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Bier aus der Apotheke

Die Karlsberg-Brauerei testet zurzeit im Saarland den Verkauf eines Bier-Mischgetränks namens Karla in der Apotheke. Vor allem bierabstinente Frauen sollen so auf den Geschmack kommen. Das "Wellness-Getränk", wie es ettiketiert ist, besteht zu 70 Prozent aus Bier. Den Rest machen pflanzliche Extrakte aus Melisse und Soja aus.

Von Tonia Koch |
    In der St. Ingberter Hirsch-Apotheke fallen die blau und rot etikettierten Karla-Flaschen dem Kunden direkt ins Auge. "Wer kosten will, der darf gerne Mal einen Schluck probieren, wir haben so kleine Probier-Gläschen."

    Wie viele seiner Kunden tatsächlich von diesem Angebot Gebrauch machen, verrät Manuel Schmitt nicht. Mal eine, mal zwei auch mal sechs Flaschen im Tragebeutel als Geschenk für die Oma. Die verkaufte Anzahl von Flaschen scheint niedrig, trotzdem zeigt sich der Apotheker zufrieden. "Wir haben die Neugier geweckt, ich denke, für die erste Phase läuft es wunschgemäß."

    Hin und wieder wird Schmitt darauf angesprochen, dass dieses neuartige Wellness-Getränk eben doch Alkohol enthalte. Denn das Mixgetränk besteht zu 70 Prozent aus Bier und zu 30 Prozent aus anderen pflanzlichen Extrakten, die aus Melisse und Soja gewonnen werden. Der Alkoholgehalt sei mit knapp 1 Prozent jedoch so niedrig, dass er dem Wohlbefinden nicht abträglich sei, argumentiert Apotheker Schmitt.

    "Da der unter ein Prozent liegt, kann man den außen vorlassen, also es hat ein Fünftel soviel Alkohol wie ein normales Bier."

    Vom Apotheker empfohlen, das ist das, was sich die Brauerei für Karla wünscht. Denn dann dürfe das Leichtbier endlich als das gelten was es sei: Ein gesundes Produkt. Und niemand sei besser geeignet, diesen Gesundheitsgedanken der Kundschaft nahe zu bringen, als die Apotheken. Richard Weber, Chef der Karlsberg-Brauerei und Präsident des Deutschen Brauerbundes.

    "Nirgends in Deutschland ist der Wellness- und Gesundheitsaspekt so kompetent vertreten wie in Apotheken. Ich glaube, da wird es einen Transfer geben vom kompetenten Apotheker auf einen Geschmack, den wir liefern."

    Vor allem die weitgehend bierabstinenten Frauen sollen auf den Geschmack kommen. Sie sollen mit Hilfe von Karla den Einstieg schaffen und ihre Berührungsängste gegenüber Bier abbauen. Es geht also darum, das mitunter notleidende Image des Bieres aufzupäppeln.

    Denn ob mit Karla, das ausschließlich über Apotheken vertrieben wird, tatsächlich ein Geschäft zu machen ist, steht in den Sternen. Der Absatz an Wellness-Getränken über die Vertriebsschiene Apotheke liegt nach Auffassung von Weber bundsweit bei allerhöchstes 100.000 Hektolitern.

    Wenig im Vergleich zum jährlichen Bierabsatz, der in Deutschland trotz beständigem Rückgang nach wie vor über 100 Millionen Hektoliter liegt. Doch Karlsberg ist offenbar gewillt, den Schritt in Richtung bundesweites Vertriebsnetz zu wagen. "Die Grundentscheidung außerhalb des Saarlandes zu gehen, die ist getroffen."

    Bislang wird das Apothekenbier über eine Mehrwegsystem angeboten. Die Brauerei war dagegen, aber die Kooperationspartner bestanden darauf.

    "Wir wollten in den Apotheken Einwegprodukte verkaufen. Aber die Apotheker haben gesagt, nein, nein, wir möchten Mehrweg. Wir wollen, dass der Konsument wieder zurückkommt und wir entsorgen. Die Apotheker sehen ganz stark den Frequenzbringer Mehrweg."

    Bisher scheint die Rechnung jedoch nicht aufgegangen zu sein, Apothekenkunden über die Pfandflasche an sich zu binden.