschulen und den damit verbundenen Finanzierungsfragen eigentlich kaum vorstellen und sind in der Realität eigentlich auch wenig daran interessiert. Sie fühlen sich sozusagen als Gralshüter der klassischen deutschen Universitätsidee, nämlich der Einheit von Forschung und Lehre und verkennen dabei, dass bei Weiterbildungseinrichtungen hier eine Relativierung durchaus sinnvoll sein kann und im Übrigen in vielen Ländern, man muss nur auf die sogenannten corporate universities schauen, gang und gäbe ist. In den Universitäten gibt es ja sogar reine Lehruniversitäten. In der Tat, bei einer Hochschule, wie der AKAD, die eine Kombination von Fern-, Präsenz- und Onlinestudien anbietet, kann man nicht mit dem klassischen Modell messen. Im Übrigen - und das halte ich eigentlich für das Wichtigste - misst der Wissenschaftsrat die privaten Universitäten an einem Idealbild der öffentlich-rechtlich verfassten Universitäten, das sich in der Realität ja ganz anders darstellt. Wir haben einige exzellente Forschungseinrichtungen, aber auch viele Fakultäten, die wenig Eindrucksvolles in diesem Bereich zustande bringen und was die Zustimmung der Studierenden angeht - und die ist ja abgefragt worden bei der AKAD - glaube ich, dass es in vielen Fakultäten keine derartige Zustimmung zur Lehrqualität gibt, wie bei der AKAD. Und vielleicht als Letztes noch: schon zur Wahrung der eigenen Ausstattungswünsche werden so genannte Mindeststandards formuliert, ohne dass sie logisch stringent begründet werden und in der Realität doch relativ hohe Maßstäbe darstellen. Und da, wo diese nicht erreicht werden oder so definiert werden, dass sie eigentlich für private Hochschulen nicht erreicht werden, geschieht es noch offenbar nach dem Motto 'wehret den Anfängen'.
Becker: Das heißt, man hat jetzt ziemlich deutlich rausgehört, dass Sie für die privaten Hochschulen sehr wohl eine Existenzberechtigung sehen. Was denken Sie, was bedeutet denn diese Negativ-Akkreditierung für die AKAD-Hochschule, was könnte das nach sich ziehen?
von Trotha: Sie bietet seit einem Jahrzehnt Fachhochschulstudiengänge an, die anerkannt sind und auch nicht in Frage stehen: In Frage stehen die beiden universitären Ausbildungsgänge, die angeboten werden. Es ist denkbar, dass möglicherweise Studierende irritiert sind durch diese Aussage, das wäre aber an für sich schade, denn sie sind interessiert an Weiterbildung und es wird festgestellt, dass eine klare übersichtliche Studienorganisation vorliegt, dass es eine gute Betreuung gibt und dass auch ein zügiger Abschluss trotz Doppelbelastung von Beruf und Studium im Regelfall wohl erreichbar ist. Das heißt, falls Mängel in der Forschungskonzeption bestehen, die aber auch bei vielen öffentlich-rechtlichen Hochschulen feststellbar sind, ist das ja für die eigentlich interessierten Studierenden von nicht so großem Belang. Deswegen denke ich, dass die Auswirkungen möglicherweise nicht sehr gewichtig sein werden.
Becker: Das heißt eben auch, Sie als Beobachter mittlerweile, ohne konkretes politisches Amt, würden begrüßen, wenn die AKAD so wie bisher weitermacht?
von Trotha: Ich habe diese Studiengänge 1995 zugelassen, weil ich damals Wissenschaftsminister in Baden-Württemberg war, aber das ist nicht der Grund, warum ich jetzt dafür verwende, sondern ich stehe zu der Idee, dass man nach einigen Jahren eine Evaluation vornehmen muss und dabei alles kritisch auf den Prüfstand kommen soll. Ich kann aber aus der Art, wie man hier herangegangen ist, nämlich Maßstäbe zu formulieren, die in der übrigen Realität kaum auffindbar sind, keinen Grund finden, nun der AKAD die staatliche Anerkennung zu verweigern. Man muss die AKAD aus ihrer Ausgabe, nämlich als Weiterbildungsuniversität verstehen.
Becker: Einschätzungen zur Negativ-Akkreditierung des Wissenschaftsrates der AKAD-Hochschulen vom ehemaligen baden-württembergischen Wissenschaftsminister und Hochschulexperten Klaus von Trotha. Vielen Dank.
von Trotha: Sie ist in den Konsequenzen nicht klar abzusehen. Ich kann dem Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg nur empfehlen, die staatliche Anerkennung nicht zurückzunehmen, wenn er sich so verhält, werden die Konsequenzen in der Tat wohl relativ gering sein, da die AKAD zurecht darauf hinweist, dass die Studierenden mit den Leistungen dieser Hochschule sehr zufrieden sind.
Becker: Wie würden Sie das denn einschätzen? Sie waren selber lange Mitglied im Wissenschaftsrat, können Sie nachvollziehen, wie es zu der Entscheidung der Negativ-Akkreditierung kam?
von Trotha: Ich war zehn Jahre Mitglied im Wissenschaftsrat und glaube deshalb, dass Selbstverständnis dieses Gremiums einschätzen zu können. Es ist ein sehr angesehenes Beratergremium, aber wie so oft: das Sein bestimmt das Bewusstsein und es sind im Wissenschaftsrat nur wenige, die nicht in staatlichen Einrichtungen lebenslang abgesichert sind. Diese Damen und Herren können sich die Existenzbedingungen privater Hochschulen und den damit verbundenen Finanzierungsfragen eigentlich kaum vorstellen und sind in der Realität eigentlich auch wenig daran interessiert. Sie fühlen sich sozusagen als Gralshüter der klassischen deutschen Universitätsidee, nämlich der Einheit von Forschung und Lehre und verkennen dabei, dass bei Weiterbildungseinrichtungen hier eine Relativierung durchaus sinnvoll sein kann und im Übrigen in vielen Ländern, man muss nur auf die sogenannten corporate universities schauen, gang und gäbe ist. In den Universitäten gibt es ja sogar reine Lehruniversitäten. In der Tat, bei einer Hochschule, wie der AKAD, die eine Kombination von Fern-, Präsenz- und Onlinestudien anbietet, kann man nicht mit dem klassischen Modell messen. Im Übrigen - und das halte ich eigentlich für das Wichtigste - misst der Wissenschaftsrat die privaten Universitäten an einem Idealbild der öffentlich-rechtlich verfassten Universitäten, das sich in der Realität ja ganz anders darstellt. Wir haben einige exzellente Forschungseinrichtungen, aber auch viele Fakultäten, die wenig Eindrucksvolles in diesem Bereich zustande bringen und was die Zustimmung der Studierenden angeht - und die ist ja abgefragt worden bei der AKAD - glaube ich, dass es in vielen Fakultäten keine derartige Zustimmung zur Lehrqualität gibt, wie bei der AKAD. Und vielleicht als Letztes noch: schon zur Wahrung der eigenen Ausstattungswünsche werden so genannte Mindeststandards formuliert, ohne dass sie logisch stringent begründet werden und in der Realität doch relativ hohe Maßstäbe darstellen. Und da, wo diese nicht erreicht werden oder so definiert werden, dass sie eigentlich für private Hochschulen nicht erreicht werden, geschieht es noch offenbar nach dem Motto 'wehret den Anfängen'.
Becker: Das heißt, man hat jetzt ziemlich deutlich rausgehört, dass Sie für die privaten Hochschulen sehr wohl eine Existenzberechtigung sehen. Was denken Sie, was bedeutet denn diese Negativ-Akkreditierung für die AKAD-Hochschule, was könnte das nach sich ziehen?
von Trotha: Sie bietet seit einem Jahrzehnt Fachhochschulstudiengänge an, die anerkannt sind und auch nicht in Frage stehen: In Frage stehen die beiden universitären Ausbildungsgänge, die angeboten werden. Es ist denkbar, dass möglicherweise Studierende irritiert sind durch diese Aussage, das wäre aber an für sich schade, denn sie sind interessiert an Weiterbildung und es wird festgestellt, dass eine klare übersichtliche Studienorganisation vorliegt, dass es eine gute Betreuung gibt und dass auch ein zügiger Abschluss trotz Doppelbelastung von Beruf und Studium im Regelfall wohl erreichbar ist. Das heißt, falls Mängel in der Forschungskonzeption bestehen, die aber auch bei vielen öffentlich-rechtlichen Hochschulen feststellbar sind, ist das ja für die eigentlich interessierten Studierenden von nicht so großem Belang. Deswegen denke ich, dass die Auswirkungen möglicherweise nicht sehr gewichtig sein werden.
Becker: Das heißt eben auch, Sie als Beobachter mittlerweile, ohne konkretes politisches Amt, würden begrüßen, wenn die AKAD so wie bisher weitermacht?
von Trotha: Ich habe diese Studiengänge 1995 zugelassen, weil ich damals Wissenschaftsminister in Baden-Württemberg war, aber das ist nicht der Grund, warum ich jetzt dafür verwende, sondern ich stehe zu der Idee, dass man nach einigen Jahren eine Evaluation vornehmen muss und dabei alles kritisch auf den Prüfstand kommen soll. Ich kann aber aus der Art, wie man hier herangegangen ist, nämlich Maßstäbe zu formulieren, die in der übrigen Realität kaum auffindbar sind, keinen Grund finden, nun der AKAD die staatliche Anerkennung zu verweigern. Man muss die AKAD aus ihrer Ausgabe, nämlich als Weiterbildungsuniversität verstehen.
Becker: Einschätzungen zur Negativ-Akkreditierung des Wissenschaftsrates der AKAD-Hochschulen vom ehemaligen baden-württembergischen Wissenschaftsminister und Hochschulexperten Klaus von Trotha. Vielen Dank.