Krauter: Eine Ringröhre von 26 Kilometern Umfang, knapp 10.000 supraleitende Magneten und Protonenpakete, die fast Lichtgeschwindigkeit erreichen, bevor sie aufeinander krachen – so lautet das Rezept, mit denen Physiker den Urknall simulieren wollen. Die dazu gebaute Teilchenschleuder bei Genf heißt LHC und sollte eigentlich schon lange laufen. Doch schon zwei Tage nach dem offiziellen Start am 10. September 2008 gab es erste Probleme. Kurz darauf dann die Hiobsbotschaft: Zwangspause für mindestens ein Jahr. Seit Freitagabend nun ist die Warterei vorbei. Frage an meinen Kollegen Frank Grotelüschen in Hamburg, die Megamaschine bei Genf läuft wieder. Aber wenn man ehrlich ist, ist das ja ein Neustart mit angezogener Handbremse.
Grotelüschen: Trotzdem hatten die Cern-Physiker ziemlich gute Laune, das war heute auf einer Pressekonferenz des Cern zu sehen, die im Internet übertragen wurde. Denn seit Freitag läuft dieser Beschleuniger, läuft diese Maschine eigentlich ziemlich rund. Und heute gegen 13.30 Uhr war es sogar erstmals gelungen, eben beide Wasserstoffkernstrahlen in den Ring zu sperren. Das braucht man ja, um die Wasserstoffkerne mit voller Wucht aufeinander zu schießen. Also ziemlich gute Laune bei den Physikern. Vielleicht etwas Nervosität, ob es auch ganz gut geht in den nächsten Tagen. Aber eigentlich doch sehr viel Zuversicht.
Krauter: Trotzdem angezogene Handbremse, weil man mit ganz kleiner Energie zurzeit fährt?
Grotelüschen: Man fährt mit ganz kleiner Energie und wird den Ring jetzt erstmal ganz, ganz langsam erst hochfahren auf seine Endenergie. Man hat dann auch einige neue Sicherheitsfeatures eingebaut, um einfach zu vermeiden, dass so etwas nochmal passiert. Vor allem so ein neues Überwachungssystem, also ein Frühwarnsystem könnte man fast sagen. Es soll also diesen Ring dann gleich abschalten, wenn mal wieder etwas passieren sollte. Also damals, vor einem Jahr war ja letztendlich ein Kabel durchgeschmort. Und das wurde damals nicht überwacht. Jetzt will man's überwachen und einfach verhindern, dass so etwas noch einmal passiert oder den Ring dann gleich abschalten, wenn es noch einmal passiert. Und wenn das noch einmal passieren sollte, dann hat man jetzt die Magnete viel stärker am Boden verankert, so dass sie nicht so schnell rausgerissen werden und der Schaden nicht zu groß ist. Alles in allem haben diese Reparaturen übrigens 27 Millionen Euro gekostet. Das ist ein Haufen Geld, aber im Vergleich zum Gesamtpreis von etwa drei, vier Milliarden ist das dann doch eher was aus der Portokasse.
Krauter: Also verbesserte Sicherheitsmaßnahmen, die eine Menge Geld gekostet haben. Was steht denn jetzt in den nächsten Wochen an? Jetzt wird das Gerät wahrscheinlich auf Herz und Nieren getestet.
Grotelüschen: Ja, aber das nächste, was jetzt ansteht, ist, dass man erstmals wirklich Kollisionen hinbekommen möchte, dass will man noch vor Weihnachten schaffen. Das war auch eine Geschichte vor einem Jahr, die man noch nicht geschafft hatte. Damals hatte man zwar Teilchen beschleunigt, aber eben noch nicht zum Zusammenstoß gebracht. Und jetzt, bis Weihnachten will man das noch schaffen. Und dann will man eigentlich so ganz allmählich die ganze Anlage hochfahren und dann vielleicht im ersten Halbjahr auf neue Rekordenergien bringen um dann auch wissenschaftliche Ergebnisse einzufahren.
Krauter: Der LHC konkurriert ja in gewisser Hinsicht mit einem schon existierenden Beschleuniger in den USA. Wann wird die Maschine in Genf denn den US-Konkurrenten endgültig überrunden? Kann man das schon sagen?
