"Das sieht wie eine kleine Satellitenschüssel mit Zielfernrohr aus."
Alexander Dix ist unwohl: ein Parabol-Richtmikrofon ist auf den Datenschutzbeauftragten des Landes Brandenburg gerichtet. Das Mikrofon kann man für nur 40 Euro im Internet kaufen, zum Beispiel bei Ebay. Mit solch einem Gerät lassen sich auf 50 Meter Entfernung Gespräche belauschen.
"Wir beobachten ja in der öffentlichen Diskussion um den Datenschutz eine permanente Auseinandersetzung um die Frage, wie weit dem Staat die Möglichkeit eröffnet werden soll, seine Bürgerinnen und Bürger zu überwachen. Aber was bisher weitgehend unbemerkt geblieben ist, dass sich ein regelrecht privater Markt für Spitzeltechnik entwickelt hat."
Parabolmikrofone, teils getarnt als Regenschirm, Funkvideokameras von der Größe eines Ein-Euro-Stücks und selbst gewisse Wanzen kann man völlig legal und recht anonym im Internet kaufen. Und zwar zu immer günstigeren Preisen. Ansgar Huth ist Experte für Lauschabwehr und Datenschutz. Gerade steht er in dem Konferenzraum eines Frankfurter Hochhauses. Er hat den Raum zur Demonstration verwanzt:
"Das Schlimme hierbei ist: diese Abhörwanzen funktionieren zum Teil auf sehr große Flächen."
Ganze Etagen kann man damit aus einer Entfernung von einigen hundert Metern abhören. Diese Wanze ist so groß wie ein Zuckerwürfel und darf als so genannte Funkertechnik vertrieben werden. Nur der Einsatz zum Abhören ist verboten. Wer Personen bespitzelt und auffliegt, bekommt es mit dem Staatsanwalt zu tun. Nur ist die Technik meist so klein, dass die Täter selten auffliegen. Wie soll man eine Stereowanze entdecken, die aus zwei Drähten besteht, die zusammen dünner als ein Haar sind? Bei einem Scheidungsfall ist die Bespitzelung allerdings dennoch aufgeflogen:
"Die andere Person hat hier ihren Ehepartner abhören lassen. In dem Fall wurden zum Beispiel HF-Sender, also die typische Wanze, eingesetzt. Diese wurden zum Glück dann auch gefunden. Es war aber alles so dubios, dass man im Nachhinein doch ein Gutachten verlangt hatte. Ich habe mich dann mit der Sache befasst und musste dann wirklich feststellen, dass selbst im Privatbereich mittlerweile Dimensionen erreicht werden, die wir nur von der Industrie- und Bankenspionage kennen."
Das ist eigentlich Ansgar Huths Tätigkeitsbereich. Er prüft, ob Firmenräume von der Konkurrenz mit Wanzen oder mit Miniatur-Funkvideokameras ausspioniert werden. Dabei kommt es vor, dass er mit seinem Videoscanner ein Funkkamera-Signal empfängt, das von einer Kamera außerhalb des Firmengeländes stammt: aus einer Privatwohnung, zum Beispiel aus dem Badezimmer. Von Entwicklern von Spionagetechnik weiß Ansgar Huth, dass sich zurzeit in Deutschland circa eine Million Abhörgeräte in privater Hand befinden. Tendenz steigend. Vor 20 Jahren musste man sich noch in Flughafenshops im Ausland die Technik für viel Geld und unter der Versicherung, sie nicht in dem Land des Flughafens einzusetzen, besorgen. Heute geht das einfacher und billiger. Funkwanzen gibt es schon ab zehn Euro im Internet. Ein Ebay-Verkäufer hat sich gar auf den Verkauf von Kugelschreibern mit Wanzeninhalt spezialisiert. Das ist deshalb nicht illegal, weil Kugelschreiber und Wanze nur als Bausatz vertrieben werden. In Alltagsgegenständen bereits integrierte Wanzen sind in der Regel verboten. Für den Datenschützer Alexander Dix gibt es nur eine Antwort auf den neuen Internetmarkt:
"Kollegen von mir haben mit mir gemeinsam vor fünf Jahren gefordert, dass der Staat jetzt ernsthaft prüfen sollte, ob nicht der freie Verkauf von Abhörtechnik verboten werden sollte. Inzwischen muss man diese Forderung erstrecken auf Überwachungstechnik, weil ich meine, dass den Staat hier auch eine Verantwortung zum Schutz seiner Bürgerinnen und Bürger vor heimlicher Überwachung trifft."
Zwar werden Funkminiaturkameras auch von Modelleisenbahnern legal genutzt und mit Parabolmikrofonen kann man auch Vogelstimmen belauschen. Aber so viele Modelleisenbahner und Vogelkundler wie Spionagetechnik verkauft wird, kann es gar nicht geben. Ansgar Huth versucht in Seminaren über Spionagetechnik aufzuklären. Der Schutz beginne schon mit dem Bewusstsein für die Brisanz einer Information:
"Wenn jetzt dieses Schriftstück irgendwo veröffentlicht würde oder der und der erhalten würde oder meine Gespräche jetzt verwertet werden würden, was würde es für mich bedeuten? Wenn man das realisiert hat von der Gefahr her, sollte man sich schon dementsprechend zurückhaltend verhalten, um hier diese Dinge dann zu schützen.
