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Bieterschlacht um Bundesligafernsehrechte

Um im nächsten Jahr endlich einmal Gewinne zu schreiben, muss der Bezahlsender Sky sein Zugpferd behalten - die Rechte für die Berichterstattung über die Fußballbundesliga. Und da gibt es erstens harte Konkurrenz und zweitens fehlt das Geld.

Von Michael Watzke | 03.04.2012
    Der Münchner Bezahlfernsehsender Sky TV macht gern und oft Eigenwerbung mit dem griffigen Slogan:

    "Ich seh was Besseres – Sky!"

    Derzeit muss das TV-Unternehmen des britisch-australischen Medien-Tycoons Rupert Murdoch fürchten, dass viele seiner drei Millionen Kunden diesen Spruch "Ich seh was Besseres" bald wörtlich nehmen. Und abwandern. Dann nämlich, wenn die Fernsehrechte an der Fußballbundesliga nicht bei Sky bleiben, sondern an einen der 14 Mitbewerber gehen, die derzeit versuchen, sich in einer hochpreisigen Bieterschlacht gegenseitig auszustechen. Sky-Chef Brian Sullivan ist angeblich bereit, für alle Spiele und Übertragungswege bis zu 360 Millionen Euro pro Jahr zu zahlen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Das wären 70 Millionen mehr als bisher. Dabei schreibt Sky jetzt schon Jahr für Jahr hohe Verluste. 2010 lagen sie bei 269 Millionen Euro. Und dass die Verluste im vergangenen Jahr auf 155 Millionen Euro sanken, feiert Brian Sullivan schon als Erfolg:

    "The year 2011 was the best year in the history of this company."

    Es sei das beste Ergebnis der Firmengeschichte, sagt Sky-Chef Sullivan, ein Amerikaner, dessen bullige Statur und rötliche Haare an den britischen Fußballer Wayne Rooney erinnern. Fußball, sagt Sullivan, sei das Kernprodukt von Sky:

    "Wenn Du ein echter Fußballfan bist, musst Du Sky schauen. Egal ob Bundesliga, DFB-Pokal, Champions League oder Europaliga."

    In diesen Wochen entscheidet sich die Bieterschlacht. Und vor allem die beiden aussichtsreichsten Gegner Sky und die Deutsche Telekom treiben die Preise hoch. Manche Experten reden schon von einem möglichen Bundesliga-Rechte-Preis von 500 Millionen Euro pro Jahr, also zwei Milliarden Euro für das Vier-Jahres-Paket. Woher will Sky dieses Geld nehmen? Der Pay-TV-Sender schiebt jetzt schon Verbindlichkeiten von netto 525 Millionen Euro vor sich her. Finanzvorstand Steve Tomsic akquiriert derzeit fleißig zusätzliche Finanzmittel. Er hat bereits 71 Millionen neue Aktien ausgegeben. Das brachte 156 Millionen Euro in die Kasse. Jetzt will er noch einmal knapp 150 Millionen Euro auftreiben:

    "Um auf die Gesamtsumme von 300 Millionen Euro zu kommen, planen wir entweder ein Bezugsrechtsangebot, eine Privatplatzierung, ein Gesellschafterdarlehen oder eine Wandelschuldverschreibung."

    Alles hängt davon ab, ob und zu welchem Preis Sky die Bundesligarechte bekommt. Noch vor dem letzten Bundesligaspiel Anfang Mai soll die Entscheidung fallen. Sky setzt seine Hoffnungen vor allem auf die deutschen Kartellbehörden. Denn die müssen prüfen, ob die Deutsche Telekom die Fußballrechte überhaupt kaufen darf. Denn die Telekom selbst darf kein Fernsehen veranstalten. Schließlich ist ihr maßgeblicher Aktionär mit 30 Prozent niemand anderes als die Bundesrepublik Deutschland.