Grotelüschen: Die Cern-Physiker wollen sich noch ein Weihnachtsgeschenk machen. Sie wollen also bis Weihnachten genau das noch gerade so schaffen. Also um das in Zahlen zu nennen: das Tevatron in Chicago schafft ein Teraelektronenvolt (TEV), das ist die Einheit mit der die Energie gemessen wird. Und der LHC soll bis dahin 1,2 Teraelektronenvolt schaffen, also gerade mal drüber. Das reicht dann schon für einen Eintrag ins Guinnesbuch der Rekorde, aber richtig konkurrenzfähig wird der LHC dann doch erst im nächsten Jahr werden. Denn erst einmal werden die Physiker die Maschine noch nachmessen, ihre Kameras einstellen, die Detektoren einstellen und mit neuen Ergebnissen rechnet man wahrscheinlich eher so in der zweiten Jahreshälfte 2010. Da werden wir uns also noch ein bisschen gedulden müssen
Krauter: Die endgültige Leistung soll ja deutlich höher liegen. Wann wird die denn erreicht sein? Haben Sie da schon einen Zeitplan gehört aus Genf?
Grotelüschen: Also man will jetzt im nächsten Jahr erstmal die halbe Sollleistung schaffen von 3,5 TEV. Ausgelegt ist die Maschine ja eigentlich auf sieben Teraelektronenvolt. Und das wird man aber erst so in circa zwei Jahren schaffen. Denn wenn man das schaffen will, dann muss man die Maschine doch noch einmal abschalten, doch noch einmal einige Komponenten einbauen, die Sicherheit checken und so weiter und sofort. Also das wird noch eine ganze Weile dauern, aber wie gesagt: Man kann auch schon mit dieser halben Laufstärke unter Umständen schon sehr aufregende Physik und sogar nobelpreisträchtige Ergebnisse schaffen, also sind wird gespannt.
Krauter: In welchem Gebiet wäre das nobelpreisträchtig?
Grotelüschen: Die Forscher hoffen auf die sogenannten Susy-Teilchen, die womöglich hinter der dunklen Materie stecken, von der es im Weltall ja nur so wimmeln soll. Und es wäre in der Tat ein Hammer, wenn man da so Teilchen finden könnte, wo man sagen kann: Ja das sind sozusagen die Grundbausteine dieser ominösen dunklen Materie. Das wäre mit Garantie einen Nobelpreis wert.
Krauter: Die Urknall-Maschine des europäischen Teilchenforschungszentrums Cern läuft wieder. Informationen dazu von Frank Grotelüschen, vielen Dank.
Grotelüschen: Trotzdem hatten die Cern-Physiker ziemlich gute Laune, das war heute auf einer Pressekonferenz des Cern zu sehen, die im Internet übertragen wurde. Denn seit Freitag läuft dieser Beschleuniger, läuft diese Maschine eigentlich ziemlich rund. Und heute gegen 13.30 Uhr war es sogar erstmals gelungen, eben beide Wasserstoffkernstrahlen in den Ring zu sperren. Das braucht man ja, um die Wasserstoffkerne mit voller Wucht aufeinander zu schießen. Also ziemlich gute Laune bei den Physikern. Vielleicht etwas Nervosität, ob es auch ganz gut geht in den nächsten Tagen. Aber eigentlich doch sehr viel Zuversicht.
Krauter: Trotzdem angezogene Handbremse, weil man mit ganz kleiner Energie zurzeit fährt?
Grotelüschen: Man fährt mit ganz kleiner Energie und wird den Ring jetzt erstmal ganz, ganz langsam erst hochfahren auf seine Endenergie. Man hat dann auch einige neue Sicherheitsfeatures eingebaut, um einfach zu vermeiden, dass so etwas nochmal passiert. Vor allem so ein neues Überwachungssystem, also ein Frühwarnsystem könnte man fast sagen. Es soll also diesen Ring dann gleich abschalten, wenn mal wieder etwas passieren sollte. Also damals, vor einem Jahr war ja letztendlich ein Kabel durchgeschmort. Und das wurde damals nicht überwacht. Jetzt will man's überwachen und einfach verhindern, dass so etwas noch einmal passiert oder den Ring dann gleich abschalten, wenn es noch einmal passiert. Und wenn das noch einmal passieren sollte, dann hat man jetzt die Magnete viel stärker am Boden verankert, so dass sie nicht so schnell rausgerissen werden und der Schaden nicht zu groß ist. Alles in allem haben diese Reparaturen übrigens 27 Millionen Euro gekostet. Das ist ein Haufen Geld, aber im Vergleich zum Gesamtpreis von etwa drei, vier Milliarden ist das dann doch eher was aus der Portokasse.
