Die Erde ist 6000 Jahre alt, der Grand Canyon durch die Sintflut entstanden, und Noahs Arche hat es wirklich gegeben - wer wie die Kreationisten die Bibel wörtlich nimmt, kann zu solchen Schlussfolgerungen kommen. Doch als offizielle Lehrmeinung an deutschen Schulen haben solche Überzeugungen nichts verloren. Das stört die private August-Hermann-Francke-Schule in Gießen allerdings wenig. Dort wird nicht nur im Religionsunterricht, sondern sogar im naturwissenschaftlichen Fach Biologie auf Bibeltreue geachtet, wie ein Schüler in dem Film berichtet.
"Der Lehrer hat gesagt, dass er an die Schöpfungstheorie glaubt, und dadurch wurden wir in unserer Meinungsbildung schon beeinflusst und haben auch, denk ich mal, eher dann uns dazu bewogen gefühlt, an die Schöpfungstheorie zu glauben. Denn was der Lehrer denkt, das wird schon richtig sein - denn schließlich ist er ein Lehrer."
Also keine Abstammungslehre nach Charles Darwin, sondern ein intelligenter Schöpfer, der die Welt erschaffen hat - die Bibel als wissenschaftliches Lehrbuch. Das hessische Kultusministerium, von den Filmemachern auf diesen offensichtlichen Verstoß gegen die Richtlinien für das Fach Biologie angesprochen, reagierte mit dem lakonischen Hinweis, die Gießener Schule sei eben eine Privatschule und entziehe sich damit der staatlichen Lehraufsicht. Frank Papenbroock, einer der Autoren des Films, hat jedoch nicht nur in Gießen, sondern bundesweit kreationistische Schulbücher gefunden.
"Die Schulbücher werden günstig auf den Markt gebracht, also deutlich unter dem Preis, den sie eigentlich kosten müssten bei der aufwändigen Aufmachung. Und sie werden zum Teil verschenkt und durch Organisationen wie "Wort & Wissen" weiter verteilt, so dass dieses Schulbuch, über das wir in unserem Film reden, sich mittlerweile an etlichen Schulbibliotheken in Deutschland befindet, wo Kinder und Jugendliche ungehindert und unkommentiert vorfinden und das für ein ganz normales Schulbuch halten."
Und auch an öffentlichen Schulen werden die wissenschaftlichen Lehrpläne für das Fach Biologie von Kreationisten unterlaufen. Im Film äußert sich Wolfgang Meyer, Biologielehrer am staatlichen Liebig-Gymnasium in Gießen.
"Also, ich persönlich bin schon Anhänger eines Schöpfungsmodells. Ich stelle den Schülern die zwei Modelle in einer ganz knappen Form mit ihren Grundaussagen vor, also einmal ein Schöpfungsmodell und einmal ein Evolutionsmodell. Die Schüler lernen sehr schnell, dass die Aussagen, wie sie in den Schulbüchern drinstehen, durchaus hinterfragt werden können."
Viele Kreationisten, sagt Filmemacher Frank Papenbroock, seien regelrecht stolz auf ihr Wirken und würden sich deshalb auch offensiv dazu bekennen, Darwin abzulehnen und ihre eigenen Ideen in Schulen und Hochschulen zu verbreiten. Zwar handele es sich um eine zahlenmäßig eher kleine Gruppe, die sei aber gut organisiert und verfüge über große Finanzmittel vor allem aus den USA. Ein echter Glaubenskrieg rolle da auf das Bildungssystem in Europa zu, warnt Frank Papenbroock.
"Während es die Amerikaner bisher erfolgreich schaffen, diese Strömung aus der Schule herauszuhalten, gelingt das in Deutschland anscheinend nicht. Die Behörden haben wirklich nur bedingte Möglichkeiten, einzugreifen, oder sie möchten es nicht - eins von beidem. Und Schulen können relativ frei walten und haben einen großen Ermessensspielraum. Und mir persönlich kommt dieser Spielraum zu groß vor."
Bedenklich finden es die Filmemacher, dass auch an vielen Hochschulen immer öfter über Sinn und Unsinn des wortwörtlichen Glaubens an die Bibel diskutiert werde. So zeigen sie Szenen einer Veranstaltung der Universitäten Salzburg und Witten/ Herdecke, bei der im vergangenen Jahr auch ausgewiesene Kreationisten ganz ernsthaft mitdiskutieren durften.
"Man ist innerhalb der kreationistischen Gemeinde natürlich extrem dankbar, wenn man auf diese Art von Veranstaltungen eingeladen wird. Und es wird alles unternommen, um auf diese Art von Veranstaltungen zu kommen. Darüber ist man sehr glücklich, weil es Glaubwürdigkeit verleiht."
