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Bezahlung wie Männer
Finanzielle Gleichstellung für Norwegens Fußballerinnen

Gleiches Geld für gleiche Arbeit - Norwegens Fußballverband macht ernst damit. Die Frauen erhalten für ihren Einsatz im Nationalteam künftig so viel Geld wie ihre männlichen Kollegen.

Von Jessica Sturmberg | 08.10.2017
    Norwegische Fußballerinnen feiern ein Tor in der WM-Qualifikation gegen Nordirland.
    Norwegische Fußballerinnen feiern ein Tor in der WM-Qualifikation gegen Nordirland. (imago sportfotodienst)
    Sechs Millionen norwegische Kronen – umgerechnet sind das rund 640.000 Euro pro Jahr pro Team. Von keinem anderen Fußballverband der Welt ist bekannt, dass er Frauen und Männern finanziell gleichstellt. Eine Vereinbarung von historischer Dimension, über die die Norweger stolz sind. Auch weil sie damit eine Vorreiterrolle einnehmen.
    "Wir machen 100 Prozent den gleichen Job"
    "Wir haben sonst keine Fußballteams in der Welt, bei denen Frauen und Männer dasselbe Geld bekommen und im Nationalteam machen wir 100 Prozent den gleichen Job", sagt Norwegens offensive Mittelfeldspielerin Caroline Graham Hansen, die beim VfL Wolfsburg spielt. Um das finanzieren, leisten die norwegischen Fußball-Männer ihren Beitrag. Sie verzichten auf einen Teil ihrer Entlohnung, der ihnen für Werbeaktivitäten rund um ihren Einsatz in der Nationalmannschaft gezahlt wird.
    Das rechnen ihnen die Frauen hoch an, sagt Caroline Hansen. "Dass das Männerteam für uns einen Teil ihres Geldes opfert, um uns zu helfen, ist echt was Großes. Und es ist auch ein großer Schritt unseres Verbandes, um im Frauenfußball etwas zu bewegen in Sachen gleicher Bezahlung, um zu zeigen: so sollte es sein."
    Bisher erhielten norwegische Fußballnationalspielerinnen nur etwa die Hälfte dessen, was ihre männlichen Kollegen bekamen. Auch in anderen Ländern machen Sportlerinnen Druck, dass sie finanziell gleich behandelt werden. So streikten kürzlich die die dänischen Fußball-Vize-Europameisterinnen. Ein geplantes Länderspiel gegen die Niederlande musste daraufhin abgesagt werden. Als sie auch noch weiter damit drohten, nicht beim WM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn anzutreten, kam es letztlich zu einem Kompromiss - über dessen Inhalt beide Seiten nichts bekannt geben wollten. Für die Fußballerinnen war dabei wichtig, dass sie von ihren männlichen Kollegen unterstützt wurden.
    In den USA gehen die Fußballerinnen noch weiter
    Die US-Fußball-Nationalspielerinnen gehen sogar noch einen Schritt weiter mit ihren Forderungen. Als Weltranglistenerste und damit deutlich erfolgreicheres Team im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen stünde Ihnen eigentlich sogar eine höhere Entlohnung zu. Schließlich würden sie auch die höheren Preisgelder einspielen, sagte die zweifache Weltfußballerinnen und Kapitänin des Teams, Carli Lloyd bereits vor Monaten in der CBS-Sendung 60 Minutes. Sie seien schließlich erfolgreich und sollten bekommen, was sie verdienen.
    Bei den US-Spielerinnen kommt hinzu, dass der Verband - anders als bei anderen Sportarten in den USA - die Medienverträge gebündelt sowohl für das Männer- als auch das Frauen-Team abschließt. So kennen die Amerikanerinnen auch das Argument gut, dass Spitzensportlerinnen immer wieder entgegengehalten wird: die Vermarktung ihrer Spiele und Wettkämpfe brächten allein nicht dieselben Erträge ein wie die der männlichen Athleten.
    Aber auch in den Sportarten, in denen das nicht zutrifft wie etwa im Tennis, ist man noch weit entfernt von finanzieller Gleichbehandlung. Selbst dort, wo das der Fall ist, gäbe es eine einfache Lösung: Es wird gemeinsam vermarktet und anschließend zu gleichen Teilen ausgezahlt.