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"Bien venu": Studieren in Paris

Rund 56.000 ausländische Studenten tummeln sich in Paris. Ein Informationsdienst der Cité Universitaire soll den Neuankömmlingen die Wohnungssuche und den Einstieg ins Leben an der Seine erleichtern.

Von Ursula Welter |
    Die Cité Universitaire von Paris. Im Süden der französischen Hauptstadt ein Campus der eigenen Art: Gepflegte Rasenflächen und Gehwege, spannende Architektur, 40 Staaten haben hier einzelne Häuser errichtet. Jedes Jahr kommen Zwölftausend Studenten an, alle bitten um Hilfe, nicht alle können auf dem Gelände auch wohnen. 5800 Unterkünfte gibt es, das Angebot ist begrenzt.

    "Ich hatte das Glück, als ich mich eingeschrieben habe, in meinem Institut gleich das Angebot bekommen habe, ich könnte einen Antrag stellen für ein Zimmer hier in der Cité Universitaire."

    Salome studiert Sprache, Literatur und Zivilisation, seit Kurzem ist sie in Paris.

    "Die Fragen, die sich für mich hier am Anfang stellen, sind ganz banale, organisatorische Fragen wie Bankkonto, Metroticket usw."

    Die Stadt Paris, die Verantwortlichen der Studentenstadt, die Präfektur, das Studentenwerk – alle haben ihre Experten geschickt. Bis zum 9. November können ausländische Studenten an Ort und Stelle, per Mail oder per Telefon ihre Fragen stellen. Viele Sprachen werden angeboten. Seit zehn Jahren gibt es die Begrüßungsplattform der Cité Universitaire, mit der auch gezeigt werden soll: Frankreich heißt ausländische Studenten willkommen.

    Französisch zu können, ist wichtig, sagt Soline aus dem Saarland, die in Paris ihren Master in VWL machen will und die, weil sie früh die Zusage hatte, mit einigen Monaten Vorlauf den Umzug nach Paris planen konnte:

    "Man merkt, dass das Wort Bürokratie aus Frankreich kommt, man muss eine Milliarde Papiere ausfüllen …"

    2,3 Millionen Studenten gibt es in ganz Frankreich. Allein in Paris tummeln sich fast 56.000 ausländische Studenten. Sie alle brauchen Wohnraum. Keine leichte Sache, sagt Johannes, Mathematikstudent an einer der Eliteschulen:

    "Man muss sehr viele Garantien vorlegen, man kann in einen Teufelskreislauf kommen. Um eine Wohnung zu mieten, braucht man eine Versicherung für die Wohnung, dafür braucht man ein Bankkonto, und dafür braucht man wiederum eine Adresse in Frankreich. Das ist fast unmöglich, das aufzubrechen. Da ist es natürlich toll, hier einziehen zu können, ohne große Vorleistungen."

    Wer nicht das Glück hat, eines der Zimmer in der Cité Universitaire zu bekommen, wird von den Beratern an Tauschbörsen oder an den freien Markt vermittelt. Die Verantwortlichen sind sich der Engpässe in einer der teuersten Städte Europas bewusst. An den Regeln ändern sie allerdings nichts – und zu den Regeln gehört: Wer eine Wohnung mieten will, braucht Bürgen.

    "Man braucht jemanden, der für einen haftet, und das muss ein Franzose sein bzw. eine Adresse in Frankreich."

    Der Monat September, indem die Studenten hier ankommen, ist besonders schwierig. Da suchen alle. Preiswerter Wohnraum ist selbst auf dem Campus kaum zu haben, sagt Denis, Student der Wirtschaftswissenschaften. Er hat ein Zimmer im portugiesischen Haus auf dem Campus gefunden:

    "Für das Zimmer bezahle ich 525 Euro, danach geht es hier in der Cité noch aufwärts, wenn man eine kleine Küche dabei hat, und selbst in den Vororten, da wurde mir von der Uni gesagt, was zehn, 20 Kilometer außerhalb ist, bezahlt man für ein Zimmer mit Küche und Bad immer noch 600. Das heißt, verglichen mit deutschen Studentenstädten - ich komme aus Aachen - das Doppelte oder Dreifache, was man für denselben Raum bezahlt."

    Als Deutscher in Paris und Frankreich zu studieren, ist immerhin einfach in puncto Aufenthaltsgenehmigung:

    "Normalerweise reicht der Personalausweis, das dürfte reichen, vielleicht Reisepass noch, aber das ist es, da hat die EU doch ihre Vorteile."

    Die französische Verwaltung kann für Ausländer ein undurchdringbares Dickicht sein. Auch deshalb wirbt die Stadt Paris für ihren Service. Der kostet nichts, das Studium sehr wohl:

    "Das hängt vom Programm ab. Es gibt Programme, teilweise Ingenieursprogramme, die kosten an die 1000 Euro. Die normalen Studiengebühren sind, glaube ich, 400 Euro. Es gibt 'Economic-Programme', die kosten bis zu 5000 Euro, aber da sind dann viele Betreuungsprogramme dabei. Also es kommt darauf an, und ob man Erasmus macht oder sein komplettes Studium hierher verlegt."

    Studieren in Paris, keine einfache Sache und doch begehrt. Verdient Paris also den Titel "attraktivste Studentenstadt"?

    "Ja, finde ich schon, jedenfalls nach anderthalb Wochen, definitiv…"
    "Definitiv, ja."
    "New York ist besser…"
    "Ich hoffe das jedenfalls, das habe ich mir versprochen, und ich werde das in den nächsten drei Jahren erfahren."


    Adressen:
    Service d’accueil des étudiants étrangers
    cité internationale universitaire de paris
    17, boulevard Jourdan
    75014 Paris
    0033 1 70 08 76 30
    dapm@ciup.fr
    geöffnet vom 6. September bis zum 9. November, montags bis freitags von 9 bis 16.30 Uhr

    Crous de Paris
    39, avenue Georges Bernanos
    75005 Paris
    0033 1 40 51 37 35
    service-international@crous-paris.fr