Passiert ist es vorletzte Woche vor ´ner Vorlesung die ich im Audimax hatte, dass ich in den Saal reinkam, eben so wie wir durch die Tür. Ich blickte da zufällig in die Richtung wo da dieser Technikraum ist und konnte durch die Scheiben zwölf angeschaltete Monitore sehen und auf diesen Monitoren gut erkennbar die anderen Hörsäle der Humboldt Universität und da bin ich fast umgefallen, weil ich mir gar nicht erklären konnte wie das sein kann und ich fand das ein ganz schönes Stück das sich mir in dem Moment offensichtlich erschloss, dass da die anderen Hörsäle videoüberwacht sind ohne dass zumindest den Studenten bekannt ist.
Nur durch Zufall hatte Carlos Katins, Jurastudent im siebten Semester an der Berliner Humboldt Uni, entdeckt, dass so gut wie alle Hörsäle im Hauptgebäude der Universität videoüberwacht werden. Auf zwölf Monitoren konnte man so in einem Technikerraum oberhalb des Auditorium Maximum kontrollieren was wo passiert. Doch dabei, so fand der Student heraus, ging es nicht nur um die Bildübertragung.
Das eigentliche Problem ist ja nicht bloß, dass diese Videoüberwachung stattfindet, sondern darüber hinaus auch noch das Audiosignal. Das was in den Hörsälen in das Mikrofon hineingesprochen wird, von dem jeder ausgeht das wird nur deswegen da reingesprochen damit man das im Hörsaal besser hören kann, das wird auch noch quer über die Universität in diesen zentralen Raum übertragen, so dass man auch mithören kann von zentraler Stelle und das ist ja noch mal ein Stück mehr.
Eine Praxis, so der Datenschutzbeauftragte der Uni, André Kuhring, um die technische Unterstützung in den Hörsälen zu vereinfachen.
Die Technik ist Mitte der 50er Anfang der 60er Jahre sukzessive angeschafft worden. Es handelt sich hier um feste Kameras die in einzelnen Hörsälen montiert wurden und ein Standbild übertragen in den Tontechnikerraum. Diese festen Kameras dienten als Unterstützung um nicht immer in den entsprechenden Hörsaal oder Vortragsraum gehen zu müssen, um zu sehen, ob jemand dort dann Probleme hatte oder Unterstützung brauchte dass dann tontechnisch dort einzupegeln.
Um also von zentraler Stelle aus die Mikrophone in allen Hörsälen einstellen zu können, sieht man in dem Technikerraum nicht nur was wo passiert, sondern alles was in eines der Mikrophone gesprochen wird, ist dort hörbar und kann sogar mitgeschnitten werden. Das aber versichert André Kuhring, sei nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redner erlaubt. Und doch gibt er zu, dass es in den letzten Jahren mehrfach Verstöße gegeben habe.
Eigentlich aber sei die Technik derartige veraltet, so die Argumentation des Datenschutzbeauftragten, dass eine effektive Überwachung eigentlich nicht möglich gewesen sei. – Als er jedoch, aufgeschreckt durch die Initiative des Jurastudenten, zusammen mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz in der vergangenen Woche eine Ortsbegehung durchführte, war auch er völlig überrascht von dem was er sah.
Ich bin Ende letzter Woche hineingegangen und war schwer erstaunt, dass ich nicht die Altanlage vorfand, sondern eine Neuanlage. Mir war lediglich bekannt, dass der Raum renoviert wird. Es war mir nicht bekannt dass die Technik ausgewechselt wird.
Die alte DDR-Technik verschwand zu Gunsten einer high-tech Ausstattung allerbester Qualität. Serverschränke, Monitore, Kassettenrekorder, Aussteuerungspulte – alles vom feinsten. Wer hier überwachen und kontrollieren will hat alles was er braucht. Eigentlich hätte der Datenschutzbeauftragte bei einem solchen Umbau vorab gefragt werden müssen. Jetzt hat er erst mal an allen Hörsälen Schilder anbringen lassen, die die Studenten über die Videoüberwachung informieren. Ob aber die neue Technik überhaupt benutz wird ist noch offen. Der Jurastudent Carlos Katins will dass die Uni alle diese Kameras abbaut und hat schon mal einen Anwalt beauftragt gegen die Uni Klage zu erheben.
Ich finde es ist einfach der Tod eines jeden kritischen wissenschaftlichen Diskurses, wenn da irgendwo ´ne Kamera ist die einen überwacht, man weiß nicht wer am anderen Ende sitzt, wer da zuhört .... deswegen ist es eben schon ein Problem weil es sich mit dem Humboldtschen Geist von freier Lehre einfach nicht verträgt, selbst wenn es nur Kameraattrappen wären, müssten sie abgeschafft werden. Alleine diese Symbolik da ist ´ne Kamera gerade mit der Historie der Humboldt Universität finde ich ist ein ganz furchtbares Bild, was so nicht aufrechterhalten bleiben darf.
