
Saarbrücken, ein Labor am Max-Planck-Institut für Informatik. Forscher Simon Olberding hält eine Postkarte in der Hand, eingeschweißt in Plastik. Das Motiv: das Fahrwerk eines Oldtimers.
"Ich nehme jetzt mal die Postkarte, und vielleicht hört man das: Es biegt sich wie Papier. Wie ein laminiertes Stück Papier lässt sich das deformieren."
Nichts Besonderes bei einer Postkarte - doch dann kommt der Clou: Auf der Plastik-Oberfläche sind zwei kreisrunde Schaltflächen markiert..
"Ich drücke jetzt auf den Knopf, und da leuchtet die Kurbelwelle. Drückt man den zweiten Knopf, leuchtet das Lenkrad. Was da leuchtet, ist eine dünne Schicht Phosphor, die wir aufgedruckt haben."
Simple Herstellung
Der Knopfdruck lässt einen schwachen Strom durch den Phosphor fließen und den Leuchtstoff in einem hellen Blau erstrahlen. Der Strom dafür kommt aus einer kleinen Uhrenbatterie. Die leuchtende Postkarte ist ein Display der besonderen Art: biegsam, hauchdünn und simpel herzustellen.
Das kleine Display lässt sich einfach ausdrucken, mit einem Drucker gefüllt mit einer elektrisch leitenden Spezialtinte. Die Einschränkung:
"Diese Displays haben nicht die Auflösung, die man von seinem Smartphone kennt."

Dennoch sollte man einiges damit anfangen können, meint Olberding. Integriert in Möbel, Taschen und Armbänder könnten sie aufleuchten, wenn eine Email oder eine SMS eintrifft. Und die Forscher haben sogar das Blatt einer künstlichen Zimmerpflanze mittels eines aufgeklebten Displays zu einem interaktiven Sichtelement gemacht.
"Was dort angezeigt wird: zum Beispiel eingehende Anrufe. Und da die Displays touch-sensitiv sind, kann man das Blatt drücken. Und dann wird der Anruf angenommen."
An einer ähnlichen Technik arbeitet man in Chemnitz, auf dem Gelände der Technischen Universität. Die Vision hier:
"Sie sitzen am Sonntag beim Frühstückstisch, schlagen die aktuelle Ausgabe des Spiegels auf. Und in diesem Spiegel sehen Sie bewegte Bilder: Die Zeiger einer Uhr bewegen sich, ein Logo blinkt auf oder rotiert. Das ist, wie man sich unser Produkt vorstellen kann."
Sagt Marcin Ratajczak, mit einigen Mitstreitern hat er das Start-up-Unternehmenstartup SIOD gegründet.
"Was wir herstellen möchten, sind flexible, druckbare OLEDs, die man in Papier integrieren kann und dadurch die Aufmerksamkeit von zum Beispiel Printwerbung steigern."
Organische Leuchtdioden

OLEDs sind organische Leuchtdioden, man könnte auch sagen leuchtendes Plastik. Bislang war ihre Herstellung recht aufwendig. Ratajczak will sie billiger machen und die OLEDs einfach ausdrucken.
"Das muss man sich vorstellen wie einen Aufkleber. Wir haben eine OLED direkt mit einer Energiequelle verbunden, gedruckt in eine Fläche. Diese integrieren wir über einen Klebeprozess in Papier. Der kann auf einer Packung erfolgen oder in einer Zeitung. Wir können in hohen Mengen drucken, und das zum kostengünstigen Preis."
Ein paar Euro soll das animierte Papier kosten - durchaus interessant für die Werbebranche, meint Ratajczak. Die Batterie hält nur Minuten und lässt sich ebenfalls drucken. Nach Gebrauch soll man sie herausnehmen und recyceln können. Doch die Zeitschriftenwerbung sei nur der Anfang, meinen die Experten. Denkbar sind Bedienungsanleitungen mit animierten Abbildungen oder Eintrittskarten, deren Echtheit durch aufleuchtende OLEDs angezeigt wird. Und:
Interessant für die Werbebranche
"Im Bereich der Verpackung kann man sich vorstellen, dass das Display so mit dem Kunden interagiert, dass man zeigt, ob das Produkt zur eigenen Diät passt oder ob zum Inhalt des Kühlschranks."
Ein erster Demonstrator des biegsamen Displays soll im Sommer fertig sein. Doch da die Chemnitzer die Leuchtkraft der gedruckten OLEDs verbessern wollen, dürften bis zur Massenproduktion noch einige Jahre vergehen.