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Biblis B soll weiterlaufen

Der Atomkonsens sah ursprünglich vor, Biblis A im Jahre 2008 und Biblis B spätestens 2009 vom Netz zu nehmen. Doch RWE hat die Laufzeiten von Biblis durch Übertragung von Reststrommengen aus anderen Atomkraftwerken immer wieder verlängert.

Von Ludger Fittkau |
    Noch im Mai dieses Jahres kaufte das Essener Energieunternehmen zu diesem Zweck Restrommengen des stillgelegten EON-Atomkraftwerks Stade auf und übertrug sie auf Biblis. Scharf kritisierte dies seinerzeit die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD). Auch die gestrige Mitteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz, dass RWE nun noch einmal 8100 Gigawattstunden aus dem stillgelegten rheinland-pfälzischen Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich bei Koblenz auf Biblis B übertragen hat, ruft den Protest der Mainzer Politikerin hervor:

    "Das ist nicht akzeptabel, weil wir wissen, dass die beiden Blöcke in Biblis zu den störanfälligeren Reaktoren in Deutschland gehören. Sie gehören zu den ältesten Reaktoren und Röttgen selbst hat ja auch dem Bundestag berichtet, je älter desto störanfälliger und das ist verantwortungslos. Dazu kommt, dass die zwar unterschiedlich ausgelegt sind, aber beide eigentlich keine ausreichende Sicherheit haben gegen einen Flugzeugabsturz, schon gar nicht gegen einen gezielten Absturz und das sind alles Bausteine dafür, das wir immer gesagt haben. Nein, keine Übertragung von Restlaufzeiten."

    Zudem gelten die Reaktoren von Biblis als instabil. Noch vergangenen Freitag war es im Notfallsystem von Biblis B zu einer Störung gekommen. Wartungsarbeiten führten zu einer Unterbrechung der Stromversorgung – das Notfallsystem des Reaktors stand für kurze Zeit nicht zur Verfügung.

    Doch durch die 8100 Gigawattstunden, die RWE jetzt aus Mülheim-Kärlich auf Biblis B übertragen hat, kann der südhessische Atommeiler voraussichtlich ein Jahr länger laufen als geplant. Das heißt: Wie es zurzeit aussieht, wird Biblis B auch im Jahr 2012 noch laufen. Das wären dann drei Jahre länger, als der Atomkonsens des Jahres 2002 ursprünglich vorgesehen hatte. Fest steht damit auch: Obwohl Biblis wenige hundert Meter hinter der rheinland-pfälzischen Landesgrenze steht, wird es im nächsten Jahr bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz ein Thema werden.

    "Für die rheinland-pfälzische Landesregierung ist die Frage der Atomenergie immer ein hochpolitisches Thema gewesen, und nicht nur, weil wir mit Biblis A und Biblis B, aber auch mit Phillipsburg zwei Reaktorblöcke an der Grenze haben, es geht aber weit darüber hinaus: Es ist ein ganz zentrales Thema, das auch im Mittelpunkt für die Zukunft steht und da ist die Frage, wie wettbewerbsfähig halten wir unsere Wirtschaft, was sind unsere Akzente in der Industriepolitik und dazu gehört auch die Energiepolitik",

    da will Rheinland-Pfalz künftig ganz auf regenerative Energien setzten. Atomkraft ist für die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad eindeutig ein Auslaufmodell.