(Autor: Dieter Wulf)
Links zum Thema:
Humboldt-Universität Berlin
Nur durch Zufall hatte Carlos Katins, Jurastudent im siebten Semester an der Berliner Humboldt Uni, entdeckt, dass so gut wie alle Hörsäle im Hauptgebäude der Universität videoüberwacht werden. Auf zwölf Monitoren konnte man so in einem Technikerraum oberhalb des Auditorium Maximum kontrollieren was wo passiert. Doch dabei, so fand der Student heraus, ging es nicht nur um die Bildübertragung.
Das eigentliche Problem ist ja nicht bloß, dass diese Videoüberwachung stattfindet, sondern darüber hinaus auch noch das Audiosignal. Das was in den Hörsälen in das Mikrofon hineingesprochen wird, von dem jeder ausgeht das wird nur deswegen da reingesprochen damit man das im Hörsaal besser hören kann, das wird auch noch quer über die Universität in diesen zentralen Raum übertragen, so dass man auch mithören kann von zentraler Stelle und das ist ja noch mal ein Stück mehr.
Eine Praxis, so der Datenschutzbeauftragte der Uni, André Kuhring, um die technische Unterstützung in den Hörsälen zu vereinfachen.
Die Technik ist Mitte der 50er Anfang der 60er Jahre sukzessive angeschafft worden. Es handelt sich hier um feste Kameras die in einzelnen Hörsälen montiert wurden und ein Standbild übertragen in den Tontechnikerraum. Diese festen Kameras dienten als Unterstützung um nicht immer in den entsprechenden Hörsaal oder Vortragsraum gehen zu müssen, um zu sehen, ob jemand dort dann Probleme hatte oder Unterstützung brauchte dass dann tontechnisch dort einzupegeln.
Um also von zentraler Stelle aus die Mikrophone in allen Hörsälen einstellen zu können, sieht man in dem Technikerraum nicht nur was wo passiert, sondern alles was in eines der Mikrophone gesprochen wird, ist dort hörbar und kann sogar mitgeschnitten werden. Das aber versichert André Kuhring, sei nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redner erlaubt. Und doch gibt er zu, dass es in den letzten Jahren mehrfach Verstöße gegeben habe.
Eigentlich aber sei die Technik derartige veraltet, so die Argumentation des Datenschutzbeauftragten, dass eine effektive Überwachung eigentlich nicht möglich gewesen sei. – Als er jedoch, aufgeschreckt durch die Initiative des Jurastudenten, zusammen mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz in der vergangenen Woche eine Ortsbegehung durchführte, war auch er völlig überrascht von dem was er sah.
Ich bin Ende letzter Woche hineingegangen und war schwer erstaunt, dass ich nicht die Altanlage vorfand, sondern eine Neuanlage. Mir war lediglich bekannt, dass der Raum renoviert wird. Es war mir nicht bekannt dass die Technik ausgewechselt wird.
Die alte DDR-Technik verschwand zu Gunsten einer high-tech Ausstattung allerbester Qualität. Serverschränke, Monitore, Kassettenrekorder, Aussteuerungspulte – alles vom feinsten. Wer hier überwachen und kontrollieren will hat alles was er braucht. Eigentlich hätte der Datenschutzbeauftragte bei einem solchen Umbau vorab gefragt werden müssen. Jetzt hat er erst mal an allen Hörsälen Schilder anbringen lassen, die die Studenten über die Videoüberwachung informieren. Ob aber die neue Technik überhaupt benutz wird ist noch offen. Der Jurastudent Carlos Katins will dass die Uni alle diese Kameras abbaut und hat schon mal einen Anwalt beauftragt gegen die Uni Klage zu erheben.
Ich finde es ist einfach der Tod eines jeden kritischen wissenschaftlichen Diskurses, wenn da irgendwo ´ne Kamera ist die einen überwacht, man weiß nicht wer am anderen Ende sitzt, wer da zuhört .... deswegen ist es eben schon ein Problem weil es sich mit dem Humboldtschen Geist von freier Lehre einfach nicht verträgt, selbst wenn es nur Kameraattrappen wären, müssten sie abgeschafft werden. Alleine diese Symbolik da ist ´ne Kamera gerade mit der Historie der Humboldt Universität finde ich ist ein ganz furchtbares Bild, was so nicht aufrechterhalten bleiben darf.
(Autor: Dieter Wulf)
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Humboldt-Universität Berlin