Alexander Dix ist unwohl: ein Parabol-Richtmikrofon ist auf den Datenschutzbeauftragten des Landes Brandenburg gerichtet. Das Mikrofon kann man für nur 40 Euro im Internet kaufen, zum Beispiel bei Ebay. Mit solch einem Gerät lassen sich auf 50 Meter Entfernung Gespräche belauschen.
"Wir beobachten ja in der öffentlichen Diskussion um den Datenschutz eine permanente Auseinandersetzung um die Frage, wie weit dem Staat die Möglichkeit eröffnet werden soll, seine Bürgerinnen und Bürger zu überwachen. Aber was bisher weitgehend unbemerkt geblieben ist, dass sich ein regelrecht privater Markt für Spitzeltechnik entwickelt hat."
Parabolmikrofone, teils getarnt als Regenschirm, Funkvideokameras von der Größe eines Ein-Euro-Stücks und selbst gewisse Wanzen kann man völlig legal und recht anonym im Internet kaufen. Und zwar zu immer günstigeren Preisen. Ansgar Huth ist Experte für Lauschabwehr und Datenschutz. Gerade steht er in dem Konferenzraum eines Frankfurter Hochhauses. Er hat den Raum zur Demonstration verwanzt:
"Das Schlimme hierbei ist: diese Abhörwanzen funktionieren zum Teil auf sehr große Flächen."
Ganze Etagen kann man damit aus einer Entfernung von einigen hundert Metern abhören. Diese Wanze ist so groß wie ein Zuckerwürfel und darf als so genannte Funkertechnik vertrieben werden. Nur der Einsatz zum Abhören ist verboten. Wer Personen bespitzelt und auffliegt, bekommt es mit dem Staatsanwalt zu tun. Nur ist die Technik meist so klein, dass die Täter selten auffliegen. Wie soll man eine Stereowanze entdecken, die aus zwei Drähten besteht, die zusammen dünner als ein Haar sind? Bei einem Scheidungsfall ist die Bespitzelung allerdings dennoch aufgeflogen:
"Die andere Person hat hier ihren Ehepartner abhören lassen. In dem Fall wurden zum Beispiel HF-Sender, also die typische Wanze, eingesetzt. Diese wurden zum Glück dann auch gefunden. Es war aber alles so dubios, dass man im Nachhinein doch ein Gutachten verlangt hatte. Ich habe mich dann mit der Sache befasst und musste dann wirklich feststellen, dass selbst im Privatbereich mittlerweile Dimensionen erreicht werden, die wir nur von der Industrie- und Bankenspionage kennen."
Das ist eigentlich Ansgar Huths Tätigkeitsbereich. Er prüft, ob Firmenräume von der Konkurrenz mit Wanzen oder mit Miniatur-Funkvideokameras ausspioniert werden. Dabei kommt es vor, dass er mit seinem Videoscanner ein Funkkamera-Signal empfängt, das von einer Kamera außerhalb des Firmengeländes stammt: aus einer Privatwohnung, zum Beispiel aus dem Badezimmer. Von Entwicklern von Spionagetechnik weiß Ansgar Huth, dass sich zurzeit in Deutschland circa eine Million Abhörgeräte in privater Hand befinden. Tendenz steigend. Vor 20 Jahren musste man sich noch in Flughafenshops im Ausland die Technik für viel Geld und unter der Versicherung, sie nicht in dem Land des Flughafens einzusetzen, besorgen. Heute geht das einfacher und billiger. Funkwanzen gibt es schon ab zehn Euro im Internet. Ein Ebay-Verkäufer hat sich gar auf den Verkauf von Kugelschreibern mit Wanzeninhalt spezialisiert. Das ist deshalb nicht illegal, weil Kugelschreiber und Wanze nur als Bausatz vertrieben werden. In Alltagsgegenständen bereits integrierte Wanzen sind in der Regel verboten. Für den Datenschützer Alexander Dix gibt es nur eine Antwort auf den neuen Internetmarkt:
"Kollegen von mir haben mit mir gemeinsam vor fünf Jahren gefordert, dass der Staat jetzt ernsthaft prüfen sollte, ob nicht der freie Verkauf von Abhörtechnik verboten werden sollte. Inzwischen muss man diese Forderung erstrecken auf Überwachungstechnik, weil ich meine, dass den Staat hier auch eine Verantwortung zum Schutz seiner Bürgerinnen und Bürger vor heimlicher Überwachung trifft."
Zwar werden Funkminiaturkameras auch von Modelleisenbahnern legal genutzt und mit Parabolmikrofonen kann man auch Vogelstimmen belauschen. Aber so viele Modelleisenbahner und Vogelkundler wie Spionagetechnik verkauft wird, kann es gar nicht geben. Ansgar Huth versucht in Seminaren über Spionagetechnik aufzuklären. Der Schutz beginne schon mit dem Bewusstsein für die Brisanz einer Information:
"Wenn jetzt dieses Schriftstück irgendwo veröffentlicht würde oder der und der erhalten würde oder meine Gespräche jetzt verwertet werden würden, was würde es für mich bedeuten? Wenn man das realisiert hat von der Gefahr her, sollte man sich schon dementsprechend zurückhaltend verhalten, um hier diese Dinge dann zu schützen.