Krauter: Also verbesserte Sicherheitsmaßnahmen, die eine Menge Geld gekostet haben. Was steht denn jetzt in den nächsten Wochen an? Jetzt wird das Gerät wahrscheinlich auf Herz und Nieren getestet.
Grotelüschen: Ja, aber das nächste, was jetzt ansteht, ist, dass man erstmals wirklich Kollisionen hinbekommen möchte, dass will man noch vor Weihnachten schaffen. Das war auch eine Geschichte vor einem Jahr, die man noch nicht geschafft hatte. Damals hatte man zwar Teilchen beschleunigt, aber eben noch nicht zum Zusammenstoß gebracht. Und jetzt, bis Weihnachten will man das noch schaffen. Und dann will man eigentlich so ganz allmählich die ganze Anlage hochfahren und dann vielleicht im ersten Halbjahr auf neue Rekordenergien bringen um dann auch wissenschaftliche Ergebnisse einzufahren.
Krauter: Der LHC konkurriert ja in gewisser Hinsicht mit einem schon existierenden Beschleuniger in den USA. Wann wird die Maschine in Genf denn den US-Konkurrenten endgültig überrunden? Kann man das schon sagen?
Grotelüschen: Die Cern-Physiker wollen sich noch ein Weihnachtsgeschenk machen. Sie wollen also bis Weihnachten genau das noch gerade so schaffen. Also um das in Zahlen zu nennen: das Tevatron in Chicago schafft ein Teraelektronenvolt (TEV), das ist die Einheit mit der die Energie gemessen wird. Und der LHC soll bis dahin 1,2 Teraelektronenvolt schaffen, also gerade mal drüber. Das reicht dann schon für einen Eintrag ins Guinnesbuch der Rekorde, aber richtig konkurrenzfähig wird der LHC dann doch erst im nächsten Jahr werden. Denn erst einmal werden die Physiker die Maschine noch nachmessen, ihre Kameras einstellen, die Detektoren einstellen und mit neuen Ergebnissen rechnet man wahrscheinlich eher so in der zweiten Jahreshälfte 2010. Da werden wir uns also noch ein bisschen gedulden müssen
Krauter: Die endgültige Leistung soll ja deutlich höher liegen. Wann wird die denn erreicht sein? Haben Sie da schon einen Zeitplan gehört aus Genf?
Grotelüschen: Also man will jetzt im nächsten Jahr erstmal die halbe Sollleistung schaffen von 3,5 TEV. Ausgelegt ist die Maschine ja eigentlich auf sieben Teraelektronenvolt. Und das wird man aber erst so in circa zwei Jahren schaffen. Denn wenn man das schaffen will, dann muss man die Maschine doch noch einmal abschalten, doch noch einmal einige Komponenten einbauen, die Sicherheit checken und so weiter und sofort. Also das wird noch eine ganze Weile dauern, aber wie gesagt: Man kann auch schon mit dieser halben Laufstärke unter Umständen schon sehr aufregende Physik und sogar nobelpreisträchtige Ergebnisse schaffen, also sind wird gespannt.
Krauter: In welchem Gebiet wäre das nobelpreisträchtig?
Grotelüschen: Die Forscher hoffen auf die sogenannten Susy-Teilchen, die womöglich hinter der dunklen Materie stecken, von der es im Weltall ja nur so wimmeln soll. Und es wäre in der Tat ein Hammer, wenn man da so Teilchen finden könnte, wo man sagen kann: Ja das sind sozusagen die Grundbausteine dieser ominösen dunklen Materie. Das wäre mit Garantie einen Nobelpreis wert.
Krauter: Die Urknall-Maschine des europäischen Teilchenforschungszentrums Cern läuft wieder. Informationen dazu von Frank Grotelüschen, vielen Dank.