Die Strategie der Kreationisten - so zeigt es zumindest der Film - scheint aufzugehen: Weg von der Wissenschaft, hin zum Glauben - das ist das Motto, mit dem die christlichen Fundamentalisten in Schulen und Hochschulen offensichtlich zunehmend Erfolg haben.
Mehr zur Sendung: Arte: Von Göttern und Designern
"Der Lehrer hat gesagt, dass er an die Schöpfungstheorie glaubt, und dadurch wurden wir in unserer Meinungsbildung schon beeinflusst und haben auch, denk ich mal, eher dann uns dazu bewogen gefühlt, an die Schöpfungstheorie zu glauben. Denn was der Lehrer denkt, das wird schon richtig sein - denn schließlich ist er ein Lehrer."
Also keine Abstammungslehre nach Charles Darwin, sondern ein intelligenter Schöpfer, der die Welt erschaffen hat - die Bibel als wissenschaftliches Lehrbuch. Das hessische Kultusministerium, von den Filmemachern auf diesen offensichtlichen Verstoß gegen die Richtlinien für das Fach Biologie angesprochen, reagierte mit dem lakonischen Hinweis, die Gießener Schule sei eben eine Privatschule und entziehe sich damit der staatlichen Lehraufsicht. Frank Papenbroock, einer der Autoren des Films, hat jedoch nicht nur in Gießen, sondern bundesweit kreationistische Schulbücher gefunden.
"Die Schulbücher werden günstig auf den Markt gebracht, also deutlich unter dem Preis, den sie eigentlich kosten müssten bei der aufwändigen Aufmachung. Und sie werden zum Teil verschenkt und durch Organisationen wie "Wort & Wissen" weiter verteilt, so dass dieses Schulbuch, über das wir in unserem Film reden, sich mittlerweile an etlichen Schulbibliotheken in Deutschland befindet, wo Kinder und Jugendliche ungehindert und unkommentiert vorfinden und das für ein ganz normales Schulbuch halten."
Und auch an öffentlichen Schulen werden die wissenschaftlichen Lehrpläne für das Fach Biologie von Kreationisten unterlaufen. Im Film äußert sich Wolfgang Meyer, Biologielehrer am staatlichen Liebig-Gymnasium in Gießen.
"Also, ich persönlich bin schon Anhänger eines Schöpfungsmodells. Ich stelle den Schülern die zwei Modelle in einer ganz knappen Form mit ihren Grundaussagen vor, also einmal ein Schöpfungsmodell und einmal ein Evolutionsmodell. Die Schüler lernen sehr schnell, dass die Aussagen, wie sie in den Schulbüchern drinstehen, durchaus hinterfragt werden können."
Viele Kreationisten, sagt Filmemacher Frank Papenbroock, seien regelrecht stolz auf ihr Wirken und würden sich deshalb auch offensiv dazu bekennen, Darwin abzulehnen und ihre eigenen Ideen in Schulen und Hochschulen zu verbreiten. Zwar handele es sich um eine zahlenmäßig eher kleine Gruppe, die sei aber gut organisiert und verfüge über große Finanzmittel vor allem aus den USA. Ein echter Glaubenskrieg rolle da auf das Bildungssystem in Europa zu, warnt Frank Papenbroock.
"Während es die Amerikaner bisher erfolgreich schaffen, diese Strömung aus der Schule herauszuhalten, gelingt das in Deutschland anscheinend nicht. Die Behörden haben wirklich nur bedingte Möglichkeiten, einzugreifen, oder sie möchten es nicht - eins von beidem. Und Schulen können relativ frei walten und haben einen großen Ermessensspielraum. Und mir persönlich kommt dieser Spielraum zu groß vor."
Bedenklich finden es die Filmemacher, dass auch an vielen Hochschulen immer öfter über Sinn und Unsinn des wortwörtlichen Glaubens an die Bibel diskutiert werde. So zeigen sie Szenen einer Veranstaltung der Universitäten Salzburg und Witten/ Herdecke, bei der im vergangenen Jahr auch ausgewiesene Kreationisten ganz ernsthaft mitdiskutieren durften.
"Man ist innerhalb der kreationistischen Gemeinde natürlich extrem dankbar, wenn man auf diese Art von Veranstaltungen eingeladen wird. Und es wird alles unternommen, um auf diese Art von Veranstaltungen zu kommen. Darüber ist man sehr glücklich, weil es Glaubwürdigkeit verleiht."
Die Strategie der Kreationisten - so zeigt es zumindest der Film - scheint aufzugehen: Weg von der Wissenschaft, hin zum Glauben - das ist das Motto, mit dem die christlichen Fundamentalisten in Schulen und Hochschulen offensichtlich zunehmend Erfolg haben.
Mehr zur Sendung: Arte: Von Göttern und Designern