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Bezahlen fürs Bewerben

Studienbewerber melden sich in jedem Jahr bei der Hochschule für Film und Fernsehen HFF in Potsdam-Babelsberg. Und jeder Interessent muss 25 Euro pauschale Bearbeitungsgebühr bezahlen.

Von Armin Himmelrath | 15.07.2004
    Für uns ist es immerhin, also ich hab mal ausgerechnet, wir haben so im Schnitt Einnahmen darüber im Jahr von 34.000 Euro. Das ist, je nachdem aus welcher Sicht man das sieht, nun nicht die große Masse, aber wenn man es umrechnet z.B. in Personalkosten, sag ich mal, das finanziert eine Stelle aus meinem Dezernat. Also, das find ich schon ne ganz hübsche Gegenrechnung, wenn man das so sieht.

    Waltraut Otto ist Dezernentin für akademische und studentische Angelegenheiten an der Potsdamer HFF, und sie findet, dass 25 Euro für die Bearbeitung einer Studienbewerbung nicht zuviel sind. Schließlich werde jede Anfrage von bis zu sieben Lehrenden bewertet – bei Fotos, Filmen und künstlerischen Mappen, die den Briefen in der Regel beiliegen, sei das ein enormer Aufwand.

    Wir haben beispielsweise 300, 350 Bewerbungen nur im Studiengang Regie. Und natürlich sind es formalisierte Schreiben, es sind auch formalisierte Protokolle der Prüfungskommissionen, die Leute können das bei uns einsehen, aber die Dozenten stehen nun nicht für jeden für epische Beratungen zur Verfügung, weil die einfach mitten im Verfahren sind und einfach auch andere Sachen zu machen haben.

    Einer, der sich in Potsdam für den Studiengang Fernsehregie beworben hat, ist Thomas Ehl aus Köln.

    Es ist mir so ergangen, dass ich mir sehr viel Mühe mit meinen Bewerbungsunterlagen gegeben habe und die auch fristgerecht eingereicht. Ich bin extra nach Berlin geflogen, um die noch pünktlich abgeben zu können, und habe auch die dort verlangte Verwaltungsgebühr von 25 Euro für diese Bewerbung eingezahlt, und dann erst mal abgewartet, was passiert.

    Ein paar Wochen später erhielt Thomas Ehl die Antwort: Seine Bewerbung sei abgelehnt, alle seine Unterlagen und die Arbeitsproben waren beigelegt.

    Die Begründung ist das, was mich am meisten verwundert hat an dem ganzen Vorgang. Das war, dass meiner Bewerbung Bescheinigungen über Praktika fehlen würden, wobei ich ihm Anschreiben schon erwähnt hatte, dass ich gar keine Praktika haben kann und habe, weil ich über acht Jahre Berufserfahrung mitbringe und dementsprechend gehofft hatte, dass die angerechnet werden könnten.

    Offenbar, ärgert sich Thomas Ehl, sei sein Brief überhaupt nicht richtig gelesen worden.

    Also, ich habe das Gefühl, dass für diese 25 Euro, die ich da bezahlt habe, lediglich die Unterlagen auf die Vollständigkeit geprüft wurden, und das auch nur sehr oberflächlich. Man kann an meinen Bewerbungsunterlagen jetzt noch sehen, dass die nie durchgeblättert wurden. Die sind zusammengeheftet. Jeder weiß dass, wenn man zusammen geheftete Blätter hat, und man knickt die einmal um, dann ist das ein bleibender Schaden am Blatt. Und davon ist bei diesen Blättern nichts zu sehen. Das heißt, es wurde keine Zeile meines Schreibens gelesen, sondern wirklich nur anhand der beigelegten Liste kontrolliert, ob alle Unterlagen dabei sind.

    Den Einzelfall will Waltraut Otto nicht kommentieren. Sie bestätigt aber, dass bei vielen Studienbewerbern durch die Zahlung der Gebühr eine gewisse Anspruchshaltung entstehe. Dass das Geld jedoch nur ein Ausgleich für den reinen Verwaltungsaufwand sei, könnten die meisten Bewerber schon verstehen, auch wenn sie wegen einer Absage frustriert seien.

    Es ist nicht so, dass ich da schreiende Menschen in meinem Zimmer hätte, die protestieren. Das nicht. Überhaupt nicht. Das muss man wirklich noch mal sagen, wir sind selbst erstaunt: Das wird stärker akzeptiert, als ich es mir vorgestellt hätte.

    Die relativ guten Erfahrungen der Kunsthochschulen mit Bewerbungsgebühren wollen sich manche Bundesländer jetzt flächendeckend zu eigen machen. In Baden-Württemberg soll ein Bewerbungsgespräch an einer Hochschule ab nächstem Jahr 50 Euro kosten. Auch Niedersachsen hat sein Hochschulgesetz geändert, ohne bisher aber festzulegen, wie hoch die Gebühr für Bewerber sein wird. Dass andere Länder diese mögliche Einnahmequelle bei bundesweit immerhin fast 400 000 Studienanfängern im Jahr lange ungenutzt lassen werden, ist kaum zu